Liebe im Gepäck (German Edition)
hätte sie große Lust, mit ihm zu schlafen!
»Franziska!«, energisch rief sie sich selbst zur Ordnung, »du hast eben deinen Verlobten verloren! Du bist quasi in Trauer!«
Wie gut, dass sie darauf bestanden hatte, dass er in seinem eigenen Zimmer schlief.
Die nächsten beiden Tage vergingen mit gespanntem Warten.
Sie waren nach dem Frühstück zum Hotel Kempinski gefahren, und Franziska hatte für Harry wieder einen Stapel deutscher Zeitungen und Zeitschriften geholt. Noch auf der Rückbank des Taxis, das sie in eines der Cafés im Stadtteil San Litun bringen sollte, zerlegte er die Zeitungen in ihre Einzelteile.
Er schob Franziska den Politikteil und den Wirtschaftsteil zu: »Bitte sehr, wenn du auch etwas lesen willst.«
»Sag einmal, Mat, was interessiert dich eigentlich so an diesen Blättern? Die Politik ist es nicht.«
Harry sah nur kurz von seiner Lektüre auf. »Wohl kaum. Ich nehme an, dass unsere Politiker die paar Tage, die ich nicht zu Hause bin, auch ganz gut ohne mich zurecht kommen.«
»Aber das ist doch nicht der Grund, warum man eine Zeitung liest! Man liest doch den Politikteil aus Interesse. Weil man wissen will, was geschieht. Mit unseren Renten, mit den Steuern …«
»Ja sicher. Aber nicht hier in China. Mir ist unsere Politik zu Hause noch nie so unwichtig vorgekommen wie hier. Was denkst du, interessiert es hier irgendeinen Menschen, den Taxifahrer vielleicht, oder diesen Mann da mit dem wackeligen Fahrrad, ob bei uns zu Hause die CDU oder die SPD regiert? Seitdem ich hier bin, kommt mir vieles so lächerlich vor, was mich zu Hause noch richtig aufgeregt hat. Es relativiert sich alles, findest du nicht?«
Franziska sah ihn von der Seite an, sagte jedoch kein Wort. Irgendetwas schien Mat doch an diesen Zeitungen zu interessieren, sonst würde er sie sich nicht alle paar Tage kaufen. Irgendetwas relativierte sich anscheinend doch nicht. Sie war neugierig, was es war. Zu ihrem großen Erstaunen bekam sie immer mehr den Verdacht, dass es sich dabei um die Klatschkolumnen handelte. Auch jetzt las er begierig die Berichte über die Schönen und Reichen, die Berühmten und die, die sich dafür hielten. Er hielt die »Bunte« in der Hand – und plötzlich war seine Reaktion anders als sonst. Hatte er bisher immer nur den Kopf geschüttelt und hatte er seine Lippen mit jedem Wort, das er las, stärker aufeinander gepresst, so brach er jetzt in schallendes Lachen aus. Er deutete auf ein etwas unscharfes Foto von einer etwas molligeren Frau mit Kopftuch und Sonnenbrille, die anscheinend vergeblich versuchte, sich auf einem Kamel zu halten, das eben dabei war, mit ihr durchzugehen. Er lachte und lachte und die Tränen rannen ihm aus den Augenwinkeln.
Franziska nahm ihm die Zeitung aus der Hand, um das Bild genauer zu studieren.«Anuschka Horn bei der dritten VIP-Wüstenprüfung. Es gelang ihr nicht, sich fünfhundert Meter auf der Kameldame Suleika zu halten. Die Gruppe muss weiter auf frisches Wasser warten.«
Diese Worte reizten ihren Begleiter zu einem erneuten Lachanfall.
Sie blickte ihn verständnislos an: »Was ist denn eine VIP-Wüstenprüfung?« Sie stimmte, ohne zu wissen warum, in sein Lachen ein. Es War einfach zu ansteckend.
Harry war vor lauter Lachen nicht in der Lage, ihr zu antworten.
Franziska klopfte ihm auf den Oberschenkel: »He, Mat, ich habe dich etwas gefragt. Was um Himmels willen ist denn hier so lustig? Ich kann zwar nicht anders, ich muss mitlachen, aber sei so freundlich und nenne mir den Grund dafür!«
»Das ist Anuschka auf einem Kamel!«, war alles, was Harry herausbrachte, bevor er erneut in einen Lachanfall ausbrach.
Der chinesische Taxifahrer blickte interessiert und sichtlich verunsichert in den Rückspiegel. Welch seltsames Benehmen diese Langnasen an den Tag legten!
»Ja, und? Kennst du diese Frau?«
»Na sicher!«, rief Harry aus. »Das ist doch …«, er fing sich noch gerade rechtzeitig, »das ist Anuschka Horn. Die Managerin von Seeberstein.«
»Und was ist daran so komisch?«
»Wie ich gelesen habe, sollte er eigentlich auf diesem Kamel sitzen. Du weißt schon, bei so einer Fernsehsendung, in der sie Stars in die Wüste schicken. Doch Seeberstein hatte Wichtigeres zu tun. Und nun ist seine Managerin an seiner Stelle gefahren. Sie hatte den Vertrag für Seeberstein schon unterschrieben. Und hätte eine hohe Strafe zahlen müssen, hätte sie sich nicht als Ersatz zur Verfügung gestellt.« Er lachte wieder laut auf.
Franziska schüttelte
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