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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Schnitzarbeit, und doch wusste sie, dass ihm ihre Anwesenheit gut tat. Sie setzte sich neben ihn auf einen Felsbrocken. »Wir müssen reden!«
    »Ist nicht längst alles gesagt?« Raymond bewegte langsam seinen eisgrauen Kopf. »Wir reiten zur Hochzeit nach Padua. Beschluss des Herzogs und des Königssohns in einer Person. Sieht etwa so der Triumph aus, von dem Liudolf geträumt hat?«
    »Genau deshalb bin ich hier.« Sie zögerte kurz, legte dann die Hand auf seinen Arm. Er räumte Pfeil und Schnitzmesser zur Seite. »Du weißt, dass ich mit Adelheid geredet habe?«
    »Ich weiß, dass du sie gerettet hast. Vor wenigen Wochen, als Ida noch Königin Italiens werden wollte – und Liudolf ihr König.«
    »Dinge ändern sich.« Es kam ihr plötzlich in den Sinn, dass sie Adelheids Worte benutzt hatte. »Müssen sich manchmal ändern. Das Heer des Königs hat Italien erreicht. Jetzt kommt es darauf an, auf der richtigen Seite zu stehen, Vater.«
    »Ich glaube, ich verstehe dich.« Er hob den Kopf, wirkte dabei so mager und vergrämt, dass Eilas Herz sich schmerzlich zusammenzog. »Ich hab schon einmal die Seiten gewechselt. Ist es das, was du mir damit sagen willst? Ich könnte es ebenso gut auch wieder tun.«
    Eine warme Oktobersonne wärmte sie, ohne die Hitze der vergangenen Monate. Ein Stück entfernt flogen zwei Bussarde über die Felsen. Es war beinahe wie früher, zu Hause, wenn sie beide gemeinsam unterwegs waren und wilde, freie Vögel über ihnen kreisten.
    »Aber ich kann es nicht.« Schmerzerfüllt sah er sie an. »Selbst wenn es vielleicht vernünftiger wäre. Ich kann nicht zu Otto zurück, Eila. Niemals! Und jetzt lass mich! Ich möchte allein sein.«
    Sie atmete ruhig, starrte dabei auf ihre Schuhspitzen.
    »Sag mir, weshalb!«, bat sie.
    »Das kann ich nicht.«
    »Dann sag ich es dir«, erwiderte Eila. »Es ist wegen ihr. Oda.«
    »Das geht dich nichts an!«
    »Der König und du – ihr wart stets eins. Unzertrennlich, seitdem ich denken kann. Du hast ihn immer geehrt und geliebt. Lass nicht zu, dass sie euch entzweit!«
    Er war aufgesprungen, hüllte sich enger in seinen Mantel, als sei ihm auf einmal kalt geworden.
    »Es steht dir nicht zu, solche Dinge zu sagen, Eila! Dinge, von denen du nichts verstehst.«
    Sie hatte sich ebenfalls erhoben, hielt ihm stand, obwohl ihr Herz hart gegen die Rippen klopfte.
    »Weil ich nur zu tun habe, was ihr über mich verfügt, du und Sigmar und alle anderen? Man kann mich hinter dicke Mauern verbannen und jederzeit wieder herausholen, sobald sich ein Freier gefunden hat; man kann mich erst an die Herzogin verkaufen und mir dann befehlen, meinen Kopf für Adelheid hinzuhalten. Wieso auch nicht? Eila muss ja ohnehin gehorchen!«
    Sie schüttelte ihren Kopf, und es war wie ein Krampf; sie konnte gar nicht mehr damit aufhören.
    »Aber ich will nicht länger blindlings gehorchen, denn ich habe Augen, um zu sehen. Und ich kann denken, Vater! Liudolf wird sich nicht gegen Otto erheben. Er hat verloren, das weißt du, das wissen wir alle. Er reitet zur Hochzeit seines Vaters, um sich ihm zu unterwerfen, auch wenn er jetzt noch nicht offen darüber spricht. Adelheid dagegen hat mir ein viel versprechendes Angebot gemacht. Ich soll ihre Vertraute werden, ihre Hofdame. Doch das kann ich nur, wenn auch du zum König zurückkehrst.«
    Er mied ihren Blick. »Glaubst du, Otto würde mir diesen Verrat je verzeihen?« Seine Stimme klang brüchig. »Er rechnet immer mit Verrätern ab. Und mein Verrat wiegt in seinen Augen schwerer als der anderer.«
    »Wenn du ihn inständig bittest, weshalb dann nicht? Sigmar will ihn auch …«
    »Sigmar hat seine Entscheidung doch längst getroffen«, unterbrach sie Raymond. »Er ist jung und stark, und er steht längst auf der richtigen Seite. Außerdem kann er dich als entscheidendes Argument in die Waagschale werfen, vergiss das nicht! Nach eurer Heirat gehörst du zu ihm – nicht mehr zu mir.« Er griff nach seinem Schnitzzeug, setzte die unterbrochene Arbeit fort.
    »Man nennt dich den grauen Wolf«, sagte Eila, innerlich bebend, weil sie ihn nicht erreichen konnte. »Früher dachte ich immer, es wäre eine Beleidigung. Etwas, was man von dir fern halten müsse. Heute weiß ich, du empfindest es als Auszeichnung. Aber Wölfe jagen stets im Rudel, Vater, das hat Gunna mir einst erzählt. Sondern sie sich ab, so gehen sie ein und sterben einsam.«
    Er sah sie an. Pein und Zorn stritten sich in seinen Augen, dann senkte er den Blick.
    »Es ist

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