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Liebe im Schnee

Liebe im Schnee

Titel: Liebe im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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Gefecht gesetzt sein.«
    »Sprich nicht in Rätseln, Trinchen. Ich bin heute überfordert.«
    Trine beugte sich nach vorn und zeigte ihrer Freundin die Kapsel mit dem Schlafmittel. Dann lachten beide Mädchen fürchterlich.
    »Also, Kinder, hoch die Tassen und Hummel-Hummel!« sagte der Konsul. War vielleicht eine lahme Truppe hier an seinem Tisch. Die Klötzel starrte wie hypnotisiert den Skilehrer an. Und der Maestro selbst, reizender Kerl übrigens, schaute drein wie sechs Tage Hamburger Nieselwetter.
    »Er hat Liebeskummer, unser Maestro«, sagte Bumsi und lachte gekünstelt.
    »Wer ein Liebchen hat gefunden, die es treu und redlich meint, lohnt es ihr durch tausend Küsse..., na und so weiter und so weiter«, trällerte der Konsul. »Wie sieht sie denn aus, die Dame Ihres Herzens, Maestro?«
    Der Florian schaute den neuen Gast an. Der neue Gast gefiel ihm. Der hatte so etwas, so was ..., ja irgendwas hatte der, was ihn sympathisch machte. Griff der Florian also in die Brieftasche und kramte ein Foto hervor.
    »So schaugt’s aus«, sagte er stolz und gab dem Herrn aus Hamburg das Foto, das der Madeira von der Kirsten gemacht hatte. Dann mußte er plötzlich gewaltig gähnen.
    »Hübsches Ding«, sagte Bremer höflich und wollte das Bild an Bumsi Klötzel weiterreichen. Dann guckte er noch einmal. Und dann kniff er die Augen zusammen. Und dann sagte er zu seiner Nachbarin: »S-toß mir mal gegen’s Schienbein, lütt Deern.«
    Lütt Deern s-tieß.
    Der Konsul packte den Florian an beiden Schultern. »Und wo, sagten Sie, haben Sie dieses Mädchen kennengelernt?«
    »Ja, mei, hier in Himmelsjoch halt«, gähnte der und wunderte sich, woher plötzlich diese idiotische Müdigkeit kam. Er hatte doch nur dieses Glas Sekt da getrunken.
    »Und Sie würden mich dem reizenden Kind einmal vorstellen?«
    »Da müasset i z’erst amal wissen, wo’s is, ‘s Madl.«
    »Herr Leitner«, sagte der Konsul und hatte bereits einen leichten Zungenfehler, »ich helfe Ihnen beim Suchen, einverstanden?«
    Beide Männer schüttelten sich ausgiebig die Hände.

Das sechste Kapitel
    DIE DÄNISCHE VERLOBUNG

    Der Föhn wehte an diesem Tag durch die schmalen Gassen von Himmelsjoch. Er schlug die Fensterläden zu, leckte an den langen Eiszapfen, die vom Kirchendach herunterhingen, und fraß den Schnee von den Hängen. Der Himmel war blitzeblau, die Luft wie farbiges Glas, und die Sicht so klar, daß man das Berghotel »Edelweiß« mit den Händen glaubte packen zu können.
    »Grauslich!« sagte Toni, der Hausdiener von der »Sonne«. »Grauslich so a Föhn!« Er stieg auf seinen Schlitten und hielt sich ächzend die linke Hüfte. In der linken Hüfte hatte er es mit dem Rheuma.
    Föhn ist nämlich kein gewöhnlicher Wind. Oder wie die Meteorologen sagen: ein trockener Fallwind, der von der Alpennordseite heftig talabwärts weht. Der Föhn ist ein Nervenzerrer, ein Thriller auf deutsch.
    Wenn der Föhn weht...
    ...spielen heitere Tausendsasas ernsthaft mit dem Gedanken, sich aufzuknüpfen.
    ...verlassen brave Hausmütterchen spontan sechsköpfige Familien.
    ...beschließen Politiker, rein und gut zu werden.
    ...kommt es auf Damentees der Heilsarmee zu schweren Prügeleien.
    Im Hotel »Zur Sonne« ging es ähnlich zu. Hollands Männer, die am Abend vorher ihren Damen in neckischer Spiellaune Brotkügelchen aus den Ausschnitten geangelt hatten, waren zerstritten.
    Miss Cora Brown aus Edinburgh kroch unter den Tischen der Bar entlang und suchte, fluchend wie ein Seemann, ihren Hüfthalter. Es war ihr nicht klarzumachen, daß ein fremder Gast den Fummel ersteigert hatte.
    Die italienischen Schulkinder waren wegen der durchbummelten Nacht derart gereizt, daß selbst ihre Väter einen Bogen um sie machten.
    Auch Wammetsberger junior, bekannt als großer Steher, hatte es erwischt. Als der Angorakater Augustus an ihm vorüberstrich, soll er in den klagenden Ruf ausgebrochen sein: »Geh leiser, Viech!«
    Konsul Bremer lag im Bett und stierte in ein zerfleddertes Buch, das er auf dem Boden des Kleiderschrankes gefunden hatte. Es trug den Titel: »Kleiner Leitfaden zur Einbürgerung von Muffelwild im östlichen Voralpengebiet.« Auf den Kopf hatte er sich einen Eisbeutel gelegt (nach alkoholischen Exzessen trug man Eisbeutel in seiner Familie). In seinem Kopf arbeiteten zwei Teufelchen mit Preßlufthämmern.
    Durch die Wand drang sägendes Schnarchen. Es war Bumsi Klötzel. Bumsi, die gestern nacht noch ganz groß mit einem Striptease herausgekommen

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