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Liebe im Schnee

Liebe im Schnee

Titel: Liebe im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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Berufsfotografen haben ein gutes optisches Gedächtnis. »Das gnädige Fräulein, grüß Sie Gott«, dienerte er, »das ist aber nett, daß Sie mich wieder einmal beehren. Womit kann ich diesmal dienen?«
    »Kommen Sie«, sagte Kirsten statt einer Antwort. Sie verließen den Laden und gingen zum Schaukasten. »Dieses Bild da, das hätte ich gar zu gern, Meister, und zwar sofort.«
    Madeira schloß die Vitrine auf und holte das Foto heraus. »Frappant«, sagte er kopfschüttelnd, als sie in den Laden zurückgingen, »sehr frappant.«
    »Was«, fragte Kirsten, »ist frappant daran?«
    »Das haben die beiden anderen Damen auch gesagt.«
    »Was für Damen?«
    »Die Dame, die auf dem Foto ist, und das Fräulein Hendricksen. Beide haben sie mehrere Abzüge erstanden. Ja. Dies hier ist der letzte.«
    »Frappant!« sagte jetzt Kirsten. »Ich möchte aber auch mehrere Abzüge, Herr Madeira.«
    »Das«, wand sich Madeira, »geht nun nicht, sozusagen.«
    »Ach!«
    »Vor einer Viertelstunde war ein Herr hier, ein sehr soignierter Herr, er war sehr erregt und hat mir für das... hm, also für das Negativ eine relativ hohe Summe geboten, es gehört zwar sonst nicht zu den Prinzipien meines Hauses, aber in diesem gesondert gelagerten Falle...«
    Kirsten wurde hellwach. »War es derselbe Herr, der die Dame auf dem Foto hier im Arm hält?«
    »Ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern«, sagte Madeira aalglatt.
    »Und das Foto im Schaukasten, warum hing das noch dort?«
    »Darüber hatte der Herr keine Anweisungen gegeben.«
    Typisch Vater, dachte Kirsten, kauft für teures Geld Negative auf und übersieht das Wichtigste. Sie ließ sich den Abzug sorgfältig einwickeln und verließ vernügten Sinnes den Salon des Herrn Madeira.
    Grandhotel heißt auf deutsch Großhotel. Doch dann würde keiner dort logieren. Von den Leuten, die Geld en gros haben. Das Grand ist ihnen teuer. Jahrzehntelang wurde es totgesagt, das Grandhotel. Marmor und Plüsch, Stechpalmen in der Halle, Erker und Türmchen an der Fassade, so was existierte nur noch im Kino und in Gesellschaftsromanen.
    In Himmelsjoch gab es seit einem Jahr wieder ein Grandhotel. Mit Kunststein und Kunststoffen, Philodendren in der Halle, Glas und Porzellan an der Fassade. Besitzer war eine Gesellschaft, die überall in den Alpen Grandhotels baute. »Um«, wie es im Geschäftsbericht hieß, »dem legitimen Bedürfnis der Upper-Ten nach Restauration nachzukommen.«
    Das Grandhotel in Himmelsjoch war nicht nur ein »exclusiver Treffpunkt im Schnee« und »ein Haus der Sonderklasse«, es war ein »Centre of social life«, ein »Rendez-vous élégant«. Laut Prospekt. Neben einem Open-air-Restaurant hatte es eine Skier’s Drive-in-Bar, in der es zum Lunch Apéritifs gab und zum Dinner Drinks.
    Die Bar im Keller hieß »Kuhstall« und befriedigte mit ihrer Einrichtung das gleichfalls legitime Bedürfnis nach älplerischem Charme. Allsamstags fanden hier die Heimatabende statt. Da saß man im Smoking auf Melkschemeln und sah einer Truppe von Eingeborenen beim Watschentanz zu.
    Das Grandhotel lag separat, versteht sich, und etwas höher als die anderen Hotels (das Berghotel »Edelweiß« leider, leider, ausgenommen). Der Konsul keuchte etwas, als er mit dem Florian Leitner die steile Straße erklommen hatte, die zum Hotel hinaufführte. Die beiden Männer überquerten den Parkplatz und schritten die Front der Maseratis, 300er, Jaguars und Carreras ab. Ein Volkswagen war auch dabei. Der war rot. Vielleicht schämte er sich.
    »Toller Schuppen«, sagte der Konsul in jenem saloppen Ton, den er sich in Himmelsjoch zugelegt hatte. »Wenn Ihre Kirsten hier abgestiegen ist, hat sie einiges auf der hohen Kante.«
    »Die arbeit ja da, Privatsekretärin is, bei dem amerikanischen Schriftsteller. I glaub dees hab i Eahna scho’ g’sagt.«
    »Privatsekretärin«, meinte Bremer und dehnte das Wort ungebührlich, hm, hm...«
    »Was hoaßt hm — hm?« fragte der Florian.
    »Also dann«, meinte der Konsul statt einer Antwort, »wollen wir uns den Kasten einmal begucken.« Er schlug dem jungen Mann auf die Schulter. Bombenlaune hatte er plötzlich wieder. Kater war wie weggeblasen. Die Sache mit den Pantoffeln hatte sich aufgeklärt. Gottlob! War doch eine patente Person, die Klötzel.
    »Erst ham Se den Schampus aus de Pantöffelchen jetrunken und dann ham Se se aufs Zimmer mitjenommen, als Souvenir!«
    Und was die urplötzliche Verlobung von Jan Kiekebusch betraf, na ja, also, vielleicht war es

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