Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)
Hm …« Er dachte kurz nach und sagte: »Ich hab mich heute Morgen beim Rasieren ins Kinn geschnitten.«
Sie schielte fast, als sie sein Kinn betrachtete. »Meine Mom hat ein Pflaster. Sie hat viele Pflaster in ihrer Handtasche. Ich kann dir eins holen.«
Er sah sich schon mit einem neonpinkfarbenen Verband rumlaufen. »Nein. Nein danke«, lehnte er ab und bemerkte nach und nach auch Lexies andere Eigenheiten, zum Beispiel, dass sie oft Silben verschluckte. Er konzentrierte sich voll und ganz auf sie und stellte sich vor, sie seien allein im Park. Natürlich waren sie das nicht, und es dauerte nicht lange, bis zwei Jungs zu ihnen herüberkamen. Sie waren schätzungsweise dreizehn Jahre alt und trugen ausgebeulte schwarze Shorts, weite T-Shirts und Baseballmützen mit dem Schirm nach hinten.
»Sind Sie nicht John Kowalsky?«
»Klar«, meinte er und stand auf. Normalerweise hatte er nichts dagegen, angesprochen zu werden, schon gar nicht von Jungs, die mit ihm über Eishockey quatschen wollten. Aber heute wäre ihm lieber gewesen, wenn ihn niemand gestört hätte. Er hätte es besser wissen müssen. Seit der letzten Saison waren die Chinooks populärer als je zuvor. Neben Baseball-Star Ken Griffey und Computer-Milliardär Bill Gates war sein Gesicht das bekannteste in Washington State, erst recht nach dieser Werbekampagne, die er für den Molkereiverband gemacht hatte.
Seine Teamkameraden hatten ihn wegen des weißen Milchbarts gnadenlos aufgezogen, und obwohl er es nicht zugab, war er sich wie ein armseliges Würstchen vorgekommen, wenn er an den Reklametafeln vorbeigefahren war. Doch John hatte schon vor Ewigkeiten gelernt, die ganze Aufregung um seine Berühmtheit nicht zu ernst zu nehmen.
»Wir haben Sie gegen die Black Hawks spielen sehen«, erzählte einer der Jungs, dessen T-Shirt ein Bild von einem Snowboarder zierte. »Geil, wie Sie Chelios mitten auf dem Eis mit der Hüfte gecheckt haben. Junge, ist der geflogen!«
John erinnerte sich gut an das Spiel. Dieses Foul hatte ihm
eine kleine Strafe und eine Prellung so groß wie eine Cantaloupe-Melone eingebracht. Es hatte höllisch wehgetan, aber das war Teil des Spiels. Teil seines Jobs.
»Freut mich, dass es euch gefallen hat«, sagte er und schaute in ihre jungen Augen. Die Heldenverehrung, die er darin sah, gab ihm ein ungutes Gefühl; so war es immer. »Spielt ihr auch?«
»Nur Street-Hockey«, antwortete der andere Junge.
»Wo denn?« Er wandte sich Lexie zu und nahm sie bei der Hand, damit sie sich nicht ausgeschlossen fühlte.
»Drüben an der Grundschule in unserem Viertel. Wir trommeln einen Haufen Jungs zusammen und spielen.«
Während die zwei Nachwuchssportler ihn über ihr Straßen-Hockey ins Bild setzten, fiel ihm eine junge Frau auf, die zielstrebig auf ihn zusteuerte. Ihre Jeans war knalleng und ihr Tanktop ließ ihren Bauchnabel frei. John witterte sexuell aggressive Frauen auf fünfzig Schritte Entfernung. Sie waren überall, lauerten in der Hotellobby, vor der Umkleidekabine und am Teambus. Frauen, die scharf darauf waren, es mit Prominenten zu treiben, waren in einer Menschenmenge leicht auszumachen. Man erkannte sie daran, wie sie gingen und ihr Haar nach hinten warfen. An der wilden Entschlossenheit im Blick.
Er hoffte, die Frau würde vorbeigehen.
Fehlanzeige.
»David, du sollst zu deiner Mom kommen«, befahl sie und blieb neben den Jungs stehen.
»Sag ihr, in einer Sekunde.«
»Sie hat sofort gesagt.«
»Verdammt.«
»Es war nett, euch kennenzulernen.« John schüttelte ihnen die Hände. »Wenn ihr nächstes Mal bei einem Spiel seid, wartet
vor der Umkleidekabine auf mich, dann stell ich euch ein paar anderen Spielern vor.«
»Echt?«
»Ja!«
Als die zwei sich trollten, blieb die Frau bei ihm stehen. John ließ Lexies Hand los und schaute auf ihren Scheitel. »Zeit, deinen Drachen einzuholen«, sagte er. »Deine Mom fragt sich bestimmt schon, wo wir bleiben.«
»Sind Sie John Kowalsky?«
Er schaute auf. »Stimmt«, antwortete er, und sein Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass er an ihrer Gesellschaft nicht interessiert war. Sie war durchaus hübsch, aber spindeldürr und wirkte wie eine falsche Blondine, die zu lange in der Sonne gebrutzelt hatte. Entschlossenheit machte ihre hellblauen Augen hart, und er fragte sich, zu wie viel Unhöflichkeit sie ihn zwingen würde.
»Tja, John«, schnurrte sie und verzog die Mundwinkel langsam zu einem verführerischen Lächeln. »Ich bin Connie.« Ihre Blicke beharkten ihn
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