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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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her. Das Amulett, das sie an ihrem linken Handgelenk trug, schnitt tief in die Haut ein.
    »Der Kleine«, sagte sie. »Wo ist er? Schon bei ihnen?«
    »Der Kleine ist hier bei mir. Und ich werde ihn jetzt zur Taufe tragen. Wie soll er heißen? Sag es mir!«
    Eine Weile blieb Oda stumm. Eila spürte, wie ihr Kleid seitlich nass wurde, weil der Kleine seine Windel voll gemacht hatte, aber sie kümmerte sich nicht darum.
    »Johannes«, hörte sie Oda dann sagen. »Er soll Johannes heißen.«
    Die Zeremonie fand in der Burgkapelle statt. Eila trug das Kind und bestand darauf, die Patin zu sein, was der Priester trotz ihrer Jugend schließlich achselzuckend hinnahm. Er sah müde aus, war unrasiert und schien nicht ganz nüchtern, aber er war immerhin gekommen. Allerdings nuschelte er die lateinischen Anrufungen so undeutlich, dass Bodo, Malin, Eila und Rose oft nur ahnen konnten, was er meinte, und aufs Geratewohl antworteten. Das Kerzenlicht, das am Altar brannte, der Weihrauchduft, der den kleinen länglichen Bau erfüllte, die gedämpften Laute – all das versetzte Eila in eine seltsame Stimmung. Hellwach war sie und dennoch irgendwie entrückt, und hätte es nicht das warme, leichte Gewicht des Kleinen auf ihren Armen gegeben, sie hätte glauben können, sie träume.
    »Widersagst du dem Satan?«, fragte der Priester, lauter plötzlich.
    Eila schrak aus ihrer Trance auf. »Ich widersage.«
    »Und all seiner Bosheit?«
    »Ich widersage.«
    »Und all seinen Verlockungen?«
    »Ich widersage.«
    »Glaubst du an Gott den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde?«
    »Ich glaube.«
    »Glaubst du an Jesus Christus …«
    Wieder antwortete Eila fest und ruhig. Mit einem Seitenblick nahm sie wahr, dass Rose, die neben ihr stand, vor Ergriffenheit weinen musste.
    Dann war es endlich so weit. Der Priester goss aus einem Silbergefäß Wasser über den Kopf des Kleinen. Überraschenderweise schrie der nicht einmal dabei, sondern blinzelte den Täufer mit seinen hellblauen Augen nur verwundert an.
    »Johannes, ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.«
    Die Mädchen sahen sich an; jetzt erst lächelte Rose.
    »Er hatte keine eigene Taufkerze«, sagte Eila, als sie die Kapelle verließen. »Und nicht einmal ein weißes Taufkleid.«
    »Aber seine Seele ist weiß«, erwiderte Rose. »Wie frisch gefallener Schnee. Jetzt kann dem kleinen Johannes nichts Böses mehr zustoßen.«

    Ein paar Tage später lief die halbe Burg zusammen, als der voll bepackte Karren mit Gunna, Lando und der kleinen Lenya Scharzfels erreichte. Besondere Aufmerksamkeit zog Bruder Rochus auf sich, der das Fuhrwerk kutschierte, während sein Eselchen an einer langen Leine hinterhertrottete.
    Nach längerem Palaver wurde schließlich das Tor geöffnet, und als Bodo das knappe Schreiben geprüft hatte, das Raymond dem Mönch anvertraut hatte, konnten die Ankömmlinge in den Hof einfahren. Nicht einmal Rose hielt es nun länger drinnen; zusammen mit Eila bestaunte sie das Gefährt, auf dem der Hausstand der Schmiedfamilie verstaut war. Natürlich beäugten die beiden auch den Jungen, der schüchtern vor sich hin grinste, bis die Frau ihm einen kleinen Tritt gab und sich dann an die Mädchen wandte.
    »Meinem Sohn Lando hat es offenbar die Sprache verschlagen«, sagte sie. »Dann muss halt ich an seiner Stelle reden. Ich bin Gunna, die Frau des Schmieds Algin. Und wer seid ihr?«
    »Ich bin Eila, Raymonds Tochter, und das ist meine Freundin Rose. Die Frau dort drüben heißt Malin.« Sie starrte auf das von Narben entstellte Gesicht Gunnas und hatte Mühe, weiterzusprechen. »Und das ist Bodo, unser Kämmerer.«
    »Du erschrickst vor meinem Gesicht? Die Scheußlichkeit hat mir das Antoniusfeuer als Andenken gelassen«, sagte Gunna. »Damals war ich gerade mal so alt wie du. Du musst nicht rot werden, Eila! Es macht mir nichts aus, angegafft zu werden, schon lange nicht mehr. Ihr werdet euch auch daran gewöhnen. Die meisten Leute sehen die Narben nach ein paar Tagen gar nicht mehr.« Das Kind auf ihrem Rücken begann zu rumoren. »Lenya ist vor allem eines: ständig hungrig.« Gunnas Lächeln war breit und ansteckend. »Wo ist denn die Herrin der Burg?«
    »Meine Mutter hat gerade ein Kind bekommen«, sagte Eila rasch, als plötzlich Ragna im Hof auftauchte. »Meinen Bruder Johannes. Sie muss sich noch sehr schonen.«
    »Dann gibt es also zwei kleine Würmchen hier, wie schön!«, sagte Gunna. »Sobald wir

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