Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge
und sie wendet sich mit einem leichten Lächeln mir zu. Ich versuche es ja , sagt mir ihr Gesichtsausdruck. Mir geht es nicht anders.
Vor ihrem Haus schlüpfe ich aus meinen Pumps, um keinen Schmutz auf ihren weißen Teppichen zu hinterlassen. Es riecht nach Knoblauch, Zwiebeln und Tomatensoße. Das muss ich Grandma lassen: Sie hat sich diesem Tag mutig gestellt und sich sogar an Grandpas Spaghettisoße – mit Hackfleisch – gewagt. »Grandma!« Ich falle fast in Ohnmacht. »Es riecht unglaublich lecker.«
Sie holt Weingläser aus dem Küchenschrank und stellt sie auf. »Ich mache mir ein wenig Sorgen, dass ich nicht fertig bin, wenn in zwei Stunden alle herkommen. Eigentlich war das ja Grandpas Aufgabe.«
»Lass mich mal probieren«, sage ich, nehme einen Teelöffel aus der Schublade und tauche ihn vorsichtig in die Soße, wie Großmutter es immer gemacht hat. »Oh, Grandma, grundgütiger Himmel!« (In manchen Momenten ertappe ich mich dabei, wie ich ihre großmütterlichen Ausrufe übernehme.) Ich werfe den Löffel in die Spüle und hole mir einen neuen aus der Schublade. »Ich glaube, die Soße ist jetzt fertig.« Sie kichert leise. Es ist das erste Mal an diesem Tag, dass ich sie wirklich fröhlich erlebe. Wir gehen zusammen in die Garage, wo Grandma sich am Geländer festhält, das Grandpa extra für sie angebracht hat. Der Raum ist perfekt aufgeräumt. Die Werkstatt befindet sich in der linken hinteren Ecke. Seit mein Großvater gestorben ist, war ich nur hier, um Getränke aus dem großen Kühlschrank zu holen, aber ich habe trotzdem jedes Mal einen Blick in diesen Lieblingsbereich seines Hauses geworfen. Grandma dreht sich um und zeigt auf die Fliegengittertür, durch die wir gerade hereingekommen sind. »Mach sie zu«, sagt sie. »Ich will dir etwas zeigen.«
Ich schließe die Tür, die Großvaters Garage von seinem Arbeitszimmer trennt. Ein Stück Schnur in der Länge eines Schnürsenkels fällt herunter, und an ihrem Ende hängt ein handtellergroßes Silberstück in Form von Grandpas Firmenlogo. Grandma blickt mich amüsiert an, als ich mich verwirrt zu ihr drehe. »Das hat er extra so gemacht, damit man weiß, dass die Tür zu ist, wenn das Logo auf Augenhöhe hängt.«
»Ahhh!« Ich öffne die Tür erneut und sehe zu, wie die Schnur im Türrahmen verschwindet. »Faszinierend!«
»Ja, nicht wahr? Ich wäre nämlich eines Tages fast gegen die Tür gelaufen, weil ich dachte, sie sei auf – es ist schwer zu erkennen!« Sie tritt an den Garagenkühlschrank und holt eine gekühlte Flasche Weißwein heraus. »Er hat immer getüftelt«, sagt sie, mehr zu sich selbst. »Es besteht kein Zweifel, der Mann war der geborene Ingenieur.«
Darin stimme ich ihr zu, wenn ich die perfekt organisierte Garage so ansehe. An der Seitenwand befindet sich eine Sammlung altmodischer Schlüssel, die er sich genau anschaute und dann mit seinen Maschinen nachbaute, einfach nur, um seinen Kopf zu beschäftigen, wenn er sonst nichts zu tun hatte. Sie sehen aus wie eine Ausstellung in einem Geschichtsmuseum. »Grandma, komm mal her«, sage ich. »Schau dir mal diesen Schlüssel an – wie schön er ist.«
»Der ist aus Italien«, flüstert sie. »Weißt du, wozu er gehört?«
Ich blicke sie fragend an.
»Zum Haus deines Urgroßvaters.«
»Hey, das Haus habe ich doch besichtigt, als ich in Rom war!«
Sie strahlt. »Ich weiß.«
Ich wandere weiter in der Garage umher, spähe neugierig in Grandpas glänzenden Werkzeugschrank, betrachte die Aschenbecher mit dem Firmenlogo, die er für die Nachwelt aufbewahrt hat, die Regale voll mit nicht verderblichen Lebensmitteln, aufgereiht wie Zinnsoldaten – eine Notwendigkeit für jeden Haushalt, der den Zweiten Weltkrieg und die Depression überstanden hat. »Grandma?« Sie folgt mir und saugt Grandpas Stärke auf, die aus jeder Ecke dringt. »Können wir seinen Pfeifenschrank mal aufmachen?«
»Oh, warum nicht«, sagt sie, als hätte ich sie gerade gefragt, ob ich vor dem Abendessen noch ein Eis haben könne. Sie entriegelt die Türen des Holzschranks, in dem mehrere Dutzend verschiedene Pfeifen auf den Regalen liegen. Ich nehme eine heraus mit einem Kopf aus einem gelben Maiskolben. Kichernd sage ich: »Diese Maiskolbenpfeifen hat er geliebt, nicht wahr?«
»Ja. Er hat sie kennengelernt, als wir in Missouri wohnten. Die Farmer dort haben Mais angebaut, und Grandpa wollte die Leute unterstützen. Aber diese hier«, sie greift in den Schrank, »war seine Lieblingspfeife.« Sie
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