Liebe ist ein Kleid aus Feuer
getan, bevor sie ihn aus der Kemenate verbannt hatte. Für einen Augenblick kam ihr Lando in den Sinn, denn in ihren Träumen war immer er es gewesen, mit dem sie diese Erfahrung hatte teilen wollen. Aber Lando war weit weg und außerdem ein Dummkopf, der nichts begriffen hatte.
Ihr Schoß öffnete sich unter seinen tastenden Fingern, ihr Atem ging schneller, und sie spürte, wie ein warmes, tiefes Vibrieren in ihr aufzusteigen begann. Immer ungestümer drängte er sich ihr entgegen, rieb sein nacktes, erregtes Fleisch zwischen ihren Schenkeln. Irgendwann packte er ihre Hand und presste sie auf sein heißes Geschlecht.
Wann hatte er sich ausgezogen? Sie hatte es nicht einmal bemerkt.
»Du willst es doch auch«, murmelte er in ihr Haar. »Wir wollen es. Alle beide!«
Er begann zu stöhnen und einen Namen zu murmeln, den sie nicht verstand, was sie verwirrte, dann drang er in sie ein. Zuerst war es aufregend, ihn zu spüren, ein Gefühl der Sehnsucht und der Vollständigkeit zugleich, das sie noch nie zuvor empfunden hatte. Dann jedoch, als er tiefer kam, ließ ein scharfer Schmerz sie jäh zusammenzucken, und mit einem Mal war alle Lust, alle Seligkeit verflogen.
»Was ist denn?«, sagte Sigmar unwirsch, als sie die Schenkel zusammenpresste und ihn abwehrte.
»Du tust mir weh.«
»Das vergeht, du musst nur ein wenig Geduld …«
»Ich will nicht mehr.« Eila richtete sich auf, so schnell, dass er kaum begriff, was eigentlich geschehen war. »Es ist genug. Ich hätte gar nicht herkommen sollen.«
»Was hast du denn auf einmal?«
Leicht benommen sah er ihr zu, wie sie aufsprang, ihr Kleid glatt strich und in die Schuhe fuhr. Dabei trat sie auf den kleinen Beutel mit den Liebeskräutern, und die dünne Seide zerriss unter ihrem Gewicht. Mit ihren Händen versuchte sie, die zerzausten Haare zu bändigen, gab es aber schnell wieder auf.
»Aber du wirst doch jetzt nicht …«, rief er ihr noch hinterher, da hatte sie bereits das Zelt verlassen.
Nachtluft kühlte Eilas erhitzte Wangen, und sie war froh, dass sie allein war und niemand das zornige Schluchzen hörte, mit dem sie Landos Bild zu vertreiben suchte.
Doch sie hatte sich getäuscht.
Hinter einem Apfelbaum löste sich eine große, hagere Gestalt und kam langsam näher.
»So allein, junge Dame? Und so traurig? Ist das süße Liebesspiel schon vorüber?« Die fettige Stimme des Stricks fuhr Eila in alle Glieder. Sie raffte ihre Röcke und lief in Richtung der Lichter, so schnell sie konnte.
»Wie siehst du denn aus!«, sagte Rose, als sie sie endlich auf einer Bank inmitten des Festzeltes entdeckt hatte. »Und wo hast du die ganze Zeit gesteckt? Mir war so langweilig, dass ich schon schlafen gehen wollte.«
»Frag nicht!«, sagte Eila. »Seh ich wirklich so schlimm aus?«
»Als ob du geradewegs aus dem Heu kämst«, sagte Rose ungerührt. »Lass mich wenigstens dein Haar glatt streichen und den Gürtel zurechtrücken – so, jetzt ist es schon besser.«
Am Zelteingang tauchte Sigmar auf, der noch immer ziemlich verwirrt wirkte. Er starrte die beiden Mädchen an, scheute sich aber, zu ihnen zu gehen.
»Er?« Rose folgte Eilas Blicken und schien auf einmal zu begreifen. »Aber ich dachte immer, du liebst Lando und kannst Sigmar nicht leiden.«
»Kann ich auch nicht«, sagte Eila trotzig. »Aber leider ist Lando ein mindest ebenso großer Dummkopf. Und jetzt möchte ich über etwas anderes reden. Hast du deinen Vater gesehen?«
»Hab ich. Aber jetzt möchte ich lieber über etwas anderes reden.« Roses Lächeln wirkte angestrengt. »Siehst du den Mann dort drüben, in der dunklen Kutte, der neben dem König steht? Den wollte ich dir schon den ganzen Abend zeigen.«
»Was ist mit ihm?«
»Sieh ihn dir doch einmal genau an, Eila!«
Lustlos musterte sie den rothaarigen Mann, der schlank war und nicht mehr ganz jung.
»Hab ich«, sagte sie schließlich.
»Fällt dir denn nichts an ihm auf? Der rote Mönch, so hab ich ihn für mich getauft.«
»Ich glaub, er heißt Pater Johannes, das hab ich jedenfalls vorhin jemanden sagen hören. Offenbar ein Vertrauter des Königs.«
»Und weiter?«
»Nichts weiter. Ein Mönch eben.«
»Ein roter Mönch, Eila. Ein roter Mönch, der aussieht wie du. Du hast seine Haare, sein Gesicht. Nase, Stirn, sogar die Lippen sind gleich. Das Gesicht des roten Mönchs ist auch dein Gesicht.«
Eila spürte, wie Kälte in ihr hochstieg.
»Du irrst dich«, sagte sie. »Er ist ein ganz gewöhnlicher Mönch, und wenn ich ihm
Weitere Kostenlose Bücher