Liebe im Schnee
Schauspieler.«
»Na dann zum Wohle!« sagte Konsul Bremer und beschloß, das Spiel noch eine Weile mitzuspielen.
Die bemalten Tonkrüge machten »klack!«, als die beiden sich zuprosteten. Sie tranken, schauten sich über den Rand des Kruges an und fanden sich ziemlich sympathisch.
»Ich hätte nicht übel Lust, lieber Herr Leitner«, meinte Bremer nach einer Weile des Schweigens, »mich noch mal auf die Bretter zu stellen. Das sind zwar jetzt gut zehn Jahre her, seit dem letztenmal, aber ein Versuch wäre es doch wert. Oder?«
»Ja freili, warum denn net! A so a sauberer Mann wie Sie.«
»Wie wär’s mit morgen früh? Gehn wir gleich ran an den Speck.«
»Also morgen früh, da tut’s mir leid, Herr Konsul.« Er klopfte mit der Hand auf die Brusttasche. »I hab da vorhin a Briefl kriagt, dees wissen S’ ja, und da muß i...«
»... dem Fräulein Kirsten Unterricht geben.«
»So is!« sagte der Florian. Er stieß den Konsul vergnügt mit dem Ellbogen und setzte hinzu: »Oder wenn S’ wollen, dem Fräulein Tochter.«
Beide lachten sie schallend...
Das siebte Kapitel
IM SCHNEESTURM
Kirsten Bremer drehte sich seufzend auf die andere Seite. Sie träumte wieder einmal. Diesmal waren Kühlschränke an der Reihe. Die Kühlschränke standen am Nordpol. In den Kühlschränken saßen Eskimos und lutschten Speiseeis. Kirsten schaute den Eskimos zu und fing an zu frieren. Sie fror immer mehr.
Dann wachte sie auf.
Halbnackt lag sie auf der geblümten Matratze. Das Bauernbett war wieder einmal heruntergerutscht. Bauernbetten haben das so an sich. Sie sind gebirgig schwer und mit Federn vollgestopft wie eine Wurst.
Schlaftrunken angelte Kirsten nach dem Bauernbett und zog es ächzend vom Fußboden hoch. Sie kroch hinunter und war im selben Moment wieder eingeschlafen.
Um zehn vor sieben Uhr rutschte das Bauernbett zum viertenmal herunter. Schwer legte es sich auf den Wecker, der neben dem Nachttisch stand. Als der Wecker Punkt sieben Uhr wecken sollte, schnarrte er einmal und gab es dann auf. Kirsten zog die Knie bis an die Brust und schlief selig weiter...
»öffne, bitte! Bitte öffne unmittelbar!« ertönte gegen halb acht Uhr eine Stimme. Jemand bummerte gegen die Tür.
Kirsten taumelte hoch, fiel über das Bauernbett und setzte sich, auf den Wecker. Der fing wie rasend an zu klingeln. Sie schlurfte barfuß zur Tür, hielt ihren Pyjama vorne zu und drehte den Riegel herum. Draußen stand Trine.
Kirsten ließ ihre Pyjamajacke los und zog die Pyjamahose bis über den Bauchnabel. Sie kratzte sich am Zwerchfell und sagte gähnend: »Hallo, Trinchen, was machst du hier mitten in der Nacht?«
»Isch bin die Lersche und nischt die Nacktigall, die eben jetzt dein banges Ohr durchdrang«, zitierte Trine. Was Shakespeare gottlob nicht hören konnte. »Isch will damit ssun Ausdruck bringen, die Klokkeist um halb acht.«
»Ent-setz-lich! Ich bin um halb neun verabredet, oben am Edelweiß!« Kirsten feuerte ihr Jäckchen in die Ecke. »Wir wollen zur Lärchenhütte rauf. Tagestour, verstehst du.« Sie kippte aus dem großen Krug Wasser in die Porzellanschale und wusch sich prustend. Sie putzte sich die Zähne und sagte zu Trine: »Wawa — nunu — hong — hong.«
»Ja«, meinte Trine, »dieser Meinung bin isch auch.«
Kirsten drehte die Bürste nach oben und bearbeitete die Schneidezähne. »Nischi — naschi — baba.«
»Stimmt, man muß mit alles reschnen.« Trine setzte sich vorsichtig auf den ächzenden Korbstuhl und betrachtete das Ölgemälde mit dem Heiligen und seinen vierundsechzig rosaroten Engeln. »Er hat Ähnlischkeit mit deine Vater, Kirsten.«
»Mein Vater, mein Vater, der ist gerade kein Heiliger, du, Sachen habe ich von dem gehört, das heißt, gesehen...« Sie schlüpfte in die rot geringelte Unterhose. »Hak mir doch mal den BH fest, wenn du schon hier bist. Danke. Wieso hast du eigentlich dem Madeira diese Fotos abgekauft, wo Vater mit der Klötzel rumschmust? Na der hat vielleicht einen Geschmack. Wenn das Helen wüßte...« Sie schlüpfte in die ebenfalls geringelte Skiunterhose und sah jetzt aus wie ein rotes Zebra. »Wenn das Helen wüßte, also Mutter, meine ich. Die würde...« Pausenlos sprach sie weiter.
Ich muß es ihr sagen, dachte Trine, mal muß ich es ihr sagen. Sie warf einen hilfesuchenden Blick auf den gerahmten Bahnhofsvorsteher Obermayer in Feldgrau mit seinem »Viel Feind, viel Ehr!«
»Wie ist das Wetter heute, Trinchen?«
»Es soll alles umschlagen.«
»Na ich
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