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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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»Aber nur auf einen Augenblick. Neben der Küche gibt es einen Vorratsraum, wo wir ungestört sind.«
    Sie suchten sich ein freies Plätzchen zwischen Fässern und Säcken. Zwei Wandleuchten spendeten unstetes Licht. An der Decke waren Würste aufgehängt, Eier lagen in Körben. Auf einem Holztisch hatte man Schmalzgebackenes gestapelt; der köstliche Duft trieb dem Strick den Speichel in den Mund.
    »Ist alles bereit für König Otto«, sagte er und musste vor lauter Gier schlucken. »Wird er morgen …«
    »Was willst du?«, unterbrach ihn der rote Mönch.
    »Es ist fast so weit. Ich dachte, das musst du als Erster erfahren.«
    »Das hieß es schon mehrere Male. Ich dachte, du hättest wirklich etwas zu sagen.«
    »Aber nun steht die Übergabe unmittelbar bevor.«
    »Noch ist jene Reliquie nicht im Besitz des Königs. Und inzwischen frage ich mich, ob die Zunge des Täufers jemals dorthin gelangen wird.«
    »Du weißt selber, wie heikel meine Mission ist«, sagte der Strick. »Es gab Schwierigkeiten, Missverständnisse und immer wieder Verzögerungen …«
    »Du brauchst neues Silber? Schon wieder?«
    »Das auch, aber das ist es nicht allein. Menschen verlieren ihren Mut oder werden vergesslich, wenn es ernst wird. Das ist dir doch bekannt!«
    »Mir ist nur bekannt, dass du ein großes Maul hast und man dir allenfalls bedingt trauen kann.«
    »Vielleicht kann dich ja das überzeugen.« Der Strick streckte ihm das Glasgefäß entgegen. »Nimm – und schau!«
    »Was soll das sein?«
    »Das heilige Blut Jesu«, flüsterte der Strick. »Vergossen am Kreuz, sicher geborgen in reinem Bergkristall. Die gesamte Christenheit wird dich um diesen kostbaren Schatz beneiden.«
    Pater Johannes musterte den Strick streng, schien angesichts der Reliquie aber doch schwankend zu werden.
    »Wie bist du daran gekommen?«
    Viel sagendes Achselzucken.
    »Wollte ich meine Geheimnisse offenbaren«, sagte der Strick schließlich, »wären meine Quellen nur allzu schnell versiegt. Dabei müsste es doch in deinem Interesse liegen, dass sie weiterhin sprudeln.«
    »Es sind zu viele Betrüger unterwegs.« Der Pater hielt das Gefäß gegen das schwache Licht. »Betrüger, die sich damit brüsten, im Besitz heiligster Gegenstände zu sein. Wer garantiert mir, dass ausgerechnet einer wie du an eine solche Kostbarkeit kommt?«
    »Ein Galgenstrick, meinst du? Ein Verbrecher, der schon einmal gebaumelt hat? Das wolltest du doch eigentlich sagen!« Der Strick kam ihm so nah, dass der Mönch zurückweichen wollte, woran ihn jedoch der Tisch mit dem Schmalzgebäck hinderte. »Der Tod hatte mich bereits in seinen Fängen. Und hätte der Allmächtige damals gewollt, dass ich sterbe – ich stünde heute nicht vor dir. Er aber wusste, dass ich unschuldig war. Deshalb hat er mich gerettet.«
    Noch immer verriet der Blick des Mönchs tiefe Skepsis.
    »Du kannst jemanden fragen, wenn du mir nicht glaubst«, sagte der Strick. »Es gibt einen Gewährsmann, der alles bezeugen kann: Raymond von Scharzfels.«
    Jetzt brannten die Augen des Mönchs in seinem blassen Gesicht. Der Strick musterte ihn erstaunt.
    »Du magst ihn nicht? Nein, warte – du hasst ihn. Richtig? Das hab ich freilich nicht gewusst.«
    »Mein Glaube verbietet es, jemanden zu hassen. Doch dieser verbitterte alte Ritter ist kein guter Umgang. Für niemanden. Ich hoffe, auch der König wird das eines Tages erkennen.«
    Der Strick legte seine Stirn in Falten.
    »Und wenn ich dir etwas über den von Scharzfels erzählen könnte«, sagte er. »Ein Geheimnis, das früher oder später seinen Untergang besiegeln wird?«
    »Gib dich keinen falschen Hoffnungen hin. Raymond ist ein schlauer Fuchs.«
    »Ein Wolf, ehrwürdiger Vater. So haben ihn schon damals alle genannt, in seiner alten Heimat Lotharingen, wo er dann tückisch den Schutz der Nacht abgewartet hat, um Beute zu schlagen …«
    »Heraus damit!«, befahl Pater Johannes. »Danach werden wir uns eingehend mit deinen Reliquien beschäftigen.«
    »Einen Augenblick noch.«
    Der Strick öffnete die kleine Tür. Ein Schwall kalter Nachtluft drang herein.
    »Da ist noch jemand, der dir wertvolle Auskünfte über jenen Mann erteilen kann. Herein mit dir, Rochus!«, fuhr er fort. »Hier drinnen ist es warm – und es gibt Arbeit!«

    Sie trugen rote Mäntel über der Brünne, die sie an ihre Pflicht mahnten, ihr Blut für die heilige Kirche zu vergießen, falls es nötig sein sollte, dazu schwarze Beinlinge als Mahnung an den Tod. Sie hatten die

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