Liebe, die der Teufel schenkt
gemischt. Schließlich feiern wir ein Straßenfest. Das dürfen sie nicht vergessen.«
»Natürlich. Und wo wird die Gymnastik durchgeführt?« wollte ich wissen.
»Kommen Sie mit.« Der Mann schüttelte den Kopf und schlurfte vor uns her.
Wir gingen über einen Parkettboden und erreichten am Ende des Ganges eine große Tür, die aufgeschoben werden musste. Sie lief auf Rollen und bewegte sich ziemlich leicht. Die Öffnung wurde sehr groß, so dass wir fast den gesamten Gymnastikraum überblicken konnten. Kein typischer Turnhallengeruch wehte uns entgegen, sondern eine Mischung aus Parfüm und Schweiß. Wahrscheinlich funktionierte die Belüftung nicht.
Wir blickten in den großen Raum und sahen gegenüber die zahlreichen Fenster, die wir schon von der Straße her entdeckt hatten. Rechts von uns befand sich das Pult. Darauf stand eine Hi-Fi-Anlage. Die Schallplatten standen in Kästen.
Leer war der große Raum. Das Parkett glänzte matt. An zahlreichen Stellen hatte es Macken bekommen, und wir sahen auch Abdrücke von Füßen.
Ich ging vor, um mir einen Eindruck dieses Turnhallenraumes zu verschaffen.
Vor mir war die große Wand von zahlreichen Fenstern durchbrochen. An den Breitseiten sah ich keine Fenster. Dafür Bilder. Leider war das Licht sehr schlecht. Ich musste näher heran, um die Motive der Malereien besser zu sehen.
Ich war überrascht, denn die Bilder hatten zwei Dinge gemeinsam. Erstens waren sie auf eine gewisse Art und Weise abstrakt zu nennen, und zweitens zeigten sie eigentlich immer das gleiche Motiv. Flammen! Mal so gemalt, wie sie eigentlich waren, mal etwas verfremdet oder verzerrt. Jedenfalls Flammen, und ich zog natürlich sofort meine Verbindungen, denn nicht umsonst hatte ich die Wirkung des Feuers bei dem Mädchen Rita gesehen.
Und auch hier die Flammen. Gab es Zusammenhänge? Ich drehte mich wieder um, ohne etwas von meinem Verdacht gesagt zu haben. Suko stand in der Nähe des Zwergs.
»Haben Sie genug gesehen?« fragte dieser.
Suko antwortete mit einer Gegenfrage: »Kennen Sie zufällig ein Mädchen namens Rita?«
Er lachte schallend. »Mister, fragen Sie mich etwas Leichteres. Was meinen Sie, wie viele Girls hier herumlaufen, die den Namen Rita tragen. Ehrlich, ich kann die Namen nicht alle behalten. Tut mir leid, Mister.«
»Oder Bea?«
»Auch nicht.«
Ich wurde ärgerlich, als ich auf ihn zuschlenderte. Vielleicht hatte er den Namen wirklich noch nicht gehört, aber er hätte zumindest überlegen können.
»Denken Sie nach, Meister. Bea! Dieser Name ist zumindest ungewöhnlich. Daran müsste man sich doch erinnern!«
»Sie wohnen nicht im Westend?«
»Nein.«
»Das merkt man«, sagte er ein wenig überheblich. »Dann wüssten Sie, dass ausgefallene Namen hier an der Tagesordnung sind. Wenn Sie mich nach einer June, Jane oder Carol gefragt hätten, wäre das etwas anders gewesen. Hier sind die ungewöhnlichen Namen normal, wenn Sie verstehen, was ich meine, Mister.«
»Sehr gut sogar.«
»Wollen Sie jetzt wieder gehen?«
»Noch nicht.«
Der Mann vor uns verdrehte die Augen »Meine Güte, was haben Sie denn jetzt noch?«
»Wir sahen vorhin Wagen auf dem Hof parken.«
»Ja, ja, das ist so üblich.«
»Kennen Sie die Besitzer der Autos?«
»Die meisten.«
»Da stand ein Mini Cooper«, nahm mein Freund Suko den Faden auf. »Wissen Sie, wem dieser Wagen gehört?«
»Nein. Der ist neu. Ich habe mich schon darüber gewundert.«
»Und Sie haben auch nicht gesehen, wie er ankam?« hakte ich weiter nach.
»Ich habe etwas anderes zu tun.«
»Was denn?« wollte Suko wissen.
»Ich bin hier für verschiedene Dinge verantwortlich. Ich reinige die Nassräume. Manchmal verteile ich auch Werbematerial oder sitze an der Kasse. Getränke verkaufe ich auch.«
»Und aus welchem Grunde sind Sie heute hier?«
»Kann ich jetzt auch nicht sagen. Das Straßenfest kam so plötzlich. Ich hatte ja erst gedacht, dass die Damen zum Kursus kämen, aber jetzt sitzen sie unten.«
»Es besteht auch keine Chance, dass sie noch hochkommen und anfangen?«
»So wie die feiern nicht.«
Da hatte er recht, und wir standen da wie die begossenen Pudel. War die Schule harmlos, oder war sie es nicht? Eine Antwort auf die Frage wusste ich nicht, und auch der Kalfaktor hatte völlig harmlose Antworten gegeben.
Dennoch blieb bei mir ein ungutes Gefühl zurück. Zudem brauchte ich nur die Bilder zu sehen. Die gefielen mir überhaupt nicht, obwohl sie völlig harmlos aussahen, aber gegen Flammen war
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