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Liebe in St. Petersburg

Liebe in St. Petersburg

Titel: Liebe in St. Petersburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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lebt nicht im Familienkreis eines Generals Michejew, ohne politisch engagiert zu werden. Man wird dir harte Fragen stellen.«
    »Ich bin als Privatmann nach Trasnakoje gefahren, nicht als deutscher Spion!«
    »Es dürfte dir schwerfallen, Semrock davon zu überzeugen!« Von Eimmen erhob sich. »Dein Bleiben in Petersburg ist dank Michejews Einschreiten gesichert – aber ich weiß nicht, ob man dir nicht wünschen sollte, daß du doch nach Tokio versetzt worden wärst. Man wird dich jetzt zum heimlichen Verbindungsmann zwischen dem russischen Generalstab und der deutschen Heeresführung machen wollen. Michejew ist ein Vertrauter des Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch. Man wird dich beauftragen, den General auszuhorchen.«
    »Ich werde einen solchen Antrag rundweg ablehnen!« sagte Gregor laut und hart. Er schnallte sein Koppel mit dem Säbel um und zog die Uniformjacke gerade. Er sieht blendend aus, dachte Hauptmann von Eimmen. Wenn das schon einem Mann auffällt, wieviel heftiger muß das den Frauen unter die Haut gehen! Es ist schade um Gregor – er hat sich jetzt endgültig zwischen die Mühlsteine der Geheimdienste begeben. Endlich ist es nun gelungen, einen direkten heimlichen Draht zu dem kleinen auserwählten Kreis russischer Offiziere zu bekommen, von dem man weiß, daß er – im Gegensatz zu dem friedlichen Zaren – von einem Großrussischen Reich unter Einbeziehung des deutschen Ostens träumt.
    »Du bist Offizier!« sagte von Eimmen fast bedauernd. »Du hast Befehlen zu gehorchen.«
    »Man kann mir aber nicht befehlen, meinen Schwiegervater zu bespitzeln!«
    »Man kann! Ein Militärattaché ist immer im Dienst, selbst im Bett einer schönen Frau!«
    »Solche Sprüche können auch nur von dir kommen!« Gregor setzte seinen Ulanenhelm auf. Für einen Rapport bei Oberst von Semrock war der ›Große Dienstanzug‹ Vorschrift.
    »Irrtum! Das hat mal ein General in einer Instruktionsstunde vor angehenden Diplomaten gesagt! Ich war dabei. Damals haben wir schallend gelacht, später dann haben wir die triste Wahrheit begriffen.« Er gab dem Freund einen Klaps auf die Schulter und ging mit ihm zur Tür. »Ich wünsche dir viel Glück! Du kannst es brauchen!«
    Oberst von Semrock ließ Gregor sofort eintreten, nachdem der Adjutant ihn gemeldet hatte. Nach einer zackigen Begrüßung blieb Gregor mitten im Zimmer stehen, kampfbereit und mit unbewegtem Gesicht. Der Oberst musterte ihn nachdenklich, ging dann um seinen Schreibtisch herum und setzte sich.
    »Nehmen Sie auch Platz, Puttlach«, sagte er dabei.
    »Wenn ich darum bitten dürfte, weiter stehen zu bleiben, Herr Oberst …«
    Semrock hob die Augenbrauen. »Ich wollte es gerade nicht so offiziell machen, Herr Oberleutnant. Aber bitte.« Er räusperte sich. »Der Herr Botschafter ist außer sich und weigert sich, überhaupt mit Ihnen zu sprechen. Nach dem Skandal in der Silvesternacht – vor den Augen des Zaren – nun dieser neue Skandal gegenüber Seiner Majestät, unserem Kaiser! Ein russischer General setzt es durch, daß wir Sie gegen unseren Willen in St. Petersburg behalten müssen. Aber das ist erledigt. Sie bleiben hier, jedoch nur, um der Form zu genügen. Von Ihren Pflichten als Attaché sind Sie entbunden. Sie haben Ihre Dienstzeit in der Botschaft einzuhalten, aber ich möchte Sie hier nicht mehr sehen! Spielen Sie Karten, malen Sie, schauen Sie aus dem Fenster, schreiben Sie Briefe, beschäftigen Sie sich nach Belieben … Sie wollten es ja nicht anders!«
    Der Oberst holte aus einer Holzschachtel eine Zigarre, biß die Spitze ab und zündete sie an. Ein paar Züge rauchte er stumm, blickte wie sinnend dem weißen Rauch nach und kratzte sich dann an der Nasenwurzel. Jetzt kommt es, dachte Gregor. Er weiß nur nicht, wie er es anbringen soll. Auch er hat ja seine Befehle, auch er muß gehorchen, gleichgültig, wie er selbst darüber denkt. Ein preußischer Offizier hat zu gehorchen, sonst ist er ein Hundsfott! Das hatte schon der Große Kurfürst gesagt …
    »Das zweite, was Sie sich eingebrockt haben, Puttlach, ist diffiziler«, begann von Semrock vorsichtig. »Sie haben die Absicht, die Comtesse Michejew zu heiraten?«
    »Ja, Herr Oberst!«
    »Dagegen ist nichts einzuwenden. Sie erlauben mir aber die Frage, wie es mit Ihrer Offizierstreue gegen Kaiser und Vaterland steht?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen, Herr Oberst.« Gregor stand steif vor dem Schreibtisch, den Helm unter die linke Achsel geklemmt. »Habe ich Anlaß gegeben, daran zu

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