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Liebe gegen jede Regel

Liebe gegen jede Regel

Titel: Liebe gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Grey
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dunklen Umrisse bewegen sich nicht. Sie sind regungslos und hart.
    Ein großer, prächtiger Damenhut, der mit einer buschigen Feder geschmückt ist, sitzt auf dem Kopf einer Styroporbüste. Der Schatten dahinter erinnert an eine bizarre Figur aus einem Horrorfilm.
    Ich blinzle und zwinge mich wieder, an die Decke zu starren.
    Ich muss mich entspannen. Ruhig bleiben. Ein- und ausatmen. Nur nicht so viel denken… Nicht so viel nachdenken…
    Lautlos seufzend schließe ich ganz kurz die Augen.
    Die Kälte des harten Steinbodens dringt langsam durch das weiche, flauschige Schaffell, auf dem ich liege.
    Ich friere ein bisschen.
    Meine Haut fühlt sich kühl an, trotz der anfangs angenehmen Raumtemperatur.
    Auf den Unterarmen haben sich die feinen Härchen fröstelnd aufgestellt.
    Einzig die beiden hellen Scheinwerfer verbreiten noch etwas zusätzliche Wärme. Ich kann ihre heißen Strahlen auf meinem Bauch spüren.
    Sie scheinen nach mir zu greifen.
    Schonungslos und gierig beleuchten sie meinen Körper, fassen nach der nackten Haut und berühren sie ungefragt.
    Ich seufze wieder.
    Mein Herz klopft immer noch.
    Verzweifelt versuche ich das Kribbeln in meinem Magen zu ignorieren.
    Und erneut starre ich Hilfe suchend zur Decke.
    Nicht nachdenken, bloß nicht nachdenken, sage ich mir immer wieder.
    Leider bin ich nicht gut in so etwas.
    Mein Hirn arbeitet ständig auf Hochtouren. Ich schaffe es einfach nie, abzuschalten. Es gibt so viel, über das man nachgrübeln kann. So viele Dinge, die unsicher sind. So viele Fragen, auf die es keine Antworten gibt…
    Meine Lippen sind trocken.
    Ich benetze sie mit der Zunge.
    Ich würde gerne etwas trinken. Einen Schluck Wasser.
    Doch ich unterdrücke dieses Bedürfnis.
    Regungslos bleibe ich liegen, den Kopf der Decke zugewandt.
    Meine Muskeln sind bereits vollkommen verspannt.
    Morgen werden sie sicher schmerzen.
    Mein rechter Arm liegt über meinem Kopf. Ich lehne das Gesicht an den Oberarm. Die Hand berührt mein Haar. Der linke Arm ruht locker auf dem Schaffell. Die geöffnete Handfläche befindet sich auf der Höhe meines Kopfes.
    Keine zufällige Pose. Es wurde lange an ihr gefeilt…
    Das linke Bein ist ausgestreckt, das rechte habe ich etwas aufgerichtet.
    Das hat keine ästhetischen Gründe. Nein, dies ist lediglich der verzweifelte Versuch meine Blöße zu verstecken.
    Natürlich erfolglos.
    Eine kleine, schwarze Spinne seilt sich an einem unsichtbaren Faden ab.
    Ihr Schatten ist enorm.
    Die sechs dürren Beinchen werden zu monsterartigen Klauen, während die hellen Scheinwerfer den Kellerraum in die surreale Schattenwelt eines Alptraums verwandeln.
    Wie heiße, schamlose Finger wandert das Licht über meine Oberschenkel… immer weiter hinauf…
    Wenn das doch alles wäre… wenn die gleißend, hellen Strahler die einzigen Augen wären, die mich anstarren…
    Mein Herzschlag setzt zwei Takte aus.
    Ein schnelles, unrhythmisches Kratzen ist das einzige Geräusch in dem düsteren Raum.
    Das Kratzen erhöht das Kribbeln in meinem Magen und macht, dass mir warm wird.
    Ich spüre den Blick auf mir.
    Ich spüre ihn ganz genau.
    Er wandert.
    Wandert von meinem Gesicht über meine Brust, den Bauch, meine Lenden, die Beine entlang.
    Er macht nicht Halt.
    Er setzt nicht aus.
    Er schaut nicht weg.
    Er sieht mich.
    Sieht alles.
    Alles.
    Ich rühre mich nicht.
    Meine Atmung ist flach.
    Das Herz hämmert schmerzhaft.
    Ich hatte noch nie so viel Angst in meinem gesamten Leben. Angst und...
     

1. Kapitel
    in dem es regnet und auch sonst alles so ist wie immer
     
     
     
    »… und jetzt zum Wetter. Beate Fliege - unsere Wetterfrau - wird uns verraten, wie das Wochenende wird. Beate, können wir einen gemütlichen Grillabend mit Freunden auf dem Balkon planen?« Der Radiomensch lacht. Man hört es, wenn jemand beim Sprechen lacht. Oder lächelt.
    Am Telefon, im Radio. Man hört es einfach.
    Es macht den Sprecher sympathischer, fröhlicher, menschlicher.
    Und ganz offensichtlich legt man bei diesem Sender um kurz vor sechs Uhr morgens besonders viel Wert auf Fröhlichkeit.
    Ich schaudere.
    Eilig gehe ich in die Knie und fummle an den Schnürsenkeln meiner Turnschuhe herum.
    Übereinander, untereinander, eine Schleife, ein Knoten und festziehen.
    Fertig.
    »Ja, Till«, sagt nun eine samtige Frauenstimme. Wahrscheinlich Beate, die Wetterfrau. »Wir dürfen mit einem sonnigen Wochenende rechnen. Aber leider müssen wir dafür noch diesen verregneten Freitag ertragen. Heute Abend werden im

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