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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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genommen?«
    »Das wollte ich nicht«, sagte Lando und musste alle Kraft aufwenden, damit sie ihm nicht die Augen auskratzte. »Ich wollte doch nur, dass er Andres endlich in Ruhe lässt.«
    »An Ostern sollte Hochzeit sein. Verflucht sollst du sein, bis zum Ende deiner Tage – und ebenso enden wie er!«
    Willem und zwei Montani gelang es schließlich, Reusin zu bändigen. Sie redeten so lange auf Reusin ein, bis sie die Fäuste sinken ließ und zu weinen begann.
    Lando ging langsam zurück zu seiner Kate. Das Leben hatten sie ihm gelassen. Ab dem kommenden Morgengrauen jedoch würde es der Berg jetzt täglich von ihm fordern.

DEZEMBER 950
GANDERSHEIM
    »Du hast Besuch, Eila.« Rose ließ sich nicht anmerken, was sie davon hielt. »Im Refektorium. Beeil dich!«
    Eine Welle von Glück durchflutete Eila. Der Vater hatte sich doch noch anders besonnen und war wieder gekommen, um sich mit ihr zu versöhnen. Vielleicht, weil man ihm inzwischen von ihrem Unfall erzählt hatte? Die Rippen taten noch immer höllisch weh, doch die Wunde über dem Auge war gut verheilt.
    Halb so schlimm!, würde sie ihm sagen, du weißt ja, ich bin nicht zimperlich. Das Schlimmste daran ist, dass Blasi … Ihr innerer Monolog erstarb abrupt, als sie erkannte, wer auf sie wartete.
    »Du?«, entfuhr es ihr. »Was willst du denn hier?«
    »Was für ein hässlicher Empfang für jemanden, der einen halben Tag durch Kälte und Schnee getrabt ist«, sagte Sigmar lächelnd.
    »Hat Vater dich geschickt?«
    »Nein, aber Raymond weiß, dass ich hier bin.« Seine hellen Augen sahen sie so durchdringend an, dass ihr ganz flau zumute wurde. »Die Ritter des Königs tagen in Werla. Sieht aus, als würde es bald wieder einen Kriegszug geben.«
    »Was willst du?«, wiederholte sie. »Und mach schnell! Ich hab viel zu tun.«
    »Und ich dachte, du langweilst dich hier halb zu Tode. Ist bei deinem Sturz nicht neulich dein Pferd gestorben? Wie willst du dann zu deinen Armen gelangen? Ich wüsste da eine Lösung.«
    Voller Verblüffung sah sie ihn an.
    »Du kannst mit mir auf meinem Pferd deinen Pflichten nachkommen«, fuhr Sigmar fort. »Und ich werde dich sicher wieder hier abliefern.«
    Das Angebot war zu verlockend. Endlich wieder einmal hinauszukommen, endlich frische Luft zu atmen, endlich wieder den Rücken eines Gauls unter sich zu spüren!
    »Sie werden das niemals zulassen«, sagte sie, schon halb überzeugt. »Nicht mit dir!«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher.« Sein Lächeln wurde breiter. »Mit Bihilit habe ich schon gesprochen, und sie hätte nichts dagegen. Wo ist dein Umhang? Wir sollten keine Zeit verlieren.«
    Am liebsten wäre sie in ihre Zelle gerannt, so übermütig fühlte Eila sich auf einmal, aber da waren zum einen die schmerzenden Rippen, die das verhinderten, und zum anderen sollte Sigmar nichts davon bemerken. Sie holte bedächtig alles Notwendige, erbat sich in der Küche einen Korb mit Lebensmitteln, um sie im Weiler zu verteilen, und füllte ihre Falknertasche mit frischer Medizin. Dann kam sie zurück zu Sigmar.
    Sein Pferd war kräftig und dunkel, eine untersetzte Stute, die sich gut mit ihm zu verstehen schien.
    »Naska ist keine Schönheit wie Belle«, sagte er, während er Eila in den Sattel half. »Aber sie hat ein freundliches Wesen. Und ich bin sicher, sie wird sich auch gut für den Kampf eignen.«
    Herrlich, die frische Luft zu atmen! Herrlich, den warmen Pferdeleib zu spüren, die schnelle Bewegung, die alle trüben Gedanken verfliegen ließ.
    »Wo müssen wir hin?« Sigmar klang unbefangen, während Eila nicht so recht wusste, wie sie sich verhalten sollte.
    »Nach Westen. Dort, wo der Wald beginnt.«
    Es war ungewohnt, aber doch aufregend, den jungen Ritter hinter sich zu spüren, seinen Rumpf, der ihren Rücken wie eine lebendige Wand gegen die Kälte abschirmte, seine Schenkel, die ihr Gesäß berührten.
    »Die Weigerung des Habichts, zum Falkner zurückzukehren«, hörte sie ihn plötzlich sagen, »rührt oftmals daher, dass er zu wenig getragen wird, der Falkner ihn rau behandelt oder sich zu lang von ihm fern gehalten hat. Dies kann zur Folge haben, dass der Vogel wild oder scheu ihm gegenüber wird. Vielleicht liegt es aber auch an Schmerzen, die den Vogel plagen.«
    »Was redest du da?«, sagte Eila.
    »Schon vergessen? Das war eine der ersten Lektionen, die dein Vater uns damals erteilt hat.« Sie glaubte Sigmars Lächeln in ihrem Rücken zu spüren. »Ist das mangelnde Tragen oder die Rauheit des Falkners

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