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Liebe im Gepäck (German Edition)

Liebe im Gepäck (German Edition)

Titel: Liebe im Gepäck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Berg
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wieder reichlich mulmig zumute. Es war eine andere Sache, sich in einer Verhandlung als Rechtsanwalt auszugeben, wenn die Details bereits geklärt waren, wenn ein Vertrag schon mehrere Male in allen Punkten durchgesprochen war, als hier vor Leuten, denen die Einzelheiten nicht bekannt waren. Er konnte nur froh sein, dass dieses Gespräch so weit weg von Deutschland stattfand. Hierwürde das deutsche Recht wahrscheinlich niemanden interessieren. Es würde also nicht auffallen, dass er kaum eine Ahnung davon hatte. Und niemand würde Anstoß daran nehmen, dass er im chinesischen Recht nicht bewandert war. Hoffte er jedenfalls. Sein Cousin Max war Anwalt, Er konnte sich nicht vorstellen, dass der auch nur einen Paragraphen aus dem chinesischen Recht kannte.
    Apropos Anwalt: »Wir haben heute mit Franziskas Anwalt in Deutschland telefoniert. Er leitet alles in die Wege, um den Namen ›Querulin‹ für Koffer schützen lassen. Nicht auszudenken, wenn Franziskas Franzose schon auf diese Idee gekommen wäre.«
    »Sehr gut«, befand Lukas.
    »Franziskas Franzose« – Mat hörte sich schon an wie mein Vater, dachte Franziska. Ach Papa, wie froh wirst du sein, wenn du hörst, dass die Verlobung geplatzt ist. Mutter würde sicher bei weitem weniger erfreut sein. Da würde wohl die Nebenniere in den nächsten Wochen wieder für Gesprächsstoff bei den Bridgefreundinnen sorgen müssen.

    Und dann sprachen sie die bevorstehende Verhandlung in allen Einzelheiten durch. Lukas machte sie auf alles aufmerksam, was sie beachten mussten. Auch dieses Gespräch würde mit langem Smalltalk beginnen. Das war in China so üblich und durfte auf keinen Fall mit Ungeduld unterbrochen werden. China zu loben, erlaubte dem chinesischen Gastgeber, sein Gesicht als Chinese zuwahren. Das war unbedingt notwendig. Kritische Bemerkungen würden jedoch dazu beitragen, dass er sein Gesicht verlor. Und wenn jemand dazu beitrug, dass ein anderer das Gesicht verliert, dann hatte er auch selbst das Gesicht verloren. Und mit verlorenem Gesicht gab es keine Koffer. So einfach war das.
    »Ich hoffe so, dass deine Rechnung aufgeht, Luke. Und dass wir mit dieser Firma in Tianjin zu einer Einigung kommen. Wie heißt diese Firma, zu der wir jetzt fahren?«
    »Tianjin Modern Suitcase Production Ltd.«
    Der Name verwunderte Franziska nicht. Sie war es längst gewohnt, dass die Unternehmen in China lange, für unsere Begriffe seltsame Bezeichnungen trugen.
    »Ich hoffe, wir kommen rasch zu einer Einigung. Und die können sofort mit der Produktion beginnen. Ich will unbedingt die Erste sein! Ich will unbedingt den Koffer für die moderne Businessfrau vor Bertrand auf den Markt bringen! Nicht auszudenken, was wäre, wenn er es zuerst schaffte, die Koffer auszuliefern.«
    Franziska lehnte sich aufseufzend zurück, um aus dem Fenster zu schauen, die Landschaft an sich vorüberziehen zu lassen. Der Fahrer fuhr zügig, um genau zu sein, er fuhr in einem Höllentempo. Viele seiner Kollegen taten es ihm gleich. Vom Grundsatz, möglichst auf der rechten Spur zu fahren, schienen wiederum andere noch nichts gehört zu haben. Sie schlichen mit fünfzig Stundenkilometern auf der mittleren Fahrspur dahin. Also fand ein lebhaftes Überholen statt, einer rechts, einer links, stets mit lautstarkem Gehupe.
    »Es ist wirklich ein Wunder, dass hier nicht mehr passiert.«
    »Ach, es passiert eine ganze Menge«, antwortete Lukas, und es hatte nicht den Anschein, als würde ihn das sehr beunruhigen.
    Doch Franziska achtete gar nicht auf seine Worte. Starr vor Schreck schaute sie aus dem Fenster, ihr ausgestreckter Arm zeigte auf das, was sie soeben erblickt hatte. »Da, da, da, schau, Mat, schau!«
    Harry folgte ihrem Blick. Was sie da erschreckt hatte, war aber auch wirklich sensationell. Da war ein Geisterfahrer. Allerdings nicht nur ein gewöhnlicher Geisterfahrer, sondern ein Geisterradfahrer. Auf der Überholspur.
    Auch das schien Lukas schon lange nicht mehr zu überraschen: »Das kommt in dieser Gegend häufig vor«, erklärte er seelenruhig.
    »Ja, gibt es denn hier keine Polizei, gibt es niemanden, der die aufhält?«
    »Natürlich fährt ab und zu die Polizei vorbei. Aber glaube mir, da wären viel mehr Polizisten nötig, um hier wirklich für Ordnung zu sorgen. Außerdem haben die andere Probleme.«
Du bist der Geisterfahrer in meinem Leben ,
gegen den Strom, gegen den Strich ,
du bestimmst das Tempo meiner Gedanken ,
und am Schluss bleibt unter dem Strich
    nichts als

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