Liebe für Anfänger
weiß nicht, Nick. Bevor ich dich kennen gelernt habe, war mein Leben ganz normal. Keine Bomben, keine abgedrehten Rothaarigen, keine krankhaft eifersüchtigen Ex-Verlobten. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, so etwas zu tun wie gestern Abend. Ich hoffe nur, dass meine Schüler das nicht irgendwie herausfinden.«
»Warum hast du es denn gemacht?«
»Ich wollte nicht, dass du eine andere anstarrst. Ich fand, wenn du eine spärlich bekleidete Frau anguckst, dann sollte ich das sein. Das war ganz schön unreif von mir. Vor allem, wo ich sonst immer so um Normalität bemüht bin.«
»Aber wenn man die Normalität über alles andere stellt, kann das Leben ganz schön langweilig werden. Hast du jemals etwas auch nur ansatzweise Idiotisches gemacht, bevor du mich kennen gelernt hast?«
Billie dachte darüber nach. »Meine Schwester und ich haben Edna Kuntz mal ein totes Huhn in den Briefkasten gesteckt.«
»Du hast eine Schwester?«
Billie merkte plötzlich, dass sie ihm sehr wenig über ihre Kindheit erzählt hatte. Wie konnten sie eine so enge Bindung eingegangen sein, ohne die Geschichte des anderen zu kennen?
»Wir sind zu viert. Meine Schwester Mary ist ein Jahr älter als ich, Margaret zwei Jahre jünger, und dann habe ich noch einen kleinen Bruder, Richard. Sie sind alle verheiratet und haben Kinder, und sie sitzen mit Sicherheit alle im Hochzeitsbus.«
»Und mit wem hast du das Huhn in den Briefkasten gesteckt?«
»Margaret. Sie war in der dritten Klasse und hatte diese fürchterliche Lehrerin, Edna Kuntz. Keiner konnte diese Frau leiden. Margaret kam ständig weinend nach Hause, weil Mrs Kuntz so fies war. Am letzten Schultag fand ich, dass Margaret sich rächen müsste, also habe ich ein Suppenhuhn von meiner Mom aufgetaut, und das haben wir abends in Edna Kuntz‘ Briefkasten gestopft. Der Postbote, Sonny Moyer, konnte Mrs Kuntz auch nicht leiden, und als er am nächsten Morgen mit der Post kam und das Huhn im Briefkasten fand, hat er dem Huhn die Telefonrechnung in … die Öffnung gestopft. Als die alte Edna die Post holen ging, war es dreiunddreißig Grad heiß, und um den Briefkasten lungerten fünf Hunde herum.
Nick kicherte anerkennend. »Du unterschätzt dich. Das könnte selbst Deedee nicht toppen.«
Ein Nachmittagslüftchen zerzauste ihm das Haar, und Billie musste sich beherrschen, ihm nicht die Locke aus dem Gesicht zu streichen. Es war alles so friedlich und entspannt – so, wie Billie sich eine gute Ehe vorstellte, so, wie sie gehofft hatte, dass es mit ihr und Nick werden könnte.
Aber wie konnte sie auf einen solchen Frieden hoffen, wenn sie so leidenschaftlich füreinander empfanden? Nicht, dass Leidenschaft etwas Schlechtes wäre – sie rechnete mit Aufs und Abs, Hügeln und Tälern, aber sie wollte auch Momente haben, in denen es einfach lief. »Liebst du mich wirklich?«, fragte sie.
Er berührte ihre Wange. »Es fällt mir schwer, diese Worte auszusprechen. Ich habe sie nicht oft gehört, als ich klein war. Ich glaube, ich habe erst begriffen, was sie bedeuten, als ich dich kennen gelernt habe.
Wenn du deine Kinder anschaust, sehe ich in deinem Gesicht, was Liebe ist, und es tut mir tief innen drin weh, weil ich so viele Jahre ohne sie gelebt habe. Du verströmst so viel Liebe, Billie. Erst bei dir habe ich sie gefunden.«
Sie war so gerührt, dass sie fast geweint hätte. Endlich hatte er die Worte ausgesprochen. All ihre Schwierigkeiten schienen plötzlich klein und unwichtig, wenn er sie so ansah. »Ach, Nick. Ich will tun, was ich kann, damit du dich für den Rest deines Lebens geliebt fühlst.«
Er nahm ihre Hand und führte sie an seinen Mund. Langsam und bedächtig küsste er ihre Fingerspitzen. »Billie, wir müssen uns mal ernsthaft unterhalten. Es war eine reichlich ungewöhnliche Kennenlernphase. Ich weiß, du trägst meinen Ring, aber ich weiß auch, dass du … gestupst wurdest, meinen Antrag anzunehmen. Wenn du Zweifel hast…« Er unterbrach sich für einen Moment, um seine Stimme wieder unter Kontrolle zu bekommen, und fragte sich, was er tun würde, wenn sie ihn tatsächlich nicht heiraten wollte, weil ihr das alles zu schnell ging. Er kannte sie erst seit so kurzer Zeit, aber er konnte sich ein Leben ohne sie einfach nicht mehr vorstellen. »Wir müssen nicht diesen Samstag heiraten, wenn du dich gedrängt fühlst.«
Billie lächelte zärtlich. Aus irgendeinem Grund fühlte sie sich nicht mehr gedrängt. In diesem Moment verging die Zeit plötzlich sehr
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