Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge
meinen Mimosa und lasse mich von ihm hochziehen. »Klar.«
Ich werfe Großmutter einen Blick zu, um mich zu bedanken. Anscheinend war mir anzusehen, dass ich über meine alte Flamme geredet habe, als meine neue auf mich zukam. Sei vorsichtig , formt Grandma mit dem Mund. Mir ist klar, dass sie damit nicht nur die Bootsfahrt meint, sondern die ganze Situation, in die ich geraten bin.
4
Weiß er, was er aus seinem
Leben machen will?
Acht Monate sind vergangen, seit Grandpa im Januar gestorben ist. Grandma hat seinen Geburtstag mit einem bangen Gefühl erwartet, so wie man sich auf einen Niesanfall einstellt, der möglicherweise doch keine Erleichterung bringen wird. Grandma kann nicht wissen, wie sehr ihr der Tag zusetzen wird. Sie will keinen Kuchen – nein, auf keinen Fall, viel zu ergreifend –, sondern stattdessen Spaghetti und Familie. Das war zu schaffen, da waren wir uns alle einig. Grandma und ich gehen zur Nachmittagsmesse in der Kapelle des Pflegeheims auf der anderen Straßenseite. Da mein Großvater in Gemeindeorganisationen mit einigen Leuten aus der Verwaltung des Heims eng zusammengearbeitet hat, haben sie uns mitgeteilt, dass diese Messe anlässlich seines Geburtstags zu seinem Gedenken stattfindet.
Als ich Grandma abhole, sehe ich, dass sie beim Friseur war. Ihr Lippenstift ist dunkelrosa, und der aquamarinblaue Pullover betont ihre Augen. Sie wirkt strahlend und gut vorbereitet, als sähe sie Grandpa zum ersten Mal seit langer Zeit wieder. Ich empfinde es auf ähnliche Weise und habe mir sogar ein Kleid angezogen und Pumps. Beinahe habe ich das Gefühl, dass Großvater im Vorraum der Kirche auf uns wartet und uns schon Plätze frei gehalten hat. Sie und ich setzen uns auf dieselben Plätze, auf denen wir jeden Sonntag sitzen, auf der linken Seite in der Mitte. Die Kapelle ist, wie das Haus meiner Großeltern, vor drei Jahren gebaut worden, aber der Duft nach Weihrauch und die bunten Glasfenster vermitteln irgendwie ein Gefühl von Alter. Als Grandma und ich in unsere Reihe huschen und uns zum Gebet niederknien, fühle ich mich auf eine vertraute Art getröstet. Ich werde beschützt, und all meine Sorgen werden von mir genommen … also stimmt es doch: Grandpa ist hier. Grandma stößt einen lauten Seufzer aus. Es wird nicht leicht für sie werden. Der Priester tritt an den Altar und beginnt mit der Liturgie, und sofort bin ich so konzentriert, dass ich vergesse, warum wir hier sind.
Zwei Drittel des Gottesdienstes sind vergangen, als der Priester sagt: »Und nun zu den Bitten und Absichten in unseren Herzen. Unsere Antwort lautet: Herr, erhöre unser Gebet. « Er spricht die üblichen Themen an: Weltfrieden, Weisheit für unsere politischen Führer, die bevorstehende nationale Wahl, die Erfüllung der Bedürfnisse der Armen. Gehorsam antworte ich auf alles. Dann sagt er: »Für den geliebten George Gasbarre, dem diese Messe gewidmet ist.« Grandma und ich antworten – Herr, erhöre unser Gebet –, aber die Erinnerung daran, dass Großvater uns verlassen hat, nimmt mir beinahe die Luft. Als wir uns für das Friedenszeichen umdrehen, ergreift eine Freundin aus Großmutters Bridge-Gruppe unsere Hände und drückt sie, als spüre auch sie den Schmerz. Ihr Blick, mit dem sie uns stumm trösten will, erinnert mich an die endlose Reihe von Leuten auf Großvaters Beerdigung – viele haben uns Geschichten erzählt, die die meisten von uns gar nicht kannten; er hatte sie eingestellt, als niemand im Ort sonst Arbeit zu vergeben hatte; er hat einen Anteil am bankrotten Unternehmen eines Kollegen gekauft, um ihm wieder auf die Beine zu helfen, und Monate später verbrannten alle ihre Bestellungen; Anfang der siebziger Jahre hat er von einem Freund, der Autohändler war, einen Ford Truck für eine Geschäftsreise geliehen, und danach durfte er ihn behalten und ihn so abbezahlen, wie er es sich leisten konnte. Grandpa blieb ihm treu, indem er jahrzehntelang nur Ford fuhr.
Ich blicke mich in der winzigen Kapelle um und zähle mindestens ein halbes Dutzend Leute, denen mein Großvater geholfen hat. Als der Priester von der Kanzel heruntersteigt, tupfen Grandma und ich uns die Augen ab und versuchen, die Fassung zu bewahren. Aber schon ein paar Minuten später, als wir zum Altar gehen, um die heilige Kommunion zu empfangen, ist der Augenblick der Trauer vorüber. Jetzt ist der Moment, in dem wir stolz darauf sein sollten, dass wir sein Glück waren. Als wir wieder sitzen, reibe ich sanft Grandmas Schulter,
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