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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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lang gehegtes Anliegen, unterwegs in möglichst vielen seiner Pfalzen Station zu machen, um dort alles zu inspizieren sowie diverse Arbeiten in Auftrag zu geben. Er sprach mit Handwerkern und Geistlichen, ließ sich Schäden zeigen, die im Lauf der Zeit entstanden waren, und wurde nicht müde, sich Verbesserungsvorschläge auszudenken.
    Ganz besonders missfiel dies einer Gruppe unter seinen Rittern, die sich »Falken« nannten und zu denen auch Raymond und sein Waffenbruder Bernhard von Weißenborn gehörten. Es handelte sich vor allem um Männer, die bereits in den vorangegangenen Kriegen gegen die Slawen besondere Härte bewiesen hatten. Andere wiederum, von der Gegenpartei abschätzig als »Tauben« bezeichnet, waren mit dem schleppenden Vorankommen durchaus einverstanden und rügten die »Falken« wegen ihrer kriegerischen Ungeduld. Raymond verspürte zum ersten Mal eine gewisse Sympathie für die »Tauben«, wenngleich er sich nicht offen zu ihnen bekannte. Doch ihre Argumente erschienen ihm vernünftig.
    Gewiss, der Konflikt zwischen Hugo von Franzien und dem westfränkischen König Ludwig um die Herrschaft betraf auch Ottos Politik. Aber sollte der König sich deswegen zu unüberlegten Schritten hinreißen lassen?
    Immer öfter kam es zu Reibereien und Streitigkeiten unter den Rittern und Kriegsknechten, und auch die mitreisenden Feldhuren, die nicht müde wurden, allabendlich ihre Dienste anzubieten, vermochten keinen dauerhaften Frieden zu stiften. Zudem begann es allmählich recht warm zu werden, was das Tragen der schweren Brünne immer weniger erträglich machte. Doch der König legte seine Rüstung niemals ab, und so blieb auch den Rittern nichts anders übrig, als ihm darin zu folgen.
    Als eines Abends Pater Johannes, der nicht von Ottos Seite wich, die Losung ausgab, man würde den nächsten Tag rasten und erst im Morgengrauen des folgenden weiterreiten, reagierten viele mit Erleichterung. Der Main floss nicht weit entfernt, man konnte in Ruhe die Tiere versorgen, und auch die vom langen Sitzen im Sattel malträtierten Rückseiten konnten Erholung brauchen.
    Raymond blieb am nächsten Morgen länger als sonst unter seiner Decke. Als er aber schließlich aufstand und den neuen Knappen nicht vorne im Zelt fand, rief er sofort ärgerlich nach ihm.
    Sigmar kam mit hochrotem Kopf herbeigerannt.
    »Du willst ein Knappe sein?«, schalt Raymond ihn. »Dabei ist jeder Bauerntölpel fähiger als du! Wo ist mein heißes Wasser? Wo meine gesalzene Morgengrütze? Und wieso liegt mein neuer Gambeson wie ein Stück Dreck auf dem Boden?« Er versetzte Sigmar, der sich plötzlich unerwartet eifrig nach dem wattierten Unterhemd bückte, einen Stoß.
    »Sonst noch etwas – Herr?«, presste der Junge zwischen seinen Zähnen hervor. Miene und Haltung verrieten, wie wenig ihm dieser Dienst zusagte.
    »Allerdings!« Raymond begann die Situation zu genießen. Ein paar Wochen noch in Wald und Flur, dachte er, und aus diesem hochfahrenden Bürschlein wird ein echter Kerl. »Wo steckt Algin?«
    »Der gräbt dort drüben irgendwo in der Erde.«
    »Er tut was?«
    Sigmar zuckte die Achseln. Der wortkarge Schmied missfiel ihm fast noch mehr als sein übellauniger Ritter, der beim geringsten Anlass aus der Haut fahren konnte. Wieso sein Großonkel ausgerechnet dieser Vereinbarung zugestimmt hatte, war ihm bis heute unklar. Er hatte nur erfahren, es sei ein ausdrücklicher Wunsch des Königs gewesen, weshalb es keine Widerrede gebe, mehr aber war Hermann Billung bislang nicht zu entlocken gewesen.
    Frag ihn doch selber, deinen Schmied!, hätte Sigmar am liebsten gesagt, verkniff es sich aber gerade noch rechtzeitig. Er hatte Raymonds schnelle Rechte schon einige Male kennen lernen dürfen und war alles andere als erpicht darauf, sie so bald wieder zu spüren.
    »Ich kann ihn ja fragen gehen«, sagte er stattdessen.
    »Das werden wir beide gemeinsam tun«, sagte Raymond. »Hilf mir beim Anziehen!«
    Sie fanden Algin ein Stück entfernt vor einer Erdgrube, die er mit Lehm ummantelt hatte. Alles sah sauber und trocken aus, was bedeutete, dass er bereits seit Tagesanbruch hier tätig war. Auch der Düsenstein war bereits seitlich in den Lehm eingelassen, und eine tönerne Röhre verband die Esse mit dem Blaseblag.
    »Seid ihr hier, um Maulaffen feilzuhalten?«, sagte Algin. »Lauf lieber los, Junge, und schlepp mir zwei ordentliche Säcke Holzkohle herbei!«
    »Wozu?« Sigmar runzelte seine hellblonden Brauen.
    »Weil ich das Schwert

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