Liebe ist ein Kleid aus Feuer
uns etwas eingerichtet haben, werde ich deiner Mutter meine Aufwartung machen.«
Ragnas Blick wurde dunkel, aber sie blieb stumm.
»Und wer bist du?«, fragte Rose den Mönch.
»Bruder Rochus – euer neuer Lehrer.« Er wies über die Schulter nach hinten. »Hab genügend dabei, um euch für die nächsten hundert Jahre zu unterrichten. Vorausgesetzt, ihr seid nicht dumm wie die Schafe und faul wie die Grillen.«
»Die zirpen doch den ganzen lieben Tag«, widersprach Rose und machte sich schon an den Planen zu schaffen. »Und Schafe sind eigentlich gar nicht so dumm, die finden nämlich immer nach Hause. Diese vielen Rollen da – sind das wirklich alles Schriften?«
»So wahr mir Gott helfe!«, sagte Rochus mit einem Lächeln. »He, lass erst mal die Hände davon, verstanden? Du wirst sie schon noch rechtzeitig zu Gesicht bekommen, und vielleicht öfter, als dir lieb ist. Sieht ja aus, als könntest du es kaum erwarten.«
Bodo unterbrach die Unterhaltung, um dem Mönch mit seinen Pergamentrollen das ehemalige Jagdzimmer zuzuweisen, das nicht weit von den Herrengemächern lag, während Malin Gunna in die Nachbarschaft der alten Schmiede führte, wo zwei niedrige Zimmerchen freistanden.
»Für den Moment mag es genügen«, sagte Gunna, nachdem sie die kargen Räumlichkeiten inspiziert hatte. »Aber wenn mein Mann zurück ist, muss es etwas Größeres sein. Außerdem will ich meine eigene Feuerstelle, wie ich es von jeher gewohnt bin. Und Platz für meinen Ofen brauche ich auch. Wie soll ich sonst meine Töpferware brennen?«
»Hier willst du Schüsseln und Krüge machen?« Malins Augen weiteten sich erstaunt. »Auf der Burg?«
»Natürlich hier. Denkst du, ich werde den ganzen Tag herumfaulenzen? Sobald ich den geeigneten Ton gefunden habe, kann ich anfangen.«
»Und er ist Schmied, dein Mann?«, fragte Malin, die ihre Neugier kaum noch beherrschen konnte.
»Der beste«, sagte Gunna mit einem harten Zug um den Mund. »Sonst hätte ihn mir euer Ritter gewiss nicht gestohlen.«
»Der Herr hat …«
»Später«, unterbrach Gunna sie. »Jetzt brauch ich erst einmal warmes Wasser. Und mein Junge ist schon ganz blass vor Hunger. Zeigst du mir, wo ich mich zurechtfinden kann?«
»Ich will den Tee nicht! Er ist bitter und macht mich immer so müde.«
»Du musst!« Ragna ließ sich nicht erweichen.
»Aber er schmeckt wie Hühnerdreck.«
»Das kann nicht sein, denn er besteht aus Frauenmantel, Hirtentäschel und ein paar anderen Kostbarkeiten des Pflanzenreichs und ist die reinste, beste Medizin. Oder willst du vielleicht, dass die Blutungen niemals aufhören? Und dass dein kleiner Prinz verhungert, weil dir die Milch ausbleibt?«
»Meine Brüste tun so weh. Die Warzen sind schon ganz entzündet und brennen …«
»Ich werd sie dir nachher wieder mit meiner Salbe bestreichen«, sagte Ragna. »Dann heilen sie bestimmt im Nu.«
»Wer sind all diese Leute, die heute angekommen sind?« Odas Kopf fiel kraftlos auf das Kissen zurück. »Es müssen viele sein. Ich hab sie unten reden hören.«
»Dienstboten. Vergiss sie! Das Einzige, was zählt, ist, dass du wieder gesund wirst.«
»Gib mir den Kleinen!«, verlangte Oda matt. »Gib mir Johannes!«
»Später. Sobald du ausgetrunken hast.« Ragnas unbarmherziger Griff zwang Oda, sich aufzusetzen. Die Moorfrau hielt ihr den Becher vor den Mund, und obwohl Oda immer wieder angeekelt das Gesicht abwandte, blieb ihr schließlich nichts übrig, als ihn zu leeren.
»Fein gemacht!« Ragna wischte ihn mit ihrem Rockzipfel aus. »Jetzt wirst du schlafen. Und süß träumen, Oda …«
Sie schlief tatsächlich ein, aber da war kein süßer Traum, sondern nur ein schwarzes Loch, das sie zu verschlingen drohte. Oda lag an seinem Rand, die Beine ausgestreckt, die Hände gefaltet. Unter ihr brauste und toste es, als wüte ein unterirdisches Gewässer, und ab und an glaubte sie leises Rufen zu hören. Ihr Puls raste, und sie spürte, wie trocken ihr Mund war.
So nah an der Quelle und doch beinahe am Verdursten!
Sie begann sich zu bewegen, streckte die Arme flehentlich aus.
»Du willst, dass er trinkt?«, glaubte sie Ragna sagen zu hören. »Ich bring ihn dir.«
Oda schüttelte den Kopf. Nicht der Kleine sollte trinken, sie war es doch, die vor Hitze fast verging. Da spürte sie schon, wie es kühler wurde an ihrer Brust, weil das Kleid wie von selber wegglitt und die Lippen des Säuglings die Spitze fest umschlossen.
Er begann zu saugen, kräftig, beinahe herrisch.
Ein
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