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Liebe im Schnee

Liebe im Schnee

Titel: Liebe im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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warfen ihren Flackerschein in die Schwärze der Hütte. Sie beleuchteten einen rohen Holztisch und eine lange Bank, und Borde mit Pfannen, Töpfen, Lichtschaltern, Blechbüchsen, Geschirr, und eine gewaltige eisenbeschlagene Truhe, und große Nägel in den Wänden, und vier hölzerne Kojen mit dicken Seegrasmatratzen, und Dutzende Pferdedecken.
    In einer der Kojen, unter genau fünf Pferdedecken, lag Kirsten Bremer und schlief den Schlaf einer Toten. Auf einer Leine über dem Herd hingen ihre Siebensachen zum Trocknen: die geringelten Unterhosen, das geringelte Unterhemd, zwei paar Socken, ein nicht geringeltes Wollhöschen, ein Büstenhalter, eine Mütze. Alles in allem eine pikante Girlande.
    Der Florian schaute immer wieder zur Kirsten hinüber. Nicht satt sehen konnte er sich. Sie lag so da, wie sie damals im Schnee nach dem Sturz gelegen hatte: die Augen geschlossen, die Lippen ein wenig geöffnet, so daß man die weißen Zähne schimmern sah, das blonde Haar wuschelte über die Stirn.
    Schneewittchen, mußte er wieder denken, und es war ihm völlig wurscht, daß Schneewittchen schwarze Haare gehabt hatte. Er holte tief Luft. Und noch einmal. Und beide Mal tat ihm das weh im Brustkasten. Ob er sich erkältet hatte, da draußen bei dem Schneesturm? Er wußte, daß das eine blödsinnige Frage war. Woher dieses merkwürdige Stechen kam, ja mei...Wie sagte die Mutter immer?
    »D’ Liab druckt ‘s Herz und da Knödel ‘n Magen.« Er bekam einen Schreck vor seiner eigenen Stimme und war froh, daß ihn hier oben niemand hören konnte. Mit einem energischen Ruck schloß er die Herdtür, legte eine sechste Pferdedecke über Kirsten und wurde dann fieberhaft tätig.
    Er rammte die stählernen Querriegel vor die inneren Fensterläden. Durch die Ritzen an der linken Seite stäubte der Schnee. Er verstopfte alles fein säuberlich mit alten Zeitungen, die er in einer Ecke fand. Er hob den Rucksack auf den Tisch und stieß dabei mit dem Kopf gegen die von der Decke baumelnde Karbidlampe. Das brachte ihn auf die Idee, die Lampe anzuzünden. Sie zischte leise vor sich hin und verbreitete einen traulichen Schein. Er verstaute den Inhalt des Rucksacks sorgfältig im Regal. Eine Flasche Rum war dabei, und Tabak, Schokolade, ein Verbandskasten, das Skiwachs, der Kompaß, eine Büchse Würstchen, Erbswürfel, ein halbes Bauernbrot.
    Auf dem Bord über dem Herd fand er Tee, Würfelzucker, eine Tüte Salz. Er knurrte befriedigt. Er schnappte sich die beiden Eimer, stieg in die Hüttenschuhe und schlurfte zur Tür. Draußen packte ihn eine Sturmbö und warf ihn gegen die Fensterläden. Er rieb sich den schmerzenden Rücken und starrte einen Augenblick in die weiße Hölle. Der Sturm heulte, fauchte, brüllte, er warf den Schnee in dicken Schwaden gegen die Hüttentür. Die Nacht war eingefallen. Man konnte keine drei Schritte weit sehen.
    Der Florian füllte die beiden Eimer mit Schnee, trug sie in die Hütte und warf zwei große Klumpen in den Kochkessel auf dem Herd. Er ging noch einmal hinaus und kämpfte sich
    bis zu dem kleinen Holzschuppen vor. Im Finstern zerhackte er mit dem Beil einige Kloben.
    Als er mit einem Arm voll Scheite in die Hütte zurückkam, stand Kirsten am Herd und wärmte sich die Rückseite. Sie trug die geringelte Unterhose, das geringelte Unterhemd und eine Decke um die Schultern.
    »Wie beim Fasching«, sagte der Flori. Er ging auf sie zu und küßte sie freihändig. Was wegen der Scheite notwendig war. Weil freihändig aber anstrengend ist, ließ er die Scheite zu Boden fallen. Es polterte gewaltig. Er nahm Kirsten in die Arme und küßte sie.
    Sie küßte ihn...
    Und er küßte sie...
    Dann küßte er sie wieder...
    Dann war sie wieder an der Reihe...
    »Komisch«, sagte Kirsten, als sie ihre Lippen für einen Moment frei bekam.
    »Was is’ komisch, Madi?«
    »Komisch, daß man es bis in die Knie merkt, wo man sich doch ganz oben küßt.«
    »I merk’s bis in die Zehen.«
    »Respekt!« sagte sie. Das war ein Wort, das sie aus Florians Sprachschatz übernommen hatte.
    Er bedankte sich dafür mit einem Kuß.
    Dann rutschte ihr die Decke von den Schultern. Der Flori beugte ein Knie und angelte mit der Hand danach. Kirsten tat dasselbe. Plötzlich knieten sie beide auf der Decke. Und küßten sich weiter. Auf die Stirn. Auf die Haare. Auf die Wangen. Auf die Augen. Dann küßte er sie in den Nacken.
    »Der rieselt«, sagte Kirsten.
    »Wieso?« fragte der Flori, der eine etwas lange Leitung hatte.
    »Den

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