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Liebe im Schnee

Liebe im Schnee

Titel: Liebe im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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hatte wieder mal Zeit gehabt, alle Schilder im Umkreis zu studieren. Denn selbstverständlich kam Kirsten zu spät. Diesmal waren es fünfunddreißig Minuten. Fünf Minuten mehr als beim letztenmal. Wenn das so weiterging. Bei einem anderen Madl hätt’ er sich keine halbe Minute hingestellt, der Flori!! Aber bei der Kirsten, da war’s halt was anders. Er stieß einen Schnaufer aus. Aber was zuviel ist, ist zuviel.
    »I muß schon sagen«, sagte er deshalb und versuchte zornig dreinzuschauen. Dann blieb er stecken. Es war wie in der Schule. Oder wie beim Weihnachtsgedicht, als er noch Kind war. Sakrament, sie sah auch zu schön aus. Ja, schön, das war das richtige Wort.
    »Ich hab verschlafen, Florian...«
    Red du nur weiter, dachte er.
    »...und bitte nicht böse sein.« Eine blonde Haarsträhne war unter ihrer Mütze hervorgekrochen und bedeckte die linke Seite ihrer Stirn. Aus ihren dunklen Augen schaute sie ihn halb schuldbewußt, halb schelmisch an. »Das Bauernbett ist nämlich auf den Wecker gefallen.«
    A so a Teifi! Der Florian wäre am liebsten niedergekniet und hätte um Entschuldigung gebeten, daß er es gewagt hatte, nicht schon eine halbe Stunde vor der Zeit da zu sein. Er biß sich in den ledernen Fausthandschuh und dachte: Mei, hat’s di erwischt, Schlawiner, windiger! Des war ja net zum Sagen. Das Bauernbett war auf den Wecker gefallen — bärig, einfach bärig so a Ausrede, wuiii!
    Er holte tief Luft, räusperte sich einen Frosch aus der Kehle und meinte: »Also denn geh ma halt.«
    Vom Berghotel »Edelweiß« führte ein neu erbauter Schlepplift bis auf 2300 Meter Höhe. Dicht nebeneinander mußten sie sich hier aufstellen. Der Liftwart riß die hölzerne Doppelgabel herunter und schob sie ihnen unter den Lastex. Es gab einen Ruck, und Pärchen für Pärchen glitt aufwärts. Auf halber Strecke kreuzte die Piste die Liftspur. Ein gelber Pullovermensch schoß so nah an ihnen vorüber, daß er ihre Skispitzen streifte!
    »Depp!« fluchte der Florian, und Kirsten drängte sich ängstlich an ihn.
    Oben ließen sie den Bügel seitlich wegschnellen und stapften aus der Spur. Kirsten trug einen klitzekleinen Rucksack und der Florian einen riesengroßen. Er öffnete ihn und zog die Felle heraus. Felle sind aus Plüsch und werden den Skiern angezogen. Nicht, damit sie es schön warm haben, sondern damit sie nicht wegrutschen. Beim Steigen.
    Während der Florian die Felle an seine Bretter schnallte, legte Kirsten den Kopf in den Nacken und schaute zum Himmel empor. Der war heute von einem geradezu unanständigen Blau.
    »Wie Waschblau«, meinte sie, »oder wie Blaubeerkompott, oder wie..., na jedenfalls das blaueste Blau meines Lebens.«
    »Kannt i jetzt Eahnerne Brettln haben?«
    Warum siezt er mich eigentlich? Schließlich hat er mich schon geküßt. Und ich ihn. Dachte Kirsten und schlüpfte aus den Bindungen. »Was haben Sie eigentlich da alles in Ihrem Rucksack drin, Florian? Wollen Sie mit mir auf die Eigernordwand?«
    »Dees net«, sagte der Florian nur und dachte: warum die eigentlich noch »Sie« sagt, wo mir doch scho’ so schön g’schmust ham.
    »Auf geht’s!« sagte er.
    Und sie stapften los. Der Florian ging an der Spitze. Mit gleichmäßigen Bewegungen spurte er durch den in der Nacht gefallenen Neuschnee. Die Piste blieb hinter ihnen zurück. Und mit ihr die Menschen. Es wurde still um sie herum. Kein Baum wuchs mehr hier oben. Nur hier und da buckelte eine Latschenkiefer aus dem Schnee. Ein Schwarm Alpendohlen strich mit trägem Flügelschlag talwärts. Ihre gelben Schnäbel leuchteten in der Luft.
    Die Sonne brannte heißer als im heißesten Hochsommer. Ihre Strahlen wurden vom Schnee millionenfach zurückgeworfen. Die blendende schmerzende Helle drang selbst durch die Sonnenbrillen. Kirsten streifte ihren Anorak ab, legte ihn um ihre Hüften und verknotete die Ärmel zu einem Gürtel. Ein paar hundert Meter weiter schmiß sie den Pullover. Schließlich lief sie in der dünnen rotkarierten Baumwollbluse. Die Luft schien stillzustehen.
    »Da!« rief der Florian plötzlich. Er war ruckartig stehengeblieben. Seine Hand zeigte auf einen Felshang. »Gams! A ganz’ Rudel!«
    Jetzt hatte auch Kirsten die Gemsen entdeckt. Mit atemberaubender Geschicklichkeit kletterten sie die glatten vorspringenden Felsplatten abwärts. Das helle Gemecker des Leittieres klang schwach herüber. Kurz darauf waren sie im oberen Saum eines Lärchenwaldes verschwunden.
    »Dees g’fallt ma gar net«, sagte der

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