Liebe ist ein Kleid aus Feuer
sowie in Wein gekochte Krebse, zu einem Mus verarbeitet und mit Gewürznelken bestreut. Wer sich an Fleisch und Fisch satt gegessen hatte, konnte auf Nonnenfürzlein mit Rosenwasser, Mandeltorten, Kuchen und kandierte Früchte ausweichen, und es gab mehr als einen, der sich bereits im Dickicht der Sträucher dezent von seinem übermäßigen Genuss erleichterte.
Eila hatte von allem nur ein paar Bissen probiert. Dafür spürte sie den ungewohnt starken Wein, den sie hastig und in großen Zügen getrunken hatte, in ihrem Kopf kreisen. Aber es war eine selige Benommenheit, die ihr ein Lächeln auf das Gesicht zauberte. Sie lächelte und tanzte, und manchmal schloss sie für einen Augenblick die Augen und stellte sich vor zu fliegen.
Sigmar wich nicht von ihrer Seite. Seine Hände waren heißer als die der anderen jungen Männer und packten fester zu. Kraft ging von ihnen aus, Lebensfreude, Sinnlichkeit. Nie zuvor waren sie und der Knappe sich so nah gewesen, und auf einmal schienen die Rollen vertauscht. Jetzt war es nicht mehr wie am Waldrand, wo sie ihm die Beize vorgeführt hatte, bis er sich vor Wut die Lippen blutig gebissen hatte.
Dieses Spiel beherrschte er um einiges kunstvoller als sie, und mehr und mehr kam Eila sich wie ein Habicht vor, der nach kurzen Ausflügen in andere Reviere nur allzu gerne auf die wartende Hand des Falkners zurückkehrt.
In einer Tanzpause griff Sigmar in ihr Haar, nahm eine Strähne und wickelte sie spielerisch um seinen Finger.
»Für mich?«, fragte er. »Du hast es für mich getan, Eila?«
Nein, für mich, wollte sie ihm entgegnen, für dieses Fest, diese Hochzeit, diese Frühlingsnacht. Aber es wäre nur zum Teil die Wahrheit gewesen. Sie hatte das Haar nicht zuletzt auch für ihn gelöst, und als sie stumm blieb, war dies für ihn Antwort genug. Er nahm ihre Hand, als sei es eine Selbstverständlichkeit, und zog sie in ein Zelt, zu den Tischen, riss von einer Platte ein Stück gebratenes Huhn und wollte es ihr in den Mund stecken.
Eila schüttelte den Kopf, da ließ er es einfach fallen.
»Dann hast du bestimmt Hunger auf etwas anderes.« Sigmar hielt plötzlich ein kleines Beutelchen in der Hand. Bevor Eila sich versah, hatte er es in ihren Ausschnitt geschoben.
»Was ist das?«, sagte sie. »Was fällt dir überhaupt ein!«
»Ein Liebeszauber«, flüsterte er. »Und ein gefährlicher noch dazu. Duftende Kräuter, die dir den Kopf verdrehen werden. Wehr dich nicht, es ist schon zu spät! Sie wirken bereits.« Er rollte dabei so übertrieben die Augen, dass Eila wider Willen lachen musste.
»Und wenn nicht?«, sagte sie. »Was dann?«
»Komm, meine Schöne!«, sagte Sigmar. »Die Fideln rufen uns wieder zum Tanz.«
»Deine Tochter und der kleine Billunger«, sagte der König, der zu Raymond getreten war und mit ihm den Tanzenden zusah, »was für ein schönes Paar!«
»Sie sind zu jung dafür, alle beide – fast noch Kinder!«
Otto lachte. »Wenn du dich da nicht täuschst, Raimund! Dass in deiner Kleinen ein Feuer brennt, ist kaum zu übersehen, und der Junge ist ein echter Billunger, vergiss das nicht! Die freien früh und zeugen jede Menge Nachkommen.« Sein Lächeln verschwand. »Außerdem ist es nicht gut, wenn der Mensch allein ist. Niemand weiß das besser als ich.«
»Edgith?«
»Es vergeht kein Tag und keine Nacht, ohne dass ich sie vermisse. Mit ihrem Tod ist auch die Sonne in meinem Herzen erloschen.« Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. »Aber lass uns an diesem Tag der Freude keine Trübsal blasen!« Er blickte sich suchend um. »Wo hast du eigentlich Oda gelassen?«
Die Frage, vor der Raymond sich die ganze Zeit gefürchtet hatte! Seine Kehle wurde eng, als er nach den richtigen Worten suchte.
»Unsere Burg ist im letzten Sommer überfallen worden«, sagte er. » Turci , als wir noch auf dem Kriegszug in Franzien waren. Es war sehr schlimm für sie. Sie hat es bis heute noch nicht verkraftet.«
»Ich hatte bereits davon gehört«, sagte Otto. »Sie haben euch alles genommen?«
»Beinahe«, sagte Raymond. »Wäre die Ernte nicht so gut ausgefallen, stünde ich jetzt wie ein Bettler da. Und diese Steppenreiter können wiederkommen, morgen, übermorgen, das ist das Schlimmste von allem.«
»Wir werden dieser Plage früher oder später ein Ende setzen müssen«, sagte der König nachdenklich. »Mit kleineren Scharmützeln ist uns da auf Dauer nicht geholfen. Es muss ein großes Zeichen gesetzt werden, das sie für immer in ihre Schranken
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