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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Kopf, langsam und beherrscht.
    »Nein, Rose, gleichgültig, welche Argumente du auch immer bemühst, ich bleibe bei meiner Entscheidung. Meinen Segen werde ich dir nicht erteilen.«
    »Wenn das so ist, muss ich tatsächlich noch eine weitere Befürworterin ins Spiel bringen«, sagte Rose. Sie öffnete die Tür, und Gerberga betrat lächelnd das Scriptorium. »Sie war es, die mir den Schwesterngedanken erst richtig nahe gebracht hat. Vielleicht gelingt ihr das ja auch bei dir.«
    »Wir sollten füreinander einstehen.« Die helle, selbstbewusste Stimme der jungen Königsnichte ließ die Priorin augenblicklich herumfahren. »Alle. Für jede von uns. Ja, genau das habe ich Rose gesagt, als sie so traurig war. Weil wir alle Schwestern sind, untrennbar miteinander verbunden, auch mit Eila, die jetzt nicht mehr bei uns lebt. Lass sie reiten, Bihilit! Gewähr ihr diese Bitte! Und sorge dich nicht: Der Allmächtige hat Rose ganz besonders lieb. Er wird sie auch am Rammelsberg beschützen.«

MAI 951
GUITINGA
    Sie hatten sich zuvor abgesprochen, das merkte Pater Johannes schon nach den ersten Sätzen, und sein Unmut wuchs. Er würde lediglich das erfahren, was diese beiden Spitzbuben für richtig hielten – und konnte nichts daran ändern. Natürlich hätte er es vorgezogen, allein mit Bruder Rochus zu reden und ihm all das abzupressen, was er wissen wollte. Doch ihm war klar, dass dies lediglich ein frommer Wunsch bleiben würde. Der Strick, der sich ihm gegenüber wie ein Herr aufgebaut und ihn hochmütig angefunkelt hatte, sah nicht aus, als würde er auch nur einen einzigen Schritt zurückweichen; Johannes musste weiterhin mit ihm und seiner Verschlagenheit rechnen, auch wenn er ihn am liebsten mit einem Fußtritt in die tiefste Hölle katapultiert hätte.
    So blieb dem Pater nichts anderes übrig, als verdrießlich hinaus in den sanften Mairegen zu starren, der leicht und gleichmäßig fiel und ihn auf dem Rückritt zur Pfalz dennoch bis auf die Haut durchnässen würde.
    »Du hast sie also gefunden?«, wiederholte er etwas schärfer als zuvor. Offenbar war nicht einmal das Scheunendach dicht. Seine empfindliche Kopfhaut, von der frischen Tonsur freigelegt, hatte gerade einen fetten Tropfen abbekommen. »In Lotharingen, wie wir bereits gemutmaßt hatten?«
    »Eben dort«, sagte Bruder Rochus und vermied, wie der rote Mönch schon vermutet hatte, jegliche präzise Ortsangabe. Sicherlich eine Vorgabe des Stricks, der nicht zulassen wollte, dass ihm die Kontrolle entglitt. »Und ziemlich schnell dazu. Sie sind wohlauf, alle beide.« Er schien zu überlegen, nickte dann. »Ja, so könnte man sagen. Trotz alledem.«
    »Was soll das nun wieder heißen?«
    »Aus dem kleinen Jungen ist ein stattlicher Mann geworden, der verblüffende Ähnlichkeit mit dem Alten besitzt. Die Frau allerdings ist gezeichnet …«
    »… vom Schicksal, will er sagen«, ergänzte der Strick schnell. »Was nicht weiter verwunderlich ist. Isabeau hat sich mit ihrem Sohn auf den Landsitz ihres Vetters Gérard zurückgezogen. Wo sonst hätte sie hin sollen, nachdem Raymond sich so feige aus dem Staub gemacht hatte?
    Gérard ist ihr bester Freund. Er und sie waren schon als Kinder eng verbunden.«
    »Konnten sie Verdacht schöpfen, wer dich geschickt hat?«, fragte der rote Mönch. »Gab es irgendwelche Anzeichen dafür?«
    »Natürlich nicht. Was denkst du von mir! Ich bin als einfacher Bruder auf Pilgerfahrt aufgetreten, genau so, wie wir es vereinbart hatten. Als jemand, der ein heiliges Gelübde abgelegt und geschworen hat, nicht darüber zu sprechen.« Rochus berührte grinsend seine Augenbinde. »Dieses Ding da kann manchmal ganz nützlich sein. Die meisten haben jede Menge Respekt davor.«
    »Wie hast du sie dann zum Reden gebracht?«
    »Das war nicht weiter schwer«, sagte Rochus. »Die Frau hat bald geplaudert, als läge ihr schon lange eine schwere Last auf der Seele. Philippe etwas später. Er kann sich an seinen Vater allerdings kaum noch erinnern, so klein war er damals, als das große Feuer ausbrach.«
    »Das Feuer?«
    »Der Hauptteil des ehemaligen Gutes ist damals niedergebrannt«, erklärte der Strick. »Dazu die gesamten Stallungen. Ein Unglück, für das man einen Schuldigen brauchte, den man schließlich ja auch gefunden hat.«
    »Du scheinst dich ja erstaunlich gut auszukennen«, sagte der Pater. »Beinahe, als seiest du selber dabei gewesen.«
    »Ich war dabei, ehrwürdiger Vater.«
    »Dann hast du …«
    »Nein«, sagte der Strick.

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