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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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hatte abmildern können. Tinka, die junge Stute aus dem Stiftsstall, schien ebenfalls mitzubekommen, dass etwas Ungewöhnliches in ihrer Reiterin vorging; sie versuchte zunächst zu scheuen, beruhigte sich dann wieder, blieb aber schließlich mitten auf dem Weg stehen.
    »Wir sollten mit dem Schlimmsten rechnen«, sagte Riccardis, die ihren Wallach angehalten hatte und Rose besorgt musterte. »Damit wir innerlich gefasst sind.«
    »Lando kann nicht tot sein.« Rose versuchte, sich trotz aller Ängste Mut zu machen. »Ich hab ihn als so lebenshungrig in Erinnerung, so voller Tatendrang und Neugierde. Nein, er muss leben! Etwas anderes passt gar nicht zu ihm.«
    »Dann lass uns schnell weiterreiten!«, sagte Riccardis. »Vielleicht braucht er ganz einfach unsere Hilfe.«
    Kaum kamen die ersten Dächer der kleinen Ansiedlung in Sicht, lief ihnen bereits eine zerlumpte Kinderschar entgegen. Rose und Riccardis saßen ab und gingen zu Fuß weiter, umringt von den Kindern, die die Pferde streicheln wollten.
    »Wir wollen zu Lando«, sagte Rose. »Könnt ihr uns sagen, wo wir ihn finden?«
    »Lando?« Das größte Mädchen, eben noch so mutig und keck, wich auf einmal zurück und mit ihr die Kleineren, als sei allein schon dieser Name ansteckend.
    »Ja, zu Lando«, bekräftigte Riccardis. »Ein Schmied. Er lebt doch hier bei den Montani. Gibt es jemanden unter euch, der uns zu ihm bringen kann?«
    Die Kinder rannten davon, als sei ihnen der Leibhaftige erschienen. Die beiden Frauen sahen ihnen verblüfft hinterher.
    »Das ist kein gutes Zeichen«, sagte Rose. »Beim gütigen Gott – wenn ihm wirklich etwas zugestoßen ist, wie soll ich das nur Eila beibringen?«
    »Das muss alles noch gar nichts heißen.« Riccardis gab sich kämpferischer, als ihr zumute war. »Wir reiten weiter zur Mine und überzeugen uns mit eigenen Augen.«
    Der Abend senkte sich herab, als sie schließlich Willems Hütte erreichten, das größte Gebäude hier oben am Berg. Sie stiegen ab, banden die Pferde an einen Baum, gingen hinein. Eine blonde Frau fegte den Boden, eine andere, der die dunklen Haare wüst wie Stacheln um den Kopf standen, hockte auf einem Schemel und las Linsen in eine Schüssel.
    »Ihr seid Nonnen?«, fragte die Blonde nach einem Blick auf ihre Gewänder. »Wo kommt ihr her, und was wollt ihr hier bei uns?«
    »Wir sind fromme Schwestern vom Stift Gandersheim«, sagte Riccardis, »und suchen einen Mann namens Lando. Wo können wir ihn finden?«
    Ein greller Laut drang aus der hintersten Ecke. Dann fing ein grauhaariger, gebeugter Kerl an, eine Art Veitstanz vor ihnen aufzuführen. Fuchtelte mit seinen Händen vor ihnen herum, verzog seinen zahnlosen Mund zu Grimassen.
    »Den hat längst der Teufel geholt!«, schrie er. »Denn er hat den schönen Jon auf dem Gewissen und musste für ihn einfahren in die Pforten der Hölle. Doch der Berg hat ihn ausgespuckt – erst lebendig begraben und dann wieder ausgespuckt. Nicht einmal der Berg wollte ihn behalten. Aber einen Kobold hat er ihm doch geschickt. Einen großen, dunklen, einen gar schrecklichen Kobold. Und der gibt ihn niemals wieder frei – bis zum Jüngsten Tag.«
    »Es reicht, Coloman«, sagte die blonde Sepha streng. »Noch ein Wort und ich werfe dich eigenhändig hinaus!«
    Der Alte sackte in sich zusammen, verzog sich demütig wie ein geprügelter Köter an seinen Platz. Sepha wandte sich an die Besucherinnen, während die Dunkelhaarige die beiden mit offenem Mund anstarrte.
    »Er hat da unten im Stollen sein bisschen Verstand verloren«, erklärte Sepha. »Meistens ist er ganz friedlich, doch an manchen Tagen kippt es einfach um, und dann gibt es kein Halten mehr. So viel Unsinn wie heute hat er allerdings schon lange nicht mehr gebrabbelt. Hört einfach nicht hin.«
    »Er hat doch eben von Lando gesprochen«, sagte Rose. »Dass der Berg ihn ausgespuckt hat, weil er irgendeinen schönen Jon …«
    Reusin ließ die Linsenschüssel fallen, als brenne sie in ihren Händen, und rannte hinaus.
    »Was ist geschehen?«, fragte Rose. »Wo ist Lando?«
    Sepha wischte sich müde über die Stirn.
    »Die dritte Hütte rechts«, sagte sie. »In der Nähe des Baches. Seht am besten selbst!«
    Mit einem Kienspan in der Hand gingen die beiden los. Ein Stück entfernt entdeckten sie große, voluminöse Tongebilde, aus denen Rauch drang.
    »Sie kochen das Eisen darin«, sagte Riccardis. »Ich hab andernorts schon einmal dabei zusehen dürfen. Es war unheimlich, aber auch irgendwie

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