Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
Vom Netzwerk:
erneuern lassen wie die Hundemeute zurück in den Zwinger verbannt.
    Sogar Odas Kemenate schien auf einmal wie verwandelt. An den Wänden hingen Teppiche gegen die Kälte, die bislang in den Truhen verwahrt gewesen waren, das Bett war mit frischem Stroh aufgeschüttet, es gab neue Kissen und Decken. Der Großteil von Odas vernachlässigter Garderobe war auf Raymonds Geheiß kurzerhand im Feuer gelandet. Drei Frauen saßen seitdem im Weibergemach, von früh bis spät damit beschäftigt, neue Kleider, Hemden und Umhänge für sie zu nähen, und er hatte sie angewiesen, auch ein paar für die beiden Mädchen anzufertigen.
    Oda freilich tat, als sei nichts geschehen, und Raymond wiederum ließ sich nicht anmerken, wie tief ihn ihr Desinteresse kränkte. Ein nutzloses Spiel, wie er insgeheim fand, und ein törichtes dazu. Sie trug sein Kind; er war sogar überrascht gewesen, wie weit ihre Schwangerschaft bereits fortgeschritten war. Irgendwann nach Ostern würde sie niederkommen. Nacht für Nacht betete Raymond, dass es kein viertes Holzkreuz geben würde.
    Nichts anderes zählte.
    »Sie ducken sich alle unter der Hand ihres Herrn«, sagte der Meier. »Jetzt gehorchen sie, geben sich verständig und lernbereit. Was aber wird sein, wenn du bald wieder fortreitest und eine ganze Weile nicht mehr zurückkehrst?«
    »Dafür gibt es ja immerhin meinen fähigen Meier«, erwiderte Raymond. »Dazu den Kämmerer, ein paar andere treue Diener sowie die Herrin der Burg.«
    »Die Herrin, ja«, wiederholte der Meier und zog dabei ein so unbehagliches Gesicht, dass es Raymond kalt durchfuhr. »Du weißt, was über sie gemunkelt wird?«
    »Was schon?«
    »Nichts Gutes, Herr, wahrlich nichts Gutes, und nimm es mir nicht krumm, dass ausgerechnet ich es dir sagen muss. Die Leute hier fürchten und hassen sie. Keiner möchte näher mit ihr zu tun haben.«
    »Weshalb, Karl?«
    »Weil es heißt, sie sei von bösen Geistern besessen und ihre Seele schwärzer als der Teufel. Deshalb müssen auch all ihre Kinder sterben. Weil sie schon in ihrem Leib verdammt sind – so wie sie auch.«
    »Nicht alle«, sagte Eila aus dem plötzlichen Impuls heraus, die Mutter zu verteidigen. »Schau mich an! Komm ich dir vielleicht tot vor?«
    Raymond hatte es plötzlich eilig, zur Burg zurückzukehren. Den ganzen Heimweg über blieb er wortkarg und in sich gekehrt, und selbst noch, als sie in den Burghof einritten, war seine Miene düster. Sie hellte sich ein wenig auf, als Rose ihnen lächelnd entgegenlief, eines der gefleckten Frühjahrskätzchen auf dem Arm.
    »Da seid ihr ja wieder!«, sagte sie. »Endlich! Eure Haare sind vom Wind zerzaust, und eure Augen leuchten. Habt ihr euch vergnügt?«
    »Das haben wir, aber du siehst fast durchsichtig aus, so weiß und schmal bist du.« Raymond legte im Vorübergehen kurz die Hand auf ihren Kopf. »Das nächste Mal lass ich keine Ausrede gelten, merk dir das! Da kommst du mit. Und anständig gegessen wird auch. Sonst wirft mir mein Waffenbruder eines Tages noch vor, dass ich seine Tochter zur ausgehungerten Stubenhockerin erziehe.«
    Rose presste das Tierchen fester an sich. So winzig es noch war, es gab ein empörtes Fiepen von sich und versuchte, sich zu befreien.
    »Ich mach mir nun mal wenig aus Essen und frischer Luft«, sagte sie. »Das weiß mein Vater, und bislang hat er nichts dagegen gehabt. Hab mir die Zeit lieber mit Schreiben vertrieben. Aber meine Wachstafel ist schon ganz abgeschabt. Und neue Griffel könnten wir auch gebrauchen.«
    Eila wandte den Kopf zur Seite, als gehe sie das alles nichts an.
    »Ich werde mich darum kümmern«, sagte Raymond. »Übt ihr beide denn fleißig mit Oda?«
    Jetzt starrten die Mädchen einträchtig auf ihre Fußspitzen.
    »Es wird sicherlich besser«, sagte Rose schließlich, »wenn einmal das Kind da ist. Jetzt braucht sie viel Ruhe. Da wollen wir sie lieber nicht stören.«
    Eila nickte zu ihren Worten, und die beiden liefen davon. Raymond bekam sie den ganzen Nachmittag nicht mehr zu Gesicht, aber er hatte genug mit Gissel zu besprechen, der dafür verantwortlich war, dass im Tross nichts fehlte. Gemeinsam inspizierten sie als Letztes die Waffenkammer. Der Zustand der Streitäxte, Bogen, Pfeile und Lanzen fand Raymonds Zustimmung, als sie sich aber die Schwerter eingehend vornahmen und er feststellen musste, wie veraltet und schwer die meisten von ihnen waren, kam ihm erneut Algin in den Sinn.
    Was aber, wenn sein Plan misslang und alles so bleiben musste, wie es

Weitere Kostenlose Bücher