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Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge

Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge

Titel: Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Gasbarre
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Gurkenglas aufbekommen soll – oder, ha, die Weinflasche? Und würde ich das tatsächlich wollen ? Ich bin eigentlich stolz auf meine Unabhängigkeit, und sie ist nicht nur praktisch, wenn ich alleine bin. Heutzutage ist es für Männer doch von Vorteil, eine Frau zu haben, die Dinge alleine managen kann. Aber … wenn das nun nicht die Art Frau ist, die sie als gute Ehefrau wahrnehmen?
    Grandma und ich stoßen an. Sie trinkt einen Schluck Pinot Grigio, und wir setzen uns. Sie legt einen Untersetzer unter mein Weinglas und stellt eine winzige Schüssel für unsere Shrimps hin. Wir knabbern Shrimps und Cashewkerne und unterhalten uns über das, was in der vergangenen Woche vorgefallen ist.
    Mit neutraler Stimme fragt Grandma, wie es denn so mit Tucker läuft. Ich antworte, es sei alles in Ordnung, keine besonderen Vorkommnisse. »Es macht Spaß, mit ihm zusammen zu sein.« Ich zucke mit den Schultern. »Er ist einfach ein angenehmer Begleiter. Aber er ist jetzt wieder in der Schule, deshalb lebt er im Moment zwei Stunden entfernt.« Nächste Woche werde ich ihn besuchen. In der Zwischenzeit versuche ich herauszufinden, wie die Entfernung unsere Beziehung beeinträchtigt, zuätzlich zu unserem recht beträchtlichen Altersunterschied … ehrlich gesagt, es macht mir nicht viel aus. In den knapp zwei Monaten, in denen ich mit Tucker – mit dem unschuldigen, harmlosen Tucker – zusammen bin, schwanke ich ständig zwischen Zuneigung, Zerrissenheit und Ärger. Zum Glück kommt zwar Zuneigung am häufigsten vor, aber die anderen beiden Empfindungen geben mir auch zu denken. Letzte Woche rief er an. Er war bei einer Klausur beim Schummeln erwischt worden.
    »Süßer, das Semester hat gerade angefangen«, sagte ich zu ihm. »Warum greifst du jetzt schon auf die Hilfe von jemand anderem zurück?«
    »Ich habe es nicht hingekriegt«, gestand er. »Ich glaube, Chemie war das falsche Hauptfach. Hey, wenn ich am Wochenende nach Hause komme, kannst du mir dann bei den Hausaufgaben helfen?« Ich zuckte zusammen, und dann erwiderte ich, es täte mir leid, aber das müsse er schon alleine machen. Es wurde immer deutlicher, dass Tuckers mangelnde Reife sowohl die Schulbuch-Chemie als auch die Chemie zwischen uns beeinträchtigte. Ich wusste wirklich nicht, wie lange das noch gutgehen sollte.
    »Und dein Arzt-Freund?«, fragt Grandma und zieht die Augenbrauen hoch. »Hast du was von ihm gehört?«
    Sofort schiebe ich mir einen Shrimp in den Mund. Ich lächele mit den Augen, mache eine charmante Geste – Nur eine Sekunde, Grandma, es ist unhöflich, mit vollem Mund zu sprechen – und tue so, als habe sich der Baby-Shrimp in eine Riesengarnele verwandelt. Ich versuche, Zeit zu gewinnen, weil ich nicht weiß, wie ich meiner Großmutter antworten soll. Ich hatte gehofft, der Weltklasse-Chirurg würde bei Grandpas Geburtstag nicht zur Sprache kommen. Sollten wir diese Büchse der Pandora wirklich öffnen?
    Sieht so aus, denn Grandma blickt mich hoffnungsvoll an. Pfui … einen Dosenöffner bitte.
    Ich bringe sie auf den neuesten Stand: Vor zwei oder drei Wochen, kurz bevor Tucker ins College abgereist ist, hatte Chris ziemlich häufig angerufen. Die meiste Zeit war ich zum Glück weit genug von meinem Handy entfernt, aber eines Tages saßen wir gerade in tropfnassem Schwimmzeug am Strand und entspannten uns, als mein Handy klingelte. Ich ergriff es, warf einen Blick darauf und drückte den Anruf sofort weg.
    »Wer war das?«, fragte Tucker und biss von seinem Schinken-Käse-Sandwich ab.
    »Meine Mom.«
    »Du konntest noch nie gut lügen.« Er wischte sich den Mund mit dem Arm ab. »War es dieser Arzt?«
    »Tucker.«
    »Er ruft dich immer noch an.«
    »Nur manchmal. Er möchte nächste Woche mit mir essen gehen.«
    » Was?« , schreit er los und erschreckt zwei kleine Kinder, die in der Nähe eine Sandburg bauen.
    »Tucker, hör auf«, zische ich leise. »Das mache ich sowieso nicht. Ich gehe noch nicht einmal ans Telefon, wenn er anruft.«
    »Aber wenn du es tätest, dann würdest du auch mit ihm essen gehen?«
    »Tucker, natürlich nicht. Ich bin in einer Beziehung.«
    »Na ja, ich hoffe, das stimmt. Himmel, bevor ich dich kennengelernt habe, habe ich sowieso nicht gedacht, dass ich eine Chance bei dir hätte. Die Frauen in der Kanzlei deiner Mutter haben die ganze Zeit von dem ›attraktiven, reichen Chirurgen‹ geredet, mit dem du ausgehst. Wann hast du denn das letzte Mal mit ihm geredet?«
    »Mitte Juli, kurz vor seinem Geburtstag

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