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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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in ihm ausbreitete, als sei auch sein Inneres ganz mit leuchtender Glut erfüllt.
    »Gut gemacht, Lando!«, sagte Algin schließlich. »Lass uns das Härten erledigen, sobald es hell wird. Frisch und ausgeruht kannst du es besser vollenden.«
    »Aber ich bin gar nicht müde. Ich war niemals wacher.«
    »Willst du deine gute Arbeit noch verderben?«, fragte Algin. »Es gehört zum Wichtigsten, was ein Schmied beherrschen muss: zu lernen, seine Kräfte einzuteilen. Also komm, wir legen uns schlafen!«
    »Eines noch, Vater.« Lando hatte eigentlich schon früher fragen wollen, doch erst jetzt war er mutig genug. Sein glückliches Lächeln war erloschen, jetzt wirkte er ganz ernst. »Warum nehmt ihr Sigmar mit, um das Eisen zu holen? Weshalb darf ich dich nicht zum Rammelsberg begleiten?«
    »Weil ich dich hier haben möchte, wenn ich fort sein muss. Als Schutz für deine Mutter und deine kleine Schwester, verstanden?«
    Lando nickte, sah auf einmal wieder zufrieden aus.
    Algin wandte sich ab. Uralte Geschichten erzählten, dass die Erzberge Frischlinge wie seinen Sohn gern verschlingen, wenn diese ihnen zu nah kommen. Er war sich nicht sicher, wie viel Wahrheit in solchen Sagen steckte. Doch es erschien ihm besser, kein Risiko einzugehen.

JOHANNIS 947
BURG SCHARZFELS
    Als es gegen Mittag ging, waren Gunnas Johanniskränze fertig. Tür und Fenster schmückte sie als Erstes mit ihnen, um die Geister der Rotnacht abzuschrecken. Den kleinsten hatte sie für Lenya geflochten, die schon begierig die Händchen danach ausstreckte. Doch als sie ihn ihr auf den dunklen Schopf drückte, begann die Kleine zu weinen und zerrte ihn wieder herunter. Gunna hob ihre Tochter hoch, setzte sie sich auf die Hüfte und machte sich daran, auch noch die restlichen Kränze zu verteilen.
    Am Brunnen traf sie Rose, die wie immer in eine ihrer Pergamentrollen vertieft war. Das Mädchen lachte, als sie den duftenden Kranz aufgesetzt bekam. Dann nahm sie ihn vorsichtig herunter, um ihn genauer anzusehen.
    »Sieben Kräuter«, sagte Gunna. »Bärlapp, Beifuß, Eichenlaub, Farn, Johanniskraut, Klatschmohn und Kornblumen. Sie sollen dir helfen, gesund durchs Jahr zu kommen. Und wenn du sie später ins Feuer wirfst, wirkt der helle Zauber sogar noch besser.«
    »Aber wir dürfen doch nicht mit den anderen zum Johannisfeuer ins Dorf«, sagte Rose. »Bodo hat es Eila und mir ausdrücklich verboten. Der Graf hat Angst, dass wieder Turci auftauchen könnten, jetzt, wo er mit deinem Mann und Sigmar zur Mine geritten ist.« Sie drehte den Kranz in den Händen. »Ist der andere für Eila? Ich kann ihn ihr später geben, wenn du willst.«
    Gunna nickte. »Ich wünschte, die drei wären schon zurück. Mir ist gar nicht wohl bei dem Gedanken, dass sie irgendwo in den dunklen Wäldern unterwegs sind.« Sie streichelte Lenyas Kopf.
    »Sie sind gut bewaffnet«, sagte Rose. »Ihnen wird bestimmt nichts zustoßen.«
    »Ich werd dich wieder deinen Studien überlassen«, sagte Gunna, die Roses sehnsüchtigen Blick auf das eng beschriebene Blatt sehr wohl bemerkt hatte. »Nicht einmal an einem Tag wie heute, wo alle anderen nichts als Feiern im Kopf haben, kannst du offenbar davon lassen.«
    Roses Blick war offen und ernst.
    »Ich hab doch noch so viel zu lernen«, sagte sie. »Manchmal macht es mir richtig Angst. Denn je tiefer du dringst, desto klarer wird dir, was du alles noch nicht weißt.«
    Gunna gab ihr einen zärtlichen Nasenstüber.
    »Übertreib es nicht, Rose! Du bist schon jetzt ein ganz besonderes Mädchen – und das genügt!«
    Eine Weile blieb es ruhig auf dem Hof, nur die Stimmen der Mägde und Malins brummende Befehle aus der Küche drangen an Roses Ohr. Sie vertiefte sich wieder in die Verse Catulls, die sie Bruder Rochus regelrecht hatte abluchsen müssen, weil er plötzlich so etwas wie Geiz beim Austeilen neuer Textstellen zu entwickeln schien.
    » Nam, puto, sentirem, si quo temptarer amore …«
    »Führst du jetzt schon Selbstgespräche?« Lando stand grinsend vor ihr. Auch er schien Vorbereitungen für Johannis getroffen zu haben, denn er trug nicht seinen rußigen Kittel und die schwere Lederschürze, die er seit einiger Zeit kaum mehr ablegte, sondern ein sauberes Gewand und neue Beinlinge.
    »Es macht solchen Spaß, Latein laut zu lesen! Willst du es mal hören?«
    »Ich versteh doch kein Wort!«
    »Wart nur mal ab!«, sagte Rose eifrig. »Und wenn nicht, kann ich es dir ja übersetzen.«
    Er schloss die Augen, überließ sich ganz dem

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