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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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rede endlich!«
    »Zum König will ich«, sagte der Strick. »Und zwar muss ich allein und ungestört mit ihm reden.«
    »Unmöglich! Einen wie dich wird er niemals empfangen.«
    »Doch! Er wird, glaube mir, Raymond, er wird! Und weißt du auch, weshalb? Weil du ihn darum bitten wirst. Niemand anderer als du wird diese Begegnung für mich einfädeln – falls du diese kostbare Reliquie dein Eigen nennen möchtest.«

    Als er schließlich die Kemenate betrat, lag die ganze Burg in tiefem Schlaf. Auch Oda schlief fest, die Wange gegen das Kissen gepresst. Neben ihrem Bett flackerte ein Öllämpchen, weil sie wie ihre Tochter Eila die Dunkelheit fürchtete.
    Raymond löste die Bänder seiner Stiefel, zog die Kleider aus und schlüpfte nackt zu ihr unter die Decke. Er wartete, bis seine Hände warm geworden waren, weil er wusste, wie empfindlich sie auf Kälte reagieren konnte. Oda seufzte, als er sie berührte, und zog sich zunächst abwehrend zusammen, dann jedoch schien sie sich zu entspannen und ließ zu, dass er sich enger an sie schmiegte. Seine Hände glitten über ihre Brüste, dann über ihren prallen Bauch, zärtlich zunächst, ohne Absicht, ohne Forderung.
    Wie jung sie noch immer war, wie zart, wie wunderschön! Für ihn war sie bis heute das junge Mädchen geblieben, das er vom ersten Tag an geliebt hatte. Sie war sein zweites, sein wirkliches Leben, alles, wovon er im Schlachtengetümmel und auf seinen endlosen Ritten durch das weite Land je geträumt hatte. Wenn sie ihn ansah, fühlte er sich als ganzer Mensch; nur in ihrer Nähe war er vollständig.
    Wieso konnten sie nicht endlich Frieden miteinander finden?
    Seine Hüfte rieb sich an ihrem Hinterteil, und wie immer kam es Raymond vor, als beginne die Haut an dieser Stelle zu glühen. Wo er sie auch berührte, überall entstand diese Hitze. Wie sehr hatte er dieses Gefühl vermisst! Das Begehren überkam ihn so stark, dass ihm Tränen in die Augen schossen. Jetzt veränderten sich seine Zärtlichkeiten, wurden direkter, zielgerichtet, aber noch immer hatte er das Gefühl, dass Oda sie im Halbschlaf genoss.
    Inzwischen hielt er sie fest umklammert, streichelte ihr Gesäß, die Schenkel, schließlich ihren Schoß. Sie räkelte sich, schien ihm entgegenzustreben. Seine Erregung wuchs, und auch Oda konnte sich offenbar nicht mehr ruhig halten.
    Schon fühlte er sich bereit, sich in ihr zu verströmen, da stieß sie einen kurzen, harten Laut aus, der ihn erstarren ließ. Was hatte sie soeben geflüstert?
    Wenn es ein Name gewesen war, dann gewiss nicht der seine.
    Seine Lust war mit einem Schlag verflogen. Raymond zog sich abrupt zurück, konnte die innige Nähe nicht mehr ertragen.
    Oda schlug die Augen auf.
    »Du?« Schlaftrunken drehte sie sich zu ihm herum. Ihre Miene wurde augenblicklich feindselig.
    »Wen sonst hast du mitten in der Nacht in deinem Bett erwartet?«
    Wütend fuhr sie hoch, zog sich die Decke bis zum Hals.
    »Im Schlaf bedrängt er mich – als wäre ich eine seiner billigen Feldhuren! Hast du jetzt völlig den Verstand verloren? Sind drei Tote nicht genug? Soll auch dieses Kind vor der Zeit sterben? Ist es das, was du vorhin mit dem Galgenstrick ausgekocht hast?«
    »Du tust uns Unrecht«, sagte er. »Und das weißt du ganz genau.«
    »Was für ein jämmerliches Gespann ihr zwei doch abgebt – nichts als willfährige Büttel des Todes!«
    Es war, als hätte sie ein Messer in sein Herz gestoßen.
    »Ich sorge mich um dich, Oda …«
    »Dass ich nicht lache! Ohne dich wäre ich niemals in diesen jämmerlichen Zustand geraten. Weißt du, wie ich es hasse, wenn sie sich in meinem Leib breitmachen? Wenn mir der Bauch schwillt und die Brüste prall werden?« Speichel troff aus ihrem Mund, doch sie wischte ihn nicht weg. »Das Schlimmste aber steht mir noch bevor – diese endlosen Geburtsstunden voller Angst, voller Schmerzen …«
    Sie hob die Arme, als wolle sie ihn schlagen. Raymond umfasste ihre Gelenke, um sie zu beruhigen.
    »Fass mich nicht an!« Es klang wie ein Jaulen. »Zuwider bist du mir, alter Mann, damit du es nur weißt! Wenn du mich noch ein einziges Mal berührst …«
    Er ließ sie so plötzlich los, dass sie verblüfft innehielt.
    »Was tust du da?«, sagte sie.
    Raymond hatte das Bett verlassen und bekleidete sich notdürftig. Sein Gesicht war fahl, als er sich umwandte. Man sagte, sie sei vom Teufel besessen, hatte ihm der Meier anvertraut. Viele ringsumher glaubten das, hassten sie ebenso, wie sie sie fürchteten. In

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