Liebe ist kein Beinbruch
jetzt eine Ärztin“, erklärte er. „Und wir bauen eine Ambulanz.“
„Es ist gut, zu wissen, dass ich mir keine Sorgen wegen eines Arztes machen muss, wenn ich nach Sweetness zurückkehre“, sagte sie. „Ich kann den Tag kaum erwarten.“
Porter hoffte, dass Marcus etwas sagte. Doch als das Schweigen sich hinzog, ergriff er das Wort. „Wir freuen uns auch auf den Tag, Mom.“
„Ich lasse euch beide jetzt weiterarbeiten. Ich liebe euch.“
„Wir lieben dich auch“, sagten sie zusammen. Dann beendete Marcus das Gespräch.
Porter griff sich seine Krücken und erhob sich. „Ich sollte los. Ich habe noch ein Heißwasserproblem zu lösen, und ich habe Kendall versprochen, das Abstecken des riesigen Gartens zu überwachen, den die Frauen unbedingt bepflanzen wollen.“
„Porter?“
Er wandte sich um.
Marcus fuhr sich mit gespreizten Fingern durchs Haar und setzte sich auf die Kante des Schreibtisches. „Ich frage mich allmählich, ob wir das Projekt durchziehen können.“
Porter war sprachlos. Marcus wollte von ihm etwas Ermunterndes hören? Er suchte nach den richtigen Worten. „Natürlich schaffen wir das. Wir werden diese Stadt wiederaufbauen und Mutter zurückholen – genau wie wir es versprochen haben.“
„Der Tag scheint in unerreichbarer Ferne zu liegen.“
Porter suchte nach einer Gemeinsamkeit, mit der sie sich beide identifizieren konnten. „Es ist so ähnlich, wie stationiert zu werden. Man kommt nicht weiter, wenn man über den Krieg nachdenkt. Man muss eine Schlacht nach der anderen schlagen.“
Porter wartete darauf, dass Marcus seine Worte als Unsinn abtat oder sonst etwas Abschätziges sagte, was große Brüder eben so von sich zu geben pflegten.
„Du hast recht“, gestand Marcus ein. „Die Armstrongs haben sich nie vor einer Herausforderung gedrückt. Wir werden es schaffen!“ Dann straffte er die Schultern und wies mit einer Kopfbewegung auf Porters Gips. „Wie geht es deinem Bein?“
„Es hält mich nicht auf … jedenfalls nicht sehr.“
„Mir ist aufgefallen, dass die blonde Rachel dir schöne Augen macht. Läuft da was?“
Porter fühlte sich genötigt, seinen Ruf als Playboy zu verteidigen, und er wollte nicht zugeben, dass ihm ein richtiger Kuss von der kleinen Frau Doktor lieber wäre. „Vielleicht. Ich halte mir die Möglichkeit offen. Wie sieht es bei dir aus?“
Marcus schnaubte. „Ich suche keine Frau!“
„Berühmte letzte Worte“, sagte Porter grinsend. Dann verließ er das Büro. Aber als er draußen stand, spürte er einen Kloß im Hals.
Es war beunruhigend, Marcus so unsicher zu erleben, auch wenn es nur ein Moment gewesen war. Porter war bis zu diesemAugenblick nicht klar gewesen, wie sehr er sich auf seinen großen Bruder als Kompass für sein Leben verließ. Vor allem seit Vaters Tod. Auf Marcus’ Schultern lastete eine gewaltige Verantwortung: Sie sprachen schließlich darüber, eine Infrastruktur und wirtschaftliche Grundlagen zu schaffen, die für zukünftige Generationen entscheidend sein konnten.
Porter schluckte schwer. Seit Monaten bestand sein Leben nur noch aus dem Bau der Stadt, doch die alltäglichen Aufgaben hatten ihn von dem großen Ganzen abgelenkt. Wenn man die Gesamtheit betrachtete, war die Mission, eine komplette Stadt wiederaufzubauen …
Beängstigend.
Ohne seine Brüder an seiner Seite hätte er nicht einmal im Traum daran gedacht, so etwas zu versuchen. Zu wissen, dass Marcus genauso empfand, machte ihm einerseits Mut und auf der anderen Seite Sorgen. Plötzlich spürte er die Verantwortung auch auf seinen Schultern. Vielleicht machte Kendall der Stress ebenso zu schaffen.
Porter fuhr mit einem der Quads zur Pension, um mit den Klempnern zu sprechen, die die Warmwasserversorgungsanlage überprüften. Leider gab es keine kurzfristige Lösung. Heißes Wasser würde auch weiterhin Mangelware bleiben. Und das war nicht gerade hilfreich, um Nikki zum Bleiben zu bewegen. Er ging zu dem Zimmer, in dem Nikkis provisorische Praxis untergebracht war. Erschrocken stellte er fest, dass vier seiner Männer auf Stühlen auf dem Flur saßen und warteten.
„Warum seid ihr hier?“, wollte er wissen.
„Rasurbrand.“
„Hammerzeh.“
„Rückenschmerzen.“
„Kahlköpfigkeit.“
Porter seufzte, zog seine Brieftasche hervor und fing an, Scheine herauszunehmen. „Hier sind zwanzig Dollar. Gehtzurück an die Arbeit. Und sagt den anderen, dass mein Angebot, für die Wartezeit beim Arzt zu bezahlen, mit sofortiger Wirkung
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