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Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)

Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)

Titel: Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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ich dran, dir eine zu stellen.«
    John schüttelte den Kopf. »Ich hab dir von DeeDee und meiner Trinkerei erzählt. Das sind zwei Leichen im Keller. Deshalb schuldest du mir noch eine.«
    »Na schön. Was?«
    »An dem Tag, als du die Bilder von Lexie zu mir ins Hausboot gebracht hast, hast du gesagt, dass du erleichtert wärest, dass sie sich in der Schule nicht schwertut. Was hast du damit gemeint?«
    Eigentlich hatte sie keine Lust, mit John Kowalsky über ihre Legasthenie zu sprechen.
    »Liegt es daran, dass du mich für einen doofen Sportlerhohlkopf hältst?« Er packte die obere Querstrebe der Stuhllehne und lehnte sich zurück.
    Seine Frage erstaunte sie. Er wirkte ruhig und kühl, als ginge ihre Antwort ihm am Allerwertesten vorbei. Doch sie hatte das Gefühl, dass sie ihm wichtiger war, als sie wissen sollte. »Tut mir leid, wenn ich dich als Hohlkopf bezeichnet habe. Ich weiß, wie es ist, danach beurteilt zu werden, was man tut oder wie man aussieht.« Viele Menschen litten an Legasthenie, erinnerte sie sich, doch zu wissen, dass Berühmtheiten wie Cher, Tom Cruise und Einstein ebenfalls darunter litten, machte es nicht einfacher, sich einem Mann wie John zu offenbaren. »Meine Sorge um Lexie hatte nichts mit dir zu tun. Ich selbst habe mich als Kind in der Schule sehr schwergetan. Ich hatte Probleme mit Lesen, Schreiben und Rechnen.«
    Abgesehen von einer leichten Falte zwischen den Augenbrauen, blieb sein Gesicht ausdruckslos. Er schwieg.
    »Aber du hättest mich in meiner Ballett-und-Benimm-Schule erleben sollen«, fuhr sie fort, ließ ihre Stimme ungezwungen klingen und versuchte, ihm ein Lächeln zu entlocken. »Ich mag zwar die schlechteste Ballerina gewesen sein, die je über eine Bühne hüpfte, aber in Benimm hab ich mich sehr hervorgetan. Darin habe ich sogar die Abschlussprüfung als Klassenbeste bestanden.«
    Er schüttelte den Kopf, und die Falte verschwand von seiner Stirn. »Daran zweifele ich keine Sekunde.«
    Georgeanne lachte und gab ihre Zurückhaltung ein wenig auf. »Während andere Kinder sich das Einmaleins einprägten, hab ich mir Tischgedecke eingeprägt. Ich kenne die korrekte Position für alles, von Krabbengabeln bis zu Fingerschalen. Ich habe Besteckmuster gelesen wie andere Mädchen Detektivgeschichten. Ich hatte keinerlei Probleme, Frühstücksbesteck und Abendbesteck auseinanderzuhalten, aber Worte wie Rot und Tor, Leben und Nebel waren ein echter Krampf für mich.«
    Er kniff die Augen leicht zusammen. »Du bist Legasthenikerin?«
    Georgeanne setzte sich aufrechter hin. »Ja.« Sie wusste, dass sie sich dafür nicht zu schämen brauchte. Trotzdem fügte sie hinzu: »Aber ich hab gelernt, damit umzugehen. Viele Leute glauben, dass Legastheniker nicht lesen können. Das stimmt nicht. Wir lernen nur ein bisschen anders. Ich kann lesen und schreiben wie die meisten Leute, aber Mathe wird nie meine Stärke sein. Legasthenikerin zu sein macht mir inzwischen nicht mehr so viel aus.«
    Er fixierte sie und sagte: »Aber als Kind schon.«
    »Klar.«
    »Bist du getestet worden?«
    »Ja. In der vierten Klasse wurde ich von irgendeinem Arzt getestet. Ich erinnere mich nicht mehr so genau.« Sie schob ihren Stuhl zurück und erhob sich. Wut stieg in ihr auf. Wut auf John, weil er ihr Problem zur Sprache brachte, als würde es ihn etwas angehen. Und sie empfand wieder die alte Bitterkeit über den Arzt, der ihr junges Leben völlig auf den Kopf gestellt hatte. »Er hat meiner Großmutter erzählt, dass ich eine Fehlfunktion des Gehirns hätte, was zwar nicht ganz und gar falsch ist, aber ein ziemlich harter Ausdruck und eine Pauschaldiagnose. In den siebziger Jahren wurde alles von Legasthenie bis geistiger Zurückgebliebenheit als Fehlfunktion des Gehirns angesehen.« Sie zuckte mit den Schultern, als wäre nichts davon wirklich wichtig, und lachte gezwungen. »Der Arzt hat gesagt, ich würde nie besonders helle sein. Deshalb bin ich mit dem Gefühl aufgewachsen, leicht zurückgeblieben und ziemlich verloren zu sein.«
    John stand langsam auf und schob seinen Stuhl zur Seite. Seine Augen waren jetzt richtige Schlitze. »Hat diesem Arzt denn nie jemand gesagt, dass er zur Hölle fahren soll?«
    »Nun, ich – ich –«, stotterte Georgeanne, ganz erstaunt über seine Wut. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass meine Großmutter je so etwas gesagt hätte. Sie war Baptistin.«
    »Hat sie dich nicht zu einem anderen Arzt geschickt? Dich noch mal irgendwo anders testen lassen? Dir einen

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