Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)
Georgeanne ging zu Lexie und streckte ihr die Hand hin, um ihr aufzuhelfen. »Komm, wir suchen uns eine andere Beschäftigung, bis John fertig ist.«
»Ich bin fertig«, verkündete er und stieg ab. Er bemühte sich, ihr ins Gesicht zu sehen und nicht auf ihr Dekolleté zu starren wie ein pubertärer Schuljunge. Er hatte keine Lust, von ihr dabei ertappt zu werden, wie er ihr auf den Busen glotzte, und ihr so den Eindruck zu vermitteln, ein perverser Mistkerl zu sein. Schließlich war sie die Mutter seines Kindes, und obwohl sie sich nie klar zu dem Thema äußerte, wusste er, dass sie sowieso keine sehr hohe Meinung von ihm hatte. Vielleicht verdiente er ihre schlechte Meinung ja, vielleicht auch nicht. »Eigentlich wollte ich das heute gar nicht machen, aber Lexie und mir wurde ein bisschen langweilig, als wir auf dich gewartet haben. Wir hatten die Wahl zwischen dem Heimtrainer und dem Barbie-Schönheitssalon.«
»Ich kann mir dich nicht beim Barbiespielen vorstellen.«
»Dann sind wir schon zwei.« Doch da gab es ein Problem mit seinen guten Vorsätzen; das rückenfreie Top, das sie trug, schwächte seine Willenskraft. Ähnlich wie bei Superman und Kryptonit. »Lexie und ich haben uns überlegt, ob wir zum Abendessen Austern essen wollen.«
»Austern?« Georgeanne sah Lexie überrascht an. »Austern schmecken dir bestimmt nicht.«
»Do-och. John meint ja.«
Georgeanne widersprach nicht, doch eine Stunde später, als sie in einem Fischrestaurant saßen, warf Lexie nur einen Blick auf das Austernfoto auf der Speisekarte und rümpfte die Nase. »Das ist eklig«, verkündete sie. Als die Kellnerin sich dem Tisch näherte, bestellte sich Lexie dann auch prompt ein getoastetes Käsesandwich mit »frischem« Brot, Pommes auf einem Extrateller und dazu Heinz-Ketchup.
Die Kellnerin richtete ihre Aufmerksamkeit auf Georgeanne, und John lehnte sich zurück und bestaunte die Überzeugungskraft ihres Südstaatencharmes und ihres Megawatt-Lächelns.
»Ich weiß, dass Sie sehr beschäftigt sind, und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass Ihr Job undankbar und äußerst hektisch ist, aber Sie sehen aus wie eine ganz Liebe, und ich hatte gehofft, nur ein paar kleine Veränderungen vornehmen zu können«, legte sie los, und ihre Stimme troff vor Mitgefühl für die Frau mit dem »undankbaren« Job. Als sie endlich fertig war, hatte sie Lachs mit einer »braunen Zitronenpetersilie-Buttersauce« bestellt, der nicht mal auf der Karte stand. Statt Reis verlangte sie neue Kartoffeln, »ohne Butter, nur mit einer Messerspitze Salz und einer Prise Schnittlauch«. Sie bestellte ihre Cantaloupe auf einem Extrateller, weil »Cantaloupe nie warm serviert werden sollte«. John hätte es nicht gewundert, wenn die Frau Georgeanne aufgefordert hätte, sich ihre Bestellung sonst wohin zu schieben, doch das tat sie nicht. Die Kellnerin schien sich sogar darüber zu freuen, speziell für Georgeanne die Speisekarte zu ändern.
Im Vergleich zu seinen beiden Begleiterinnen war Johns Bestellung höchst unkompliziert. Austern in der Halbschale.
Sonst nichts. Keine Extrawürste. Sobald die Kellnerin weg war, schaute er über den Tisch zu seinen Frauen. Beide trugen leichte Sommerkleider. Georgeannes Kleid passte zum Grün ihrer Augen, Lexies zum Blau ihres Lidschattens . Er bemühte sich um Gelassenheit, doch er fand die dicke Schminke im Gesicht seines kleinen Mädchens grässlich. Es war superpeinlich, und er war dankbar, dass es in der Nische, in der sie saßen, so dunkel war.
»Willst du die etwa essen?«, fragte Lexie, als das Essen serviert wurde. Sie beugte sich vor, von seinem Abendessen fasziniert und doch abgestoßen.
»Und ob.« Er griff nach einer Halbschale und hob sie an die Lippen. »Hm«, sagte er, schlürfte die Auster in seinen Mund und schluckte sie runter.
Lexie kreischte auf, und Georgeanne wurde blass und widmete sich ihrem Lachs mit der braunen Zitronenpetersilie-Buttersauce.
Der Rest des Essens verlief ziemlich gut. Sie plauderten etwas entspannter als sonst, doch der gemütliche Abend fand ein jähes Ende, als die Kellnerin ihm die Rechnung präsentierte. Georgeanne griff danach, doch er legte schnell die Hand darauf. Ihre Blicke trafen sich über dem Tisch, und sie sah aus wie eine Frau, die am liebsten die Handschuhe fallen lassen und mit ihm um die Rechnung kämpfen würde.
»Ich zahle«, sagte sie drohend.
»Zwing mich nicht, grob zu werden«, warnte er sie und drückte beschwichtigend ihre Hand. Er hatte nichts
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