Liebe gegen jede Regel
den Stall erreichten, sattelten sie die Reittiere ab und striegelten sie abermals, bevor sie sich vergewisserten, dass sie genug Wasser und Hafer hatten. Dann gingen sie zurück zum Haus, wo Len das Frühstück vorbereitet hatte. Eli aß schnell und zog dann in Richtung Stall los, um seine Aufgaben zu erledigen.
Len leerte seinen Teller. »Sieht so aus, als hättet ihr beide heute Morgen einen guten Ausritt gehabt. Er ist so fröhlich, dass er kaum stillsitzen konnte.«
»Er hat mich gefragt, ob ich ihm zeigen kann, wie man den Ofen benutzt, damit er Brot backen kann. Ich glaube, er hat ein wenig Heimweh. Und ja, der Ausritt war anregend. Wir sind zu der Lichtung geritten, wo du und Dad mich als Kind zum Picknicken mitgenommen habt.«
»Ich bin schon eine Weile nicht mehr da gewesen.«
»Er hat mich gefragt, ob du mein Onkel bist.«
»Was hast du ihm erzählt?«
»Die Wahrheit. Ich war besorgt, wie er reagieren würde, aber ich schäme mich nicht deinetwegen oder wegen meines Vaters.« Geoff lächelte. »Es scheint so, als hätte unser Eli eine kleine, rebellische Ader. Er hat es außergewöhnlich gut aufgenommen und mir ein bisschen über sich selbst erzählt.«
»Du magst ihn, oder?«
»Ja, er ist ein netter Junge und ein guter Arbeiter.«
»Erzähl mir doch nichts! Ich hab‘ gesehen, wie du ihn anschaust und wie er dich anschaut.« Geoff fuhr so schnell mit dem Kopf herum, dass sein Nacken schmerzte, aber Len lächelte nur. »Du kannst mir nicht erzählen, dass du nicht bemerkt hast, wie hübsch der Junge ist. Und ich weiß, dass er dich beobachtet.«
»Sieh mal, Len...« Geoff wollte protestieren, schaffte es jedoch nicht. »Er ist einer der Angestellten. Er arbeitet für mich. Ich kann mir so etwas nicht leisten und du weißt das. Und ich denke, du siehst Gespenster.«
»Vielleicht, aber ich kenne dich. Sei vorsichtig.« Len stand vom Tisch auf. Er drückte Geoffs Schulter fest und ging dann nach draußen. Dort rief er die Männer zusammen und ließ sie die Arbeit beginnen.
Geoff putzte die Küche und wanderte ins Büro. Er verbrachte seinen Tag mit den Büchern und arbeitete immer noch an der Aktualisierung. Zum Mittagessen brachte Len ihm ein Sandwich, das er aß, während er weiterarbeitete, fest entschlossen fertig zu werden. Er hatte ein paar Wochen dafür gebraucht, aber am Ende des Tages hatte er alles zusammen und im Computer, so dass er mehr Zeit auf der Farm und weniger im Büro mit den Büchern verbringen konnte.
Als er gerade fertig wurde, hörte er die Hintertür und Eli rief seinen Namen.
»Ich bin im Büro.«
Eli kam mit seinem Hut in der Hand herein. »Ich habe mich gefragt, ob du jetzt Zeit hättest?«
Eli würde schuften bis zum Umfallen, aber jedes Mal, wenn er um etwas bat, wirkte er fast so, als würde er sich entschuldigen. Geoff wusste, dass das Teil seiner Erziehung war, aber es machte ihn immer wieder aufs Neue ein wenig wütend. Er behielt das für sich – dazu etwas zu Eli zu sagen, würde diesen nur verärgern und er würde es vermutlich als Angriff auf die Gemeinschaft interpretieren.
»Der Zeitpunkt könnte nicht besser sein. Ich fang‘ schon an zu schielen. Ich hab‘ zu viel Zeit hier drinnen verbracht.« Er schloss die Bücher, fuhr den Rechner herunter und schaltete das Licht aus. »Lass uns Brot backen gehen.«
Geoff ging in die Küche, wo er Schränke öffnete und Schüsseln, Löffel und Messbecher rausholte. »Ich weiß, dass ein paar der Sachen anders sind, als du‘s gewohnt bist. Ich hoffe, du kommst damit klar.«
»Das sollte ich schaffen.« Eli sah zu, wie Geoff Vollkornmehl auf die Ablage stellte. Zumindest das würde Eli gewohnt sein, denn sein Dad hatte es in der Amish-Bäckerei gekauft.
»Was brauchst du sonst noch?«
»Hefe, Salz, Milch, ein wenig Zucker und ein wenig Wasser.« Geoff sammelte die Zutaten zusammen, während Eli anfing, alles so hinzustellen, wie er es haben wollte. »Ich brauche ein Brett.« Geoff holte eines aus einem der Wandschränke. Dann fing Eli an zu arbeiten, indem er die Zutaten abmaß. Er schaute auf und lächelte.
»Brauchst du Hilfe?« Geoff lächelte zurück und stellte sich neben ihn.
»Du kannst das Mehl abmessen.« Eli sagte ihm wie viel und Geoff fing an abzuwiegen, ehe er das Mehl in die Schüssel kippte. Als er fast fertig war, rutschte ihm die Tüte aus der Hand und eine Handvoll Mehl schlug auf den Tresen und zerstob in einer weißen Wolke, die sie beide bedeckte. Zu seiner Erleichterung fing Eli an zu
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