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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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kriegerischen Konfrontation mit Otto und seinen Rittern war er vorsorglich aus dem Weg gegangen.
    »Träumst du mit offenen Augen von übermorgen?« Sigmars Arm schlang sich um ihre Taille. »Sei unbesorgt, ich tue es auch. Nur noch zweimal muss es tagen – dann sind wir beide endlich Mann und Frau!«
    Sie löste sich abrupt von ihm.
    »Was ist mit dir, Eila?«, fragte er. »Fehlt dir etwas?«
    »Das fragst du noch? Hast du keine Augen im Kopf und nicht verfolgt, was eben geschehen ist?«
    »Du meinst den König und seinen Sohn?«, fragte Sigmar. »Ihre Rechnung steht, wie man sieht, noch offen, unsere dagegen ist zur gegenseitigen Zufriedenheit beglichen. Otto hat mich wieder als seinen Ritter aufgenommen. Er hat mir sogar in Aussicht gestellt, in seine Garde und damit den Kreis seiner engsten Vertrauten aufzusteigen.« Er lächelte. »Das hab ich allein deinem Mut und deiner Klugheit zu verdanken – dem Mut und der Klugheit meiner wunderschönen Braut.«
    Er trat auf sie zu, wollte sie erneut an sich ziehen. Mit einer schroffen Handbewegung zwang Eila ihn, Abstand zu halten.
    »Wie könnte ich jetzt unbeschwert feiern und glücklich sein«, sagte sie, »wenn ich vor Sorgen um meine liebsten Menschen halb vergehe?«
    Sigmar runzelte die Stirn.
    »Ich habe auch mit dem Alten geredet«, sagte er. »Nicht nur du. Ich hab es auch versucht, und das sehr eindringlich, das kannst du mir glauben! Er hat nicht einmal so getan, als würde er mir zuhören. Raymond hat seinen eigenen Kopf. Du kannst ihn nicht retten, wenn er sich dagegen sträubt.« Er schaute sich um, senkte dann die Stimme, als befürchte er fremde Zuhörer. »Und was deine Mutter betrifft, Eila, der vermag ohnehin niemand mehr zu helfen. Wie konnte sie sich derartig erniedrigen, den König nach Italien zu begleiten, zu seiner Hochzeit, nachdem doch alle am Hof wissen, dass sie und er …«
    »Schweig!« Zornig funkelte Eila Sigmar an. »Lass meine Mutter aus dem Spiel!«
    »Du verteidigst sie? Weshalb auf einmal? Ich dachte immer, euch beide trennt mehr, als euch verbindet!«
    »Was weißt du schon davon!«
    Eine Folge von Bildern hatte Eila überfallen: die aus früherer Zeit, als sie noch klein gewesen war und sich hoffnungslos nach Odas Nähe und Zuwendung gesehnt hatte, die schmerzhaften aus den Jugendtagen, als sie nach und nach begreifen musste, dass sie ihrer Mutter nichts bedeutete, aus der jüngsten Zeit, als sie hatte mit ansehen müssen, wie Oda nach außen hin mit der Gunst des Königs prahlte und dabei von innen heraus doch so schwach wirkte, so ganz und gar verloren.
    »Jedenfalls genügend, um zu sehen, dass du immer unglücklich wirkst, sobald es um sie geht. Nach unserer Hochzeit werde ich dafür sorgen, dass sich das ändert. Sie ist so kalt und eigennützig. Sie hat eine Tochter wie dich, Eila, gar nicht verdient!«
    Nachtwind hatte sich erhoben und fuhr durch sein blondes Haar, das dicht und glänzend war und nun ein ganzes Stück länger als ihres. Er war ein starker, anziehender Mann geworden, und auf seine ungelenke Art liebte er sie, das spürte Eila in diesem Augenblick. Sie würde ihm dennoch wehtun müssen. So weh, dass er ihr womöglich niemals verzeihen konnte.
    »Ich muss jetzt allein sein«, sagte sie. »Such mich nicht! Es könnte länger dauern.«

    Raymond war auf der Suche nach Algin. Bernhard hatte ihm gesteckt, dass sein Schmied jetzt der Schmied des Königs war, und er wollte ihn deshalb zur Rede stellen, auch wenn er wusste, dass er damit nichts würde ändern können. Königliche Gnade konnte ebenso schnell versiegen, wie sie gewährt wurde, und er hatte seinen Teil dazu getan, dass es so gekommen war. Dennoch gesellte sich die Scham, es auf diese Weise erfahren zu müssen, zu der anderen, weitaus schmerzhafteren, die bereits in seinem Inneren wie mit tausend glühenden Nadeln stach.
    Alle redeten über ihn, er wusste es, spürte es, mit jeder Faser seines Körpers. Über ihn, den Gehörnten, und über Oda, die ihm so ungeniert die Hörner aufgesetzt hatte. Schlimm genug, dass es in der Pfalz dazu gekommen war. Doch was zum Teufel hatte sie dazu bewogen, Otto über die Alpen zu begleiten und sich vor den Augen aller demütigen zu lassen?
    Er war so wild, so verzweifelt, dass er wie blind herumlief. Um sich schlagen hätte er können, alles niedermachen, was sich ihm in den Weg stellte. Von fern hatte er Eila gesehen, sein rotes Mädchen, das sein prachtvolles Haar der Rettung der neuen Königin geopfert hatte, und

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