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Liebe im Schnee

Liebe im Schnee

Titel: Liebe im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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und...«
    Nein, das war zu dumm! Er spielte mit seinem leeren Glas und betätigte noch einmal die Klingel. Wie verhielt sich ein Vater überhaupt in solchen Fällen? Immerhin hatte Kirsten geschwindelt und die Uni geschwänzt. Sollte er toben oder verzeihend lächeln? Sollte er sie aufs Zimmer oder nach Hause schicken? Nun, schließlich war sie kein Kind mehr. Andrerseits war sie noch unmündig. Ein Exemplum konnte nichts schaden. Vielleicht sollte er schnell mal mit Helen telefonieren?
    Einen Campari wollte ihm hier anscheinend keiner bringen.
    Er erhob sich und schlenderte in Richtung Bar. Die Kiki, das tizianrote Gift, war noch nicht da. Der junge Kellner stand verloren vor der Reihe leerer Hocker.
    Von der Halle her kam der Wammetsberger junior in großen Schritten. »Dahoam is’ aa net, i woass faktisch nimmer, wo i no’ telefonieren soll. Die Obermayerschwester hat g’sagt, daß heit früah mit die Ski furt is! Zur Lärchenhütten hat’s wollen. Sakrament, so an Stadtfrack stell’ i aa nimmer ein.« Der Juniorchef paffte heftige Rauchwolken aus seiner Stummelpfeife.
    »Ärger, Herr Wammetsberger?« fragte Bremer höflich.
    »Mehr als wie i braucha ko’. Die Kiki, des Flitscherl, das elendige, kommt einfach net zum Dienst. Und morgen abend ist der große Kostümball.«
    Der Konsul schaute auf seine Taschenuhr. »Acht Uhr«, sagte er.
    »Um halb sieben hätt’s da sein solln.«
    »Merkwürdig, ich warte auch auf jemand. Hatte mich um sieben mit dem Herrn Leitner verabredet. Der wollte meine..., ich meine, eine Dame wollte er mir vorstellen.«
    »So, wollte er das«, meinte der Wammetsberger zerstreut und eilte wieder von dannen.
    Um halb neun ließ sich Bremer mit der »Blauen Gans« verbinden. Er verlangte Herrn Leitner junior.
    Am Apparat war Frau Maria Leitner. »Er is’ noch net z’ruck von seiner Tour, der Flori«, sagte sie, »mir wundern uns aa scho.«
    Wundem taten die sich! Draußen tobte der schwerste Schneesturm seit 30 Jahren, und die wunderten sich, daß ihr Sohn von einer Skitour noch nicht zurück war. Hab Sonne im Gemüt!
    Er wählte die Nummer der Skischule.
    »Moser hier«, sagte der Moser, Sebastian, der, wo die Schule leitete.
    Der Konsul stellte seine Frage.
    »Na, der Florian is no’ net da. Der wird aa kaum mehr kommen.«
    »Wieso?« fragte Bremer und spürte, wie er heiser wurde.
    »Auf d’ Lärchenhütten wollt’ er, mit einem Fräulein. Wenn er net naufkommen ist, dann...«
    »Dann? Nun reden Sie doch, Mann!«
    »Dann wird er scho auf der Glocknerhütten sein. Und sonst ...« Der Wastl machte eine bedeutsame Pause, die dem Konsul den letzten Nerv raubte. »Sonst werden’s sich halt eingraben ham.«
    »Wie ..., was werden Sie haben?«
    »Eingegraben, in den Schnee, das ist ja logisch. Der Florian baut die schönsten Iglus von alle Lehrer, Herr Bremer.«
    »Das ist beruhigend, das ist wirklich außerordentlich beruhigend, Herr Moser.« Er holte tief Luft. »Meine Tochter sitzt bei Windstärke zwölf mit einem wildfremden Mann nachts in einer Schneehöhle, und Sie finden das logisch?«
    »Wieso, Tochter?«
    »Ja, verdammt noch mal, da muß doch Hilfe her! Wir müssen einen Suchtrupp bilden, mit Fackeln, Sturmlaternen, also das wissen Sie besser als ich, auf jeden Fall muß etwas unternommen werden. Und zwar sofort!«
    »Im Moment kann ma gar nix machen. Bei dem Kuhsturm, da siehst ja koane zehn Meter weit, abg’sehen von die Lawinen. Also, lieber Herr, i möcht Eahna vorschlagen, daß mir z’erst amal...«
    Bremer legte auf. Er kratzte sich erregt an seinem Schnurrbart. Er versuchte, ganz ruhig zu bleiben, und konnte es nicht.
    Bis Mitternacht, dachte er, werde ich abwarten. Und wenn ich allein losgehen sollte...

Das achte Kapitel
    DIE NACHT AUF DER GLOCKNERHÜTTE

    Feueranmachen ist etwas Schönes. Dachte der Leitner Florian. Feueranmachen ist viel schöner als einen Heizkörper aufdrehen. Oder einen Gasofen anstellen. Oder eine Heizsonne anknipsen. Wenn der Funke auf den Zunder fällt, die kleine bläuliche Flamme aufzischt, langsam größer wird, an den trockenen Spänen zu lecken beginnt, knack-knack machen die Späne, lichterloh brennen sie auf einmal, die Flammen beginnen die Scheite anzugreifen, wenn dann alles prasselt und knackt und bullert, dann fühlt der Mensch sich geborgen. So geborgen wie seine Urväter in ihren Felsenhöhlen.
    Der Florian saß vor der offenen Tür des gußeisernen Herdes und starrte in das Feuer, das er soeben angemacht hatte. Die Flammen

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