Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)
Georgeanne war erleichtert, dass es jemanden gab, der sportlicher war als sie und Lexie dabei helfen konnte. Überrascht stellte sie fest, dass sie, statt sich verraten und verkauft zu fühlen, das Gefühl hatte, von einer lästigen Pflicht entbunden worden zu sein.
Zu Beginn wackelten Lexies Fußknöchel noch, doch John stellte Lexie vor sich, hielt sie an den Armen fest und nahm ihre Rollerblades zwischen seine Füße. Dann stieß er sich ab, und die zwei setzten sich in Bewegung. Georgeanne konnte nicht hören, was er zu Lexie sagte, doch sie sah, wie ihre Tochter nickte und die Füße synchron zu Johns bewegte.
Mit den hohen Inlinern war John noch größer als sonst. Lexies Hinterkopf reichte kaum bis zum Bund seiner Jeansshorts, in die er sein »Bad Dog«-T-Shirt gesteckt hatte. Lexie mit ihren neonpinkfarbenen Fahrradshorts und dem rosafarbenen »Hallo Kitty«-Shirt sah zwischen den großen Füßen ihres Vaters sehr klein und zierlich aus.
Georgeanne schaute ihnen nach und beobachtete die Touristen,
die an der Promenade entlangspazierten. Ein junges Paar ging vorbei und schob einen Doppelbuggy, und wie schon so oft fragte sich Georgeanne, wie es wäre, eine typische Kleinfamilie zu haben, und, auch wenn sie gut allein klarkam, einen Ehemann, der alle Sorgen mit ihr teilte.
Sie dachte an Charles und bekam Gewissensbisse. Sie hatte ihm zwar von ihren und Lexies Urlaubsplänen in Cannon Beach erzählt, dabei jedoch ein wichtiges Detail ausgelassen. John. Charles hatte am Abend vor ihrer Abreise sogar angerufen, um ihr eine gute Reise zu wünschen. Spätestens dann hätte sie es ihm beichten müssen, doch sie hatte gekniffen. Aber irgendwann musste sie es ihm erzählen. Es würde ihm gar nicht gefallen, und sie konnte es ihm nicht verübeln.
Ein Möwenschwarm kreischte über ihr und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf mehrere Kinder, die über die Promenadenmauer trockenes Brot zum Strand warfen. Georgeanne beobachtete ein Weilchen die Vögel und die Menschen, bevor sie John und Lexie entdeckte. John kam rückwärts auf sie zugeskatet, und sie ließ den Blick gemächlich über seine muskulösen Waden, seine Kniekehlen und harten Schenkel zu der Brieftasche gleiten, die seine Gesäßtasche ausbeulte. Dann kreuzte er einen Fuß hinter den anderen und skatete neben Lexie vorwärts. Georgeanne betrachtete ihre Tochter und lachte. Lexie hatte die Augenbrauen zusammengezogen, während sie sich auf Johns Anweisungen konzentrierte. Die beiden rollten langsam an ihr vorbei, und John warf Georgeanne einen Blick zu. Seine Augenbrauen senkten sich, und Georgeanne fiel auf, wie sehr er und Lexie sich ähnelten. Sie hatte zwar schon immer gedacht, dass Lexie John ähnlicher sah als ihr, doch jetzt, wo beide ein finsteres Gesicht machten, war die Ähnlichkeit frappierend.
»Ich dachte, du wolltest hier üben«, sagte er.
Das hatte sie auch behauptet, und er hatte ihr geglaubt. »Ach, hab ich ja auch«, schwindelte sie.
»Dann komm mit.« Er machte eine auffordernde Bewegung mit dem Kopf.
»Ich muss noch üben. Fahrt ruhig ohne mich.«
Lexie hob den Blick von ihren Füßen. »Mommy, guck mal, ich kann das schon gut.«
»Ja, das sehe ich.« Sobald die zwei vorbeigefahren waren, widmete sich Georgeanne wieder ihren Menschenstudien. Sie hoffte, dass John und Lexie, wenn sie das nächste Mal zurückkamen, das Skaten leid wären und sie alle drei ihre Rollerblades zurückgeben und sich stattdessen in den Souvenirläden, die den Broadway säumten, umsehen konnten.
Doch ihre Hoffnungen zerschlugen sich, als Lexie so kühn an ihr vorbeirollte, als wäre sie schon mit Rädern an den Füßen zur Welt gekommen.
»Fahr nicht zu weit«, rief John Lexie nach und setzte sich neben Georgeanne auf die Steinmauer. »Sie ist ziemlich gut für ihr Alter«, meinte er und lächelte, offensichtlich sehr zufrieden mit sich.
»Sie hat so was schon immer schnell gelernt. Sie konnte bereits laufen, bevor sie neun Monate war.«
Er schaute auf seine Füße. »Ich glaub, ich auch.«
»Wirklich? Ich hab mir schon Sorgen gemacht, dass sie O-Beine bekommt, wenn sie so früh läuft, aber ich hatte keine Möglichkeit, sie davon abzuhalten, außer sie an allen vieren zu fesseln. Außerdem hat Mae gesagt, dieser Quatsch mit den O-Beinen sei sowieso ein Ammenmärchen.«
Sie schwiegen eine Weile, während sie ihrer Tochter zusahen. Sie fiel auf den Po, stand wieder auf und fuhr weiter.
»Wow, das ist was ganz Neues«, sagte Georgeanne überrascht,
weil
Weitere Kostenlose Bücher