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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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ähnlich sehen sollte, so ist es nichts als ein dummer Zufall.«
    Doch der durchdringende Blick, den Pater Johannes ihr zuwarf, als hätte er jedes ihrer Worte gehört, ließ sie verstummen.

MAI 947
BURG SCHARZFELS
    »Steh auf, Lando! Es ist so weit.«
    Schlaftrunken rappelte er sich auf. Im Traum war Eila bei ihm gewesen, er hatte sie gestreichelt und geküsst, sie immer wieder an sich gedrückt, bis die Lust ihn schier überwältigt hatte.
    Er schüttelte den Kopf, versuchte, schnell wach zu werden.
    Eila war weit weg, in Werla, auf der Prinzenhochzeit, und dort mit Leuten zusammen, die für jemanden wie ihn nur Verachtung übrig haben würden. Sigmar hatte, bevor sie losgeritten waren, ein paar hässliche Bemerkungen fallen lassen, die er nicht vergessen konnte.
    »Lass sie gefälligst in Ruhe mit deinem dummen Gestarre, du Schmutzfink! Eine Grafentochter wie sie ist nicht für jemanden gemacht, der aus dem schwarzen Handwerk kommt, verstanden?«
    »Beeile dich, Junge! Das Feuer wartet nicht.« Algin stand in der Tür, eine Fackel in der Hand, und wartete ungeduldig.
    Schamhaft wandte Lando sich ab, als er in die Hosen schlüpfte, damit seine mächtige Erektion ihn nicht verriet.
    Er stolperte dem Vater hinterher und wäre vor der Schmiede beinahe über die eigenen Füße gefallen.
    »Die Schuhe!«, hörte er Algin. »Niemals ohne Schuhe an den Amboss oder vor die Esse. Was ist los mit dir? Muss ich dir ausgerechnet heute alles dreimal sagen?«
    Mit einem Schlag war er hellwach. Heute war seine Nacht. Heute würde er sein erstes Messer schmieden.
    Das Feuer in der Esse war perfekt, das erkannte er sehr schnell, kirschrot, von schöner, tiefer Glut.
    »Dank dir dafür«, sagte Lando. »Welch schöne Begrüßung!« Er legte eines seiner vorbereiteten Eisenstücke in die Glut.
    »Mein Geschenk für dich in dieser besonderen Nacht«, kam als Antwort. »Und mein Abschied zugleich. In Zukunft wirst du der Meister deines eigenen Feuers sein.«
    Er reichte Lando den Hammer, der vor ein paar Tagen fertig geworden war. Drei Ansätze hatte der Sohn gebraucht, bis er ihm gelungen war, aber nun lag der hölzerne Stiel sicher und locker zugleich in seiner Hand.
    »Bist du bereit?«, fragte Algin.
    »Ich bin bereit.« Es klang wie ein Versprechen.
    Lando nahm das Eisen mit der Zange heraus und schlug es in U-Form. Dann streute er Quarzsand hinein. Anschließend legte er ein Stück harten Stahl dazu und schmiedete die beiden Teile zusammen. Das Ganze kam zurück in die Esse, bis eine helle Gelbglut anzeigte, dass es weitergehen konnte.
    Er holte das Stück aus dem Feuer und bearbeitete es rundherum mit dem Hammer.
    »Hochkant!«, lautete der kurze Befehl von Algin, und Lando befolgte ihn sofort. »Alles muss möglichst dicht sein.«
    Er streute Quarzsand auf die künftige Schneideseite und legte die Klinge zurück in die glühenden Kohlen.
    »Heute bin ich dein Gehilfe«, sagte Algin, der den Blaseblag bediente.
    Als die Klinge zu schwitzen anfing, gab Lando ein Zeichen. Der Blasebalg schwieg, und das Feuerschweißen konnte beginnen. Erst schnelle, leichte, dann immer stärker werdende Schläge fügten die Teile zusammen, wobei Lando besonders auf die Schneidenseite achtete. Vom langen Zuschauen wusste Lando, dass sie ungeschützt war und leicht verbrennen konnte. Nochmals erwärmte er die Klinge, formte und streckte sie mit weiteren Schlägen, bis sie die richtige Länge und Breite besaß. Was den Stahl so hart machte, dass er für eine Klinge taugte, hatte mit dessen Gehalt an Kohle zu tun, auch das wusste Lando von seinem Vater. Der gleichen Kohle, mit der er auch das Schmiedefeuer schürte.
    Schweiß rann über sein Gesicht, und der dünne Kittel klebte ihm am Leib, aber er war überglücklich.
    Ein Scharren an der Tür ließ ihn aufsehen. Rochus stand dort und starrte sie neugierig an.
    »Was habt ihr hier zu schaffen?«, fragte er. »Was soll das werden – ein Messer?«
    »Das ist allein Landos Sache«, sagte Algin, »und geht dich gar nichts an. Also verschwinde!«
    Der Frater zog ein Gesicht, gehorchte aber.
    Lando brauchte ein paar Augenblicke, um sich zu fassen, dann war er wieder ganz bei der Sache. Abwechselnd schlug nun auch Algin mit dem schweren Hammer und half Lando so beim Ausstrecken der Klinge. Und jetzt war es Lando, der die Kommandos erteilte und mit seinem Hammer den Takt vorgab, wie es bislang stets der Vater getan hatte. Je sicherer ihm das gelang, desto größer wurde das helle, warme Gefühl, das sich

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