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Liebe in St. Petersburg

Liebe in St. Petersburg

Titel: Liebe in St. Petersburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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antreten zu dürfen!«
    »Den Kopf in den Sand stecken, also.«, von Semrock schüttelte den Kopf. »Das ist kein guter Trick, Gregor. Nichts mehr sehen wollen … Los, marschieren Sie ab! Wohin geht es?«
    »Nach Trasnakoje, Herr Oberst.«
    »Weiß das der alte Michejew?«
    »Nein.«
    »O Gott!« Der Oberst schlug die Hände zusammen. »Auch das noch! Man sollte Sie in Ketten legen, Gregor.«
    Am nächsten Morgen mietete Gregor von Puttlach einen Schlitten mit drei kräftigen Pferden und einem Kutscher, der halbwegs nüchtern war. Er ließ von seinem Burschen Luschek einen Koffer packen und alles, was der Pflege bedurfte, wie die Blumen und einen Kanarienvogel, hinüber zu Hauptmann von Eimmen tragen.
    »Sie kommen mit, Luschek«, sagte er. »Oder wollen Sie lieber drei Wochen nach Berlin auf Urlaub?«
    »Ick bin da, wo der Herr Oberleutnant sin«, antwortete Luschek in schönstem Berlinerisch, und damit war alles gesagt.
    »Viel Glück«, sagte Hauptmann von Eimmen zum Abschied. »Du weißt, deine Versetzung läuft. Bleib also wenigstens drei Wochen lang unauffindbar. Manchmal arbeiten die in Berlin verdammt schnell.«
    Bevor er dem Kutscher befahl, Petersburg über die breite Straße nach Tschesme zu verlassen und dann durch die unendlichen Wälder und Felder dem Gut Trasnakoje entgegenzufahren, machte Gregor noch einen kurzen Umweg und ließ sich bei General Michejew melden.
    Er wurde sofort vorgelassen. Michejew hatte einen französischen Morgenmantel an und sah wie ein reicher Kaufmann aus, der gut gefrühstückt hatte.
    »Sie sehen aus, als wollten Sie verreisen, Gregorij Maximowitsch«, sagte der General. »Ich höre munkeln, daß man Sie aus Petersburg entfernen will. Das werde ich natürlich verhindern. Aber wenn Sie nun von selbst …«
    »Ich wollte Ihnen nur sagen, Wladimir Alexandrowitsch, daß ich auf dem Weg nach Trasnakoje bin.« Gregor warf seinen Mantel auf einen Sessel. »So, jetzt können wir uns wieder duellieren.«
    »Warum?« Michejew lächelte. »Ich habe nichts anderes erwartet! Sie hätten mich enttäuscht, wenn Sie es nicht getan hätten! Und wenn Sie jetzt zu mir gesagt hätten: Ich reise nach Deutschland zurück, grüßen Sie Grazina von mir, es hat doch keinen Sinn … Gregorij, dann hätte ich Ihnen doch noch eine Kugel durch den Kopf gejagt! Sie bleiben drei Wochen als unser Gast in Trasnakoje?«
    »Auch das wissen Sie bereits?«
    »Unser Geheimdienst funktioniert auch im Familienbereich!« Michejew lächelte genußvoll. »Ich komme in einer Woche für ein paar Tage nach, bestellen Sie das meiner Frau. Bis dahin hoffe ich, bei Ihrer Botschaft alles geregelt zu haben. Mein Gott, was tut ein Vater nicht alles, wenn er sein Töchterchen liebt wie ich.«
    Er kam auf Gregor zu, zog ihn plötzlich an sich und küßte ihn auf beide Wangen. Ebenso plötzlich stieß er ihn wieder von sich.
    »Das hat nichts zu bedeuten«, sagte er grob. »Das ist nur ein russischer Abschied! Jeder Bauer macht's ebenso …«
    »Ich weiß, Wladimir Alexandrowitsch, jeder Bauer!« Gregor nahm seinen Mantel, warf ihn über die Schultern und verbeugte sich leicht. »Gott mit Ihnen, Väterchen …«
    »Du verdammter Hund!« sagte Michejew zufrieden, als die Tür hinter Gregor zugeschlagen war. »Du von allen Heiligen gesegneter, verdammter Hund …«
    Auf der Uferstraße an der Mojka standen der Kutscher und der Obergefreite Luschek neben den drei Pferdchen und tranken einträchtig aus einer Flasche Schnaps. Luschek war gerade am Zug, als er Gregor aus dem Palais kommen sah. Er hustete, setzte die Flasche ab und schob sie dem Kutscher zu.
    »Es ist kalt, Euer Hochwohlgeboren«, sagte der Kutscher und rülpste laut. »Verzeihen Sie uns deshalb gütigst. Ich werde Euer Hochwohlgeboren trotzdem sicher nach Trasnakoje fahren. Sie haben in mir den besten Kutscher von Petersburg gemietet, Euer Hochwohlgeboren.«
    Er schwankte um die Pferde herum, setzte sich auf den Kutschbock und grinste Luschek an, als wolle er sagen: Na, wie habe ich das gemacht, Brüderchen? Ich weiß, wie man mit den feinen Herrchen umgehen muß. Ich fahre sie ja immer herum … zu den heimlichen Hürchen, zum verbotenen Glücksspielsalon oder zu hübschen jungen Ehefrauen, deren Männer gerade verreist sind. Ich kenne sie alle, Brüderchen …
    »Steig ein, Luschek«, sagte Gregor. »Es ist wirklich kalt! Hast du wenigstens auch für mich eine Flasche besorgt?«
    »Unter dem Stroh, Herr Oberleutnant.« Luschek half Gregor beim Einsteigen. Der

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