Liebe ist ein Kleid aus Feuer
war. Um sich. Und den kleinen Johannes, der neben seinen Brüdern unter den einfachen Holzkreuzen vor der Burgkapelle schlief.
»Sire?«
»Musst du mich so erschrecken?« Otto war zusammengefahren, als der rothaarige Mönch beinahe lautlos aus der kleinen Nische getreten war.
»Es gibt Neuigkeiten von Adelheid. Sie konnte aus ihrem Gefängnis entfliehen und hat sich offenbar auf die Burg von Canossa zurückgezogen.« Er räusperte sich. »Anzeichen sprechen dafür, dass Liudolf nicht ganz unbeteiligt an der Befreiung gewesen ist.«
Der König zog den Mönch in sein Schlafgemach. Alles war für die Nacht vorbereitet, das Bett aufgeschlagen, aber unberührt. Die dicken Kerzen in zwei Kandelabern spendeten mildes Licht, das sich in dem Gold und Silber des Reliquiars brach, das auf einer Truhe stand.
»Muss ja nicht gleich die ganze Pfalz erfahren«, sagte er. »Also, heraus damit! Was genau weißt du?«
»Nicht viel mehr, als ich dir eben berichtet habe, mein König«, sagte Pater Johannes. »Adelheid ist frei. In den Monaten der Gefangenschaft scheint sie weder ihren Mut noch ihre Entschlossenheit verloren zu haben. Heinrichs Boten berichten, sie sammle bereits ihre früheren Vertrauten um sich. Dann wird es sicherlich auch nicht mehr lange dauern, bis sie wieder im Besitz des verschwundenen Königschatzes ist.«
»Und Berengar?«
»Hat sich in Padua verschanzt. Aber die Stadt wird bei strenger Belagerung und einem ordentlich aufgestellten Heer kaum länger als zwei Wochen durchhalten.«
»Ich hoffe, dazu wird es nicht kommen. Nicht, wenn Adelheid ihre Witwenzeit ebenso freudig beenden möchte wie ich meine langen, einsamen Witwerjahre.« Otto begann zu lächeln.
»Sie soll sehr schön sein«, sagte der rote Mönch. »Kaum zwanzig Jahre alt. Soll mehrere Sprachen sprechen. Die Laute meisterhaft schlagen. Man lobt ebenso ihre Klugheit wie ihren starken Willen.«
»Das ist noch nicht alles, was uns verbindet«, sagte der König. »Ihr Vater hat meinem Vater einst einen unschätzbaren Dienst erwiesen, indem er ihm die Heilige Lanze geschenkt hat. Sie hat mein Leben in der Schlacht bei Birten gerettet – und das vieler meiner Ritter dazu. Ohne die Heilige Lanze stünde ich heute vielleicht nicht mehr hier.«
Sein Blick glitt zu dem Reliquiar; Pater Johannes begann aufgeregt zu schlucken.
»Du willst dich bei Adelheid mit der Zunge des Täufers revanchieren?«, fragte er.
»Wäre das nicht in der Tat eine schöne Morgengabe für eine junge Königin?« Otto strich mit seiner Hand über die Punzierungen. »Auf jeden Fall werde ich sie über die Alpen mitnehmen. Als Schutz und zum Heil. Alles Weitere wird sich fügen.«
Er unterdrückte ein Gähnen. Dem aufmerksamen Blick seines Gegenübers war auch diese Geste nicht entgangen.
»Und was soll jetzt mit Oda geschehen?«, fragte er unverblümt.
»Raimunds Frau wird uns nach Italien begleiten«, erwiderte der König glatt.
»Du nimmst sie mit – zu deiner Hochzeit?«
»Woher auf einmal dieses starke Interesse an Oda, geschätzter Pater?«, fragte Otto. »Bislang wusste ich nur, dass du Raimund hasst. Aber Oda …«
»Wir kannten uns«, stieß der rote Mönch hervor. »Früher einmal. Als wir fast noch Kinder waren. Doch dann hab ich mich für die Kirche entschieden, wie du ja weißt.«
»Geht ihr euch deshalb ständig aus dem Weg? Deine Augen sprühen Blitze, sobald sie den Raum betritt. Und Oda tut, als seist du gar nicht vorhanden. Was war zwischen euch, Johannes? Das frage ich mich schon die ganze Zeit. Was ist vorgefallen? Wart ihr ein Paar? Und wollte sie dich Gott stehlen?«
»Nichts war. Gar nichts! Gott ist mein Herr und meine Bestimmung, ist es immer gewesen. Unsere Wege haben sich lediglich getrennt. Ich bin ins Kloster eingetreten, und sie hat den alten Raymond geheiratet, aus freien Stücken. Wir sind uns fremd geworden, das ist alles. So fremd, als hätten wir uns niemals gekannt.«
Otto goss sich Met in einen Becher und trank.
»Kein Fluss fließt zur Quelle zurück.« Jetzt klang der sonst so beherrschte Pater fast flehentlich.
Langsam wandte sich Otto zu ihm um. »Liebe und Hass sind enge Geschwister«, sagte er. »Freude und Schmerz manchmal ein- und dasselbe. Wenn du mir etwas über Oda erzählen willst, dann wäre jetzt der richtige Zeitpunkt.«
»Es gibt nichts zu erzählen, Sire! Ich bin nur müde, und der Aufbruch morgen …« Ottos ungeduldige Handbewegung ließ ihn verstummen.
»Ich habe meine eigenen Pläne mit ihr«, sagte
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