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Liebe im Gepäck (German Edition)

Liebe im Gepäck (German Edition)

Titel: Liebe im Gepäck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Berg
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den Kopf. Also, sie fand das nicht witzig. »Was sollen diese Prüfungen?«
    »Ach, was weiß ich.« Daran war er nicht sonderlich interessiert. »Anscheinend muss immer einer eine Prüfung bestehen, damit alle etwas zu trinken bekommen. Und nun, da es die liebe Anuschka vom Kamel geschmissen hat, dürfte die ganze Gruppe am Rande des Verdurstens sein.«
    Franziska entgegnete ernst: »Aber das ist doch nicht lustig! Das ist Folter! Und erinnert mich an das finsterste Mittelalter.«
    Harry faltete die Zeitung zusammen: »Da magst du schon Recht haben, Franziska, doch es gibt einen entscheidenden Unterschied: Die Menschen damals hatten sich nicht freiwillig gemeldet, um sich dieser Folter zu unterziehen. Damals waren keine Fernsehkameras auf sie gerichtet, um den sensationsgeilen Zuschauern zu Hause zu zeigen, was sie für tolle Typen sind. Manchen Leuten ist eben jedes Mittel recht, um ins Fernsehen zu kommen. Und weil sie keine Leistungen vorzuweisen haben, wegen derer ohnehin jedermann von ihnen Notiz nehmen würde, lassen sie sich vor so einen Karren spannen.« Harry legte die Zeitung neben sich.
    »Aha, Seeberstein ist also auch schon so weit abgerutscht, dass er solche Sendungen braucht«, sagte Franziska mehr oder weniger beiläufig.
    Harry wurde mit einem Schlag ernst, und seine Lippen waren so verkniffen wie an all den Tagen in Peking noch nie zuvor. Seine Stimme klang hart: »Nein, das ist er eben nicht. Darum ist er ja auch nicht dort.«
    Zum Glück fuhr in diesem Augenblick der Taxifahrer an den Straßenrand und deutete auf ein Straßenschild. Sie hatten ihr Ziel erreicht.
    Franziska bezahlte und ließ sich die Rechnung geben. Sie war schon einmal in dieser Straße gewesen, und die gefiel ihr ganz besonders gut. Harrys Stimmungsumschwung war ihr gar nicht aufgefallen.
    Sie sprang aus dem Wagen. »Ist es hier nicht traumhaft? Ein Straßencafé neben dem anderen. Was für eineMischung aus asiatischer und südländischer Atmosphäre!« Sie hakte sich bei Harry unter.
    Der warf die Zeitungen in einen Mülleimer und war sofort wieder von seinen trüben Gedanken abgelenkt,
    »In dem Café da vorne bekommt man den besten Cappuccino. Und noch weiter vorn, auf der anderen Straßenseite, ist ein bayrisches Kaffeehaus. Das hat eine Chinesin eröffnet, die lange Jahre in München gelebt hat. Das letzte Mal, als ich hier war, habe ich einen Topfenstrudel versucht. Das hätte ich lieber bleiben lassen. Denn er schmeckte grauenhaft. Ich hatte mich ohnehin gewundert, dass es hier Quark geben sollte. Denn die chinesische Küche kommt ja bekanntlich völlig ohne Milch aus.«
    »Ja, ich habe auch gehört, dass sie hier die Milch nicht gut vertragen«, pflichtete Harry ihr bei. »Ein Cappuccino wäre jetzt eine großartige Idee.«
    Sie schlenderten die Straße entlang, vorbei an zahlreichen Händlern, die ihnen heute vergeblich »Si di? Di vi di?« zumurmelten, und fanden wirklich noch einen Platz im anvisierten Café. Ein freier Tisch stand in der Sonne bereit, so als hätte er auf sie gewartet.
    Sie hatten gerade die Bestellung aufgegeben, als Franziskas Handy leise ertönte. Sie kramte in ihrer Tasche und meldete sich.
    Es war Lukas. »Wo seid ihr? Ich bin bei euch im Hotel. Ich habe großartige Neuigkeiten. Allerdings müssen wir uns beeilen.«
    Sie stornierten die Bestellung, ließen ein großzügiges Trinkgeld auf dem Tisch liegen, obwohl sie wussten, dass Trinkgelder nicht üblich waren, und hielten das nächste Taxi an.

 
XV
    Eine gute Viertelstunde später betraten sie die Hotelhalle und trafen dort einen freudestrahlenden Lukas Bares, der mit weit ausgestreckten Armen auf sie zuging, Franziska in seine Arme nahm und sie in der Luft herumwirbelte.
    Harry stand stocksteif daneben. Es gefiel ihm immer noch nicht, wenn die beiden so vertraut miteinander umgingen. Gut, Lukas Bares war verheiratet. Aber das war er selbst auch, also bedeutete es nichts. »Was sind das für Neuigkeiten?«, erkundigte er sich, als Lukas Franziska wieder auf dem Boden abstellte.
    Lukas musterte ihn mit einem raschen Blick von oben bis unten, dann musterte er auch Franziska. »Am besten, ihr werft euch jetzt in Businesskleidung. Wir sollten spätestens in zehn Minuten aufbrechen. Ich erkläre euch alles Weitere im Auto.«
    »Wohin fahren wir?« Franziska war schon auf dem Weg zum Lift.
    »Nach Tianjin.«
    »Tianjin? Ist das nicht die Stadt, in der Sie wohnen? Was machen wir dort?« Harry hatte keine Lust, sich von diesem Brad-Pitt-Verschnitt

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