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Liebe im Schnee

Liebe im Schnee

Titel: Liebe im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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besser so.
    »Der Mensch soll nie Schicksal spielen, Herr Leitner«, sagte er, »niemals und unter gar keinen Umständen, verstehen Sie?«
    »Da hams scho’ recht.«
    Bremer faßte Florian unter den Arm und schritt auf die Terrasse des Grandhotels zu. Die Anoraks der Damen, die ihnen entgegenkamen, waren mit Ozelot gefüttert. Auf den Pisten sah man sie nicht, die Damen, denn sie liefen nur Après-Ski. »Obacht!« riefen die Hausdiener. Sie trugen grüne Schürzen und die Bretter der Herren in den Skistall. Der Ausdruck »Bretter« war eine Tiefstapelei. Waren doch diese Gebilde aus Stahl, Glas und Kunststoff unter einem halben Tausender kaum zu haben.
    Der Portier am Portal trug eine Generalsuniform und grüßte entsprechend. Die beiden Männer ließen sich von der gläsernen Drehtür in das Vestibül wehen. Ihre Füße versanken bis zu den Knöcheln in einem Teppich. Dezentes Raunen erfüllte die Halle. Man plauderte gedämpft und lachte maßvoll. Auf einem schweinsledernen Sessel in der Kaminecke saß ein Königspudel. Er trug einen Trachtenjanker mit grünen Eichenblättern und sprach mit niemandem.
    Der Flori starrte den feinen Hund an, blieb stehen und sagte: »Ja, mi leckst am Arsch!«
    »Später«, sagte Bremer und zog den Florian weiter.
    Der Mann an der Anmeldung hatte sie bereits beobachtet. Er hatte ein längliches Pferdegesicht und hochmütige Vorderzähne.
    »Entschuldigen S’, kenna S’ uns vielleicht a...«, begann der Florian.
    »Wir sind total ausgebucht«, unterbrach ihn das Pferdegesicht und sah durch ihn hindurch.
    »Wir wollen koa Zimmer, i hätt’ bloß gern was g’wußt.«
    »So!« sagte das Pferdegesicht. Es klang, als habe man ihm einen unsittlichen Antrag gemacht.
    »Gestern auf d’ Nacht hab i scho’ ang’rufa, indem i wissen wollt, ob hier vielleicht a Madl wohnt, also eine Dame...« Ganz narrisch machte einen der Kerl mit seinem kalten G’schau. »Kirsten hoaßt’s. Wohnt sie vielleicht bei Eahna?«
    »Das glaube ich kaum.«
    »A so a Blonde is, so a Silberblonde, wissen S’!«
    Pferdegesicht zuckte unmerklich mit den Achseln. »Da muß ich bedauern...«
    »Privatsekretärin is, hat s’ gsagt, von einem amerikanischen Schriftsteller«, begann der Florian wieder.
    »Und wie soll der Herr heißen?«
    »Dees wiß’ mir net, aber berühmt soll er sein, der Schriftsteller, ziemlich berühmt.«
    »Berühmt«... Der Chef des Empfanges schnipste mit den Fingern. Du lieber Himmel, prominent sind alle Gäste bei uns, schließlich werden wir nicht umsonst das lebende Who-is-Who genannt.
    Der Florian zog Kirstens Bild aus der Tasche. »Da hätt i a Foto von ihr.«
    Aus drei Metern Entfernung warf der Empfangsmensch einen Blick auf das Foto.
    Bremer spürte, wie ihm der Kragen seines Freizeithemdes zu
    eng wurde. »Das ist meine Tochter«, sagte er und stützte beide Fäuste auf den Tisch, »und ich bin der Konsul Bremer. Vielleicht haben Sie die Güte, das Foto einmal in die Hand zu nehmen.« In seiner Stimme lag das Grollen eines Vulkans kurz vor dem Ausbruch.
    »Gewiß, Herr Konsul, selbstverständlich, ich wußte ja nicht, daß das gnädige Fräulein des Herrn Konsuls Tochter ist, Herr Konsul, und dieserhalb...«
    »Geschenkt!«
    Pferdegesicht entblößte die hochmütigen Vorderzähne zu einem verbindlichen Lächeln. Er starrte angestrengt auf das Foto. »In der Tat, jetzt entsinne ich mich, die junge Dame, also das gnädige Fräulein, waren vor einer halben Stunde hier und...«
    »Und?« fragte der Florian mit hervorquellenden Augen.
    Der Konsul wedelte unauffällig mit einem Zehnmarkschein.
    »...und haben hier einen Brief abgegeben.« Er griff in ein Fach der Postablage und zog ein Kuvert heraus. »Herr Florian Leitner. Wird abgeholt«, las er vor.
    »Her damit! Dees bin i.« Der Flori riß ihm den Brief aus der Hand.«
    »Aber ich muß doch um Legitimation bitten, mein Herr!« Pferdegesicht war jetzt ernstlich befremdet.
    »Da ist sie.« Bremer ließ den Zehnmarkschein nachlässig auf die Tischplatte flattern.
    Später saßen die beiden Männer in der »Blauen Gans« bei einem Schoppen Tiroler. Solide Sache, dachte der Konsul und sah sich interessiert um in der proppevollen Gaststube. Die vier Kellnerinnen schafften es ja kaum. Und der junge Herr Leitner allem Anschein nach der einzige Sohn. Hm...
    »Den hams aber jetzt blitzt, den Hund, den«, sagte der Flori, »die Dame ist meine Tochter, also wie S’ dees jetzt rausbracht ham. Mi haut’s um! Wie a g’lemter

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