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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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nicht fertig gebracht, alles für sich zu behalten.
    »Liebst du ihn eigentlich?«, hörte sie schließlich Rose sagen.
    »Du weißt genau, wem meine Liebe gehört«, erwiderte Eila. »Und du weißt ebenso gut, dass ich …«
    »Das wüsste ich auch zu gerne«, sagte eine Stimme, und die gehörte nicht der Magd, die sie eben noch so angeraunzt hatte. »Aber außer früher einmal den Alten und diesen mageren Balg dort drüben lässt du ja niemanden in deinen verbohrten Schädel blicken!«
    »Was willst du denn hier?« Eila starrte die Eiskönigin an, als sähe sie sie zum ersten Mal.
    Oda streckte ihr ein Bündel Kleider entgegen.
    »Vergiss jetzt Pottasche und Seifenkraut und trockne dich lieber ab. Ich muss mich vergewissern, dass du heute Abend ordentlich aussiehst.«
    Alles hätte Eila jetzt darum gegeben, sicher und geschützt hinter einem Leintuchvorhang zu sitzen wie die Freundin. Nackt vor der Mutter aufzustehen, kostete Eila allergrößte Überwindung. Oda schien ihre Verlegenheit zu spüren, machte aber keinerlei Anstalten, sich abzuwenden. Sie musterte sie im Gegenteil unverhohlen und begann dann auch noch ungeniert wie ein Rosstäuscher Eilas körperlichen Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen.
    »Leider bist du zu groß geraten, das ist das Ärgerlichste, denn daran lässt sich auch beim besten Willen nichts ändern«, sagte sie. »Männer können empfindlich reagieren, wenn eine Frau auf sie heruntersieht. Du wirst lernen müssen, sie das vergessen zu machen, aber ich weiß nicht, ob dir das gelingen wird. Deine Brüste sind zu voll für meinen Geschmack, doch zumindest fest. Da hast du Glück gehabt, denn das wiederum gefällt den meisten. Kräftige Arme hast du und dazu überall diese Sommersprossen – pass nur auf, dass man dich nicht eines Tages noch für ein Bauernweib hält! Die Fesseln sind schlank, die Schenkel aber zu füllig. Und was erst deine Hüften anbelangt, so wirst du Sorge tragen müssen, dass sie nach dem ersten Kind nicht …«
    »Sei endlich still!«, rief Eila, außer sich vor Scham und Wut. »Ich bin doch kein Stück Vieh, das an den Höchstbietenden verschachert wird!«
    Oda krallte die Nägel so fest in Eilas Arm, dass sie aufschrie.
    »Merk dir eines: Die Zeit der Frauen ist kurz«, sagte sie. »Sehr kurz sogar, vor allem, wenn man wie du keine Schönheit ist. Dir stehen nur ein paar Frühlingstage zur Verfügung, und von denen hast du schon genug vergeudet. Nutze jetzt die Spanne, die dir geblieben ist, denn schneller, als du dich versiehst, ist auch die verflogen. Eines Tages wirst du mir vermutlich sogar dankbar sein – falls du solcher Gefühle überhaupt fähig bist.« Oda versetzte ihr einen Nasenstüber. »Bist du jetzt endlich trocken?«
    »Das hier soll ich anziehen?« Mit wenig Begeisterung starrte Eila auf das neue Kleid.
    Erbarmungslos stieß Odas Stiefelspitze den graulila Ornat der frommen Schwestern in die Ecke.
    »In diesen verschossenen Lumpen gehst du mir jedenfalls nicht zur Mette.« Sie musterte Eila, die in das Kleid geschlüpft war, von Kopf bis Fuß. »Und jetzt lass dich ansehen! Ist ja gar nicht einmal so übel!«
    Das Kleid war braunrot, fiel in Falten bis zu den neuen Stiefeln und war an Ausschnitt und Ärmeln mit rötlichem Fellbesatz eingefasst. Eila verbat sich den Gedanken, wie viele Eichhörnchen man für diesen Schmuck gehäutet haben mochte, und befühlte lieber den Stoff, der weicher war und wärmer als alles, was sie jemals getragen hatte.
    »Es gehört noch ein Mantel dazu, den bekommst du später. Jetzt erst einmal der Gürtel – warte!«
    Oda schlang ihr ein breites, silberbeschlagenes Lederband um die Hüften, fluchte dabei ein paarmal halblaut, weil es zu stramm saß, schien aber letztlich doch mit ihrem Werk zufrieden.
    »Und mein Schleier?«, fragte Eila.
    »Das Haar ist noch das Beste an dir. Weshalb es dann verstecken?« Auf Odas Stirn war eine steile Falte erschienen. »Wir werden es bürsten, flechten und mit Bändern schmücken.« Sie warf ihr ein Ledersäckchen zu. »Diese Ohrringe legst du heute Abend an. Verlier sie mir aber bloß nicht! Ich hänge sehr an ihnen.«
    »Die Löcher sind doch längst zugewachsen!«
    »Dann stechen wir sie eben wieder durch. Hab dich bloß nicht so!«
    »Hast du für mich auch so eine feine neue Ausstattung vorgesehen?« Rose, die sich in ein großes Laken gewickelt hatte, schaute neugierig um die Ecke.
    »Du kannst von mir aus so grau und fromm bleiben, wie du willst!« Oda begann, eifrig

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