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Liebe im Gepäck (German Edition)

Liebe im Gepäck (German Edition)

Titel: Liebe im Gepäck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Berg
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nickte.
    Lukas lächelte wieder: »Ich wusste doch, dass du vernünftig bist.« Er tätschelte ihre Schulter.
    »Weiter!«, forderte Harry.
    »Wo war ich stehen gebheben? Ach ja, ich war gerade dabei, euch die Wichtigkeit von Freundschaft hier in China zu erklären. Das geht zurück auf die Regeln des Konfuzius. Die Regeln des Konfuzius sind keine Religion, sondern Regeln, die den Alltag bestimmen. Und sie besagen, zum Beispiel, dass der Vater über dem Sohn steht. Und der ältere Bruder über dem jüngeren. Und der Mann über der Frau.«
    Harry lachte auf: »Wie praktisch.«
    »Na ja, wie man’s nimmt«, wandte Lukas ein, »denn auf der einen Seite ist natürlich die Frau dem Mann Gehorsam schuldig. Auf der anderen Seite ist er verpflichtet, für sie zu sorgen und sie zu beschützen. Es ist also, wenn man so will, eine gerechte Aufteilung von Rechten und Pflichten. Doch wir kommen vom Thema ab.«
    »Das erscheint mir auch so.« Harry hatte keine Ahnung, warum er diesen Mann nicht mochte, aber er mochte ihn nicht. Und sein lang ausuferndes Geschwafel schon gar nicht. Dass es interessant war, was er ihnen erzählte, das stand auf einem anderen Blatt. Und er war jetzt nicht geneigt, das zuzugeben.
    »Am wichtigsten ist also die Familie, die hält eisern zusammen. Das nächste ist die Dorfgemeinschaft. Alle, die aus demselben Dorf kommen, fühlen sich verbunden. Dann kommt die Provinz. Mit Menschen aus der eigenen Provinz hält man mehr zusammen als mit Menschen aus anderen Provinzen. Das ist auch der Grund, warum sich Chinesen, die sich im Ausland treffen, immer fragen: ›Aus welcher Provinz kommst du?‹«
    »Und was hat das, bitte schön, mit uns zu tun?«
    »Ganz einfach: Das war der Grund, warum ich meiner Frau alles über Franziska erzählte. Ich wusste, es würde ihr ein Anliegen sein, Franziska zu helfen. Denn schließlich ist sie nicht nur mit mir befreundet, sondern sie kommt auch aus der gleichen Stadt. Mei Lings Vater ist, wie ich erzählt habe, ein hoher Parteifunktionär. Mei Lings Mutter ist beim Militär. Sie war dort lange Jahre Tänzerin.«
    Harry lachte auf: »Sie war Tänzerin beim Militär?« Nun war sein Interesse doch erweckt.
    Lukas nickte: »Das ist nichts Ungewöhnliches. Sie tanzen bei Militärgalas, bei zahlreichen Veranstaltungen. Eine der Tänzerinnen, die mit meiner Schwiegermutter beim Militär war, hat später einen Angestellten einer Taschenfabrik geheiratet. Dieser Mann hat es mit den Jahren in eine leitende Position in diesem Werk geschafft. Gestern bin ich gemeinsam mit meinen Schwiegereltern beim Direktor des Werkes gewesen. Der Mann der Freundin meiner Schwiegermutter ist dort Vizepräsident. Wir haben ihnen den Koffer vorgestellt und ihnen vor allem die Dringlichkeit vor Augen geführt. Und es war klar, dass wir die Hilfe für eine Freundin brauchen.« Lukas schwieg nachdenklich.
    »Ja, und?«, fragte Franziska, nun auch ungeduldig geworden, »werden sie den Koffer herstellen oder nicht?«
    Lukas zuckte die Schultern. »Das kann man noch nicht sagen. Es war schon eine ganz tolle Chance, dass wir dieses Gespräch gestern führen konnten. Üblicherweise dauert es viele Tage, um bei der Direktion einen Termin zu bekommen. Allein die Tatsache, dass sie bereit sind, euch heute schon zu empfangen, ist eingutes Zeichen. Nun liegt es an euch. An dir, Franziska, und an Ihnen, Herr Gerstenberg. Sie sind dort natürlich als Rechtsanwalt angekündigt. Es geht in erster Linie ohnehin nicht um rechtliche Dinge. Es geht darum, euch kennen zu lernen, ein freundschaftliches Verhältnis aufzubauen. Am Abend wirst du mit meiner Schwiegermutter und ihrer Freundin essen gehen, Franziska, Das ist eine besondere Ehre, und man erwartet, dass du diese entsprechend würdigst. Herr Gerstenberg und ich werden den Firmendirektor zum Essen einladen.«
    »Isst man hier getrennt nach Geschlechtern?«, erkundigte sich Franziska. »Ich dachte, das gibt es nur im arabischen Raum.«
    Lukas schüttelte den Kopf: »Nein, natürlich isst man hier auch in gemischter Runde. Doch meine Schwiegermutter und ihre Freundin möchten dich besser kennen lernen. Um abschätzen zu können, ob du ihrer Freundschaft und ihres Vertrauens würdig bist. Würdig, dass sie sich so für dich einsetzen. Sei froh, dass du nicht mit uns kommen wirst. Das wird ohnehin nur ein Riesenbesäufnis.«
    »Ich habe jedenfalls nicht vor, mich zu besaufen«, warf Harry ein. Natürlich war er gespannt, wie diese Geschichte weiterging. Doch war ihm

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