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Liebe im Schnee

Liebe im Schnee

Titel: Liebe im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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verehrte gnädige
    Frau, ich finde es außerordentlich charmant von Ihnen, daß
    Sie...«
    »Nu mach nit son Baselemanes, mit jnädige Frau und so.« Die Stimme glitt wieder ins Hochdeutsche. »Schließlich haben wir viermal offiziell Brüderschaft getrunken.«
    Da legte der Konsul auf, kroch wimmernd unter die Bettdecke und war fest entschlossen, nie wieder hervorzukommen.

    Am Nachmittag hatte der Föhn etwas nachgelassen. Die grelle Sonne schien von einem Himmel, auf den Italien neidisch gewesen wäre. So seidig blau war er. Für den Wammetsberger junior ein Grund, seine neuste Attraktion einzuweihen: die Eisbar.
    Eine Eisbar heißt Eisbar, weil sie aus Schnee besteht. Die Theke ist aus Schnee, die Barhocker sind aus Schnee, das Flaschenregal ist aus Schnee. Die Gäste stehen im Schnee. Sie haben eiskalte Füße und halten gefrorene Gläser in klammen Händen. Eine Eisbar ist was Schickes!
    Die Eisbar befand sich auf der Südseite des Hotels »Zur Sonne«. Man stand in lockeren Gruppen darum herum und verriet sich gegenseitig todsichere Katerrezepte.
    »Selleriesaft, Pfeffer, Curry, ein Eigelb mit Wodka, das ganze gut verrühren, und Sie sind wie neugeboren«, riet der Bauunternehmer aus Castrop-Rauxel (der im achten Jahr den Schneepflug übte) mit vom Katzenjammer gebrochener Stimme.
    »Spazierengehen, Spazierengehen und noch einmal Spazierengehen«, wiederholte die Studienrätin. Sie ging mit ihrem Glas in der Hand auf und ab und demonstrierte die Kunst, mit dem Zwerchfell zu atmen.
    »Alles Unsinn, dasselbe noch mal trinken, aber in kleinen Mengen.«
    Diesen Rat beherzigten dann auch alle. Man wurde einigermaßen heiter. Hollands Männer vertrugen sich wieder. Die Engländer überlegten, wer heute abend dran sei. Die italieni-sehen Schulkinder aßen riesige Mengen Speiseeis. Was an einer Eisbar bereits an Snobismus grenzte.
    Gegen vier Uhr dreißig wurde Jan Kiekebusch auf dem gummibereiften Kofferwägelchen des Hausdieners Anton, genannt Toni, an die Eisbar gerollt. An der Deichsel: Trine Hendricksen! Es gab ein phänomenales Hallo. Jans flamingofarbiges Gipsbein stieß auf einhellige Begeisterung.
    Der Junge sah übrigens unanständig gut aus. Seine frischen, von der Schneeluft geröteten Wangen ließen die fahle Blässe der Partygänger noch fahler erscheinen.
    »Gips müßte man haben«, murmelte Mynheer van Zanten neidisch. Die anderen stimmten nachdenklich zu.
    Jan Kiekebusch aber gebot Ruhe. »Meine Damen und Herren«, sagte er großartig und schlug mit der Spitze eines Skistockes gegen ein Sektglas, »ich darf Sie alle zu Champagner einladen.«
    Niemand hatte etwas Ernsthaftes dagegen vorzubringen.
    »Ich habe mich nämlich...«, fuhr er fort, »in diesem Moment...«
    »Wir haben uns nämlich!« warf Trine ein und gab Jan einen tadelnden Stups.
    »Tscha, also wir haben uns verlobt, wenn ich mal so sagen darf«, beendete Jan seine Rede leicht irritiert.
    Die Korken knallten in Richtung blauseidenen Himmel, Champagner schäumte über die Gläser. Die Engländer sangen: »He is a wonderful fellow — Er ist ein feiner Bursche!« Die Braut wurde im Triumphzug und auf den Schultern sechsmal um die Eisbar getragen. Dann mußten sie sich küssen. Der Bauunternehmer aus Castrop-Rauxel verknipste zwei Farbfilme für diese Szene und vergaß, die Schutzkappe vom Objektiv zu nehmen.
    Schließlich brachte der Wammetsberger junior einen riesigen Reklamekugelschreiber. Damit schrieb jeder Gast seinen Glückwunsch auf das flamingofarbene Gipsbein des Bräutigams. Was eine Autogrammsammlung von aparter Schönheit ergab.
    »Darf ich auch?« ertönte eine Stimme hinter Jans Gummiwagen. Er drehte sich um und sah in das Gesicht seines Schwiegervaters, das heißt, seines ehemaligen Schwiegervaters, der wieder sein Schwiegervater hatte werden sollen. Jans frische Farben verschwanden schlagartig.
    »Hallo, Papa, ich meine...«
    »Sie meinen Herr Konsul, hoffe ich.« Bremers Stimme war um zwei Grad kälter als die gesamte Eisbar.
    »Na, natürlich, Herr Papa, das heißt, Papa Konsul, also Papsul...«
    »Papperlapapp!«
    »Ich wollte dir nämlich...«
    »Was wollten Sie mir, Herr Kiekebusch?«
    »Er wollte einige Erklärungen beseitigen, Herr Konsul.« Trine versuchte, ihrem Bräutigam zu helfen.
    »Den Eindruck habe ich auch.«
    »Es ist nämlich, wir haben Ihnen einen Brief geschrieben heute früh, hierhin in die Sonne«, sprudelte Trine los, »wir habe alles reingeschrieben, auf welsche Art es geschehen ist, und wann. Und

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