Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge
was passiert!« Wir gesellen uns zu den anderen, und Grandma zwinkert mir verschwörerisch zu, während sie wie ein Vögelchen an ihrem Burger knabbert.
Als ich abends im Bett liege, mache ich meinen Laptop an. Er hat am Sonntagabend bestimmt nicht nach seiner Post gesehen. Wahrscheinlich ist er mit Freunden beim Essen, oder er hat Sex mit der Freundin, die er sicherlich hat. Mein Herz macht einen Satz. Er hat geantwortet!
Liebe Krissy, ich habe mich über Ihre E-Mail gefreut, und ich würde Sie gerne persönlich kennenlernen. Wenn Sie so freundlich wären, mir Ihre Telefonnummer zu geben, dann rufe ich Sie gerne an, um einen Termin mit Ihnen zu vereinbaren. Er klingt intelligent und nett, allerdings ein bisschen vorsichtig. Letztendlich gewinnt er meine Sympathie, indem er unseren kleinen Ort als »Dorf« bezeichnet und sagt, dass er sich in New York und Italien, die Orte, die ich erwähnt hatte, auch am liebsten aufhielte. Nach einer weiteren Mail stellen wir fest, dass es noch eine Weile dauern könnte, bis wir uns kennenlernen: Ich habe diese Woche ein Schreibseminar in New York, und an dem Tag, an dem ich zurückkomme, fliegt er nach San Francisco, um eine seltene Augenlid-Operation vorzunehmen.
Seltene Augenlid-Operation?, schreibe ich zurück. Das klingt ja cool.
Zwei Wochen später, an einem milden Freitagabend, trete ich mit offenen, gelockten Haaren auf unsere vordere Veranda. Ich bin froh, dass ich Moms Rat angenommen habe. »Zieh keine Jeans an«, hatte sie gesagt, als ich ihr in meinem Schlafzimmer verschiedene Outfits vorgeführt habe.
»Warum?«
»Es ist eine Verabredung, und er ist Arzt. Möchtest du nicht hübsch aussehen?«
Ich trat vor den Spiegel und hielt ein kleines Schwarzes vor mich. Nachdenklich blickte ich die beiden Hunde Alfonso und Rocky an. »Ihr wisst ja, Jungs, dass Mama viel auf die Meinung anderer gibt«, sagte ich zu ihnen. Alfie legte den Kopf schräg. »Aber für gewöhnlich hat sie recht.«
Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit wird mich ein Mann (»ein Junge«, wie Grandma sagt) zu Hause abholen, und das fühlt sich altmodisch und sehr angenehm an. Gerade als ich jedoch anfangen will, es zu genießen, werde ich nervös – ich zittere sogar. Und erst als das Mercedes Coupé des Arztes in unsere Einfahrt einbiegt, höre ich auf, mir Luft zuzufächeln.
In lockeren Leinenhosen und einem hellblauen Button-down-Hemd steigt Dr. Christopher aus seinem Auto und schiebt sich die Sonnenbrille auf den Kopf. Normalerweise sieht ein Mann in Flip-Flops eingebildet oder, nennen wir es beim Namen, schwul aus. Aber bei ihm erinnern sie mich an einen sexy Künstler in Florenz, der extra sein Atelier geschlossen hat, um mir an einem Samstagnachmittag eine Privatführung zu geben. Ja, ich habe mich verbessert: Der Mann, der vor der Haustür steht, ist in der Tat ein erwachsener Mann.
»Ich bin Chris«, sagt er mit tiefer Stimme. »Schön, dich kennenzulernen.« Er streckt mir die Hand entgegen und blickt mir dabei in die Augen.
Plötzlich bin ich völlig durcheinander, aber äußerlich ruhig reiche ich ihm die Hand. »Ich bin Krissy.« Er ergreift meine Hand, und ich merke, dass ich mir über meine Absichten ihm gegenüber etwas vorgemacht habe. Seine Augen glänzen, als er sich eine Haarsträhne hinters Ohr schiebt. »Ich freue mich auch, dich kennenzulernen.« Ich lächele züchtig. Am liebsten würde ich ihm erklären, dass ich bei Männern normalerweise nicht den ersten Schritt mache.
»Oh, um den Baum befinden sich Ziegelsteine«, sagt er und tritt auf das Gras wie ein Ingenieur, der die Grundmauern der Brooklyn Bridge examiniert. Ich erkläre ihm, dass die Ziegel die tote Eiche daran hindern, auf unser Haus zu fallen. »Ich lache leise, um seine Aufmerksamkeit wieder auf mich zu lenken. Na ja, sage ich mir, auch wenn sein Interesse mehr der Natur gilt als mir, ist eine Verabredung mit ihm immer noch besser als mit den Typen in New York, deren Interessen nur um sich selbst kreisen, oder mit den Muttersöhnchen in Italien. Ich schließe die Haustür ab, husche hinter die Garage und rufe meine Eltern an, die zum Abendessen eingeladen sind. »Mom«, zische ich, »du hattest recht, er ist unglaublich attraktiv und hat echt schöne Zähne. Wiedersehen.«
»Oh ja!«, quietscht sie. Ich lege auf.
Chris öffnet die Wagentür für mich und hält meine Hand, als ich einsteige. Ich versuche, nicht zu auffällig zu glotzen, aber das Auto ist ein Zweisitzer, und es ist sauber. Kinder sind also
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