Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge
womit ich sie aufheitern kann.« Er sagt, seine Großeltern seien nächsten Monat hier, weil seine Grandma eine neue Hüfte bekommt. »Sie sind aus Indianapolis, und ich habe sie hier mit ein paar guten Ärzten zusammengebracht.«
»Wie nett von dir.« Warum erzählt er mir das?
»Was hältst du davon, wenn wir einen Großeltern-Brunch organisieren?«
Meint er das ernst? »Ja, ha, ein Großeltern-Brunch.« Ich lache ein bisschen, weil ich mir meine pedantische Grandma und meine extravagante Nana nicht gut im selben Raum vorstellen kann – ganz zu schweigen in Gegenwart von jemandem wie Chris.
»Ja, genau, ein Großeltern-Brunch. Wenn du heute Abend deine Großmutter siehst, lade sie für morgen ein. Und ruf deine andere Grandma an. Ich melde mich morgen früh, damit wir in irgendeinem netten Lokal reservieren können.«
Das wird eine Katastrophe. Chris’ Großmutter ist wahrscheinlich noch sittsamer als Grandma und blickt auf uns Landeier herab. Außerdem ist mir klar, dass ich alles vorbereiten darf, weil Chris als Mann damit hoffnungslos überfordert ist. Und wenn der Brunch ein Reinfall wird, muss ich es ausbaden.
Ich kann nicht zulassen, dass dieser Großeltern-Brunch stattfindet.
Nana allerdings findet die Idee großartig. Sie sagt, sie sei seit Jahren nicht mehr bei einem Brunch gewesen – sie ist zwar bekannt dafür, dass sie gerne übertreibt, aber diese Aussage wird wahrscheinlich einen wahren Kern haben. Gemeinsam gehen wir nach oben in ihr Schlafzimmer, ich halte sie an meiner Hand. Dort öffnet sie ihren Kleiderschrank. »Such mir etwas zum Anziehen aus, Baby«, sagt sie. »Ich würde sogar Highheels tragen, um deinen Freund kennenzulernen.«
Bei Grandma dauert es ein bisschen länger, bis ich sie an Bord habe. Sie weiß nicht, ob sie in Stimmung ist, neue Leute kennenzulernen. »Ruf mich morgen früh an. Ich sage dir Bescheid, bevor du reservierst.« Aber zehn Minuten später klingelt mein Telefon, und sie sagt, es täte ihr leid, sie wolle keine Spielverderberin sein, und sie würde teilnehmen.
Und gnade dir Gott, wenn du wieder im letzten Moment einen Rückzieher machst, Christopher. Ich komme mit meinen Großmüttern zu diesem Brunch, ob du nun erscheinst oder nicht.
Ich liege noch im Bett, als das Telefon klingelt. »Dann wollen wir mal loslegen, Kris.« Es ist Chris. »Was hältst du von ein Uhr?«
Ein Uhr ist okay, erkläre ich und reserviere beim Country Club. Ich durchwühle meinen Kleiderschrank, um etwas Passendes zum Anziehen zu finden, ziehe ein weißes Hemdchen zu einem engen, mit bunten Blumen bestickten Rock an. Beim Jackett bin ich mir nicht sicher. Hektisch blicke ich mich um. Ich kann es mir nicht leisten, Nana zu spät abzuholen. Schließlich schlüpfe ich in eine pflaumenfarbene Strickjacke und in braune Pumps, die ebenfalls zum Rock passen. Puh!
Grandma wartet schon in ihrem Wagen, als ich mit Nana beim Country Club vorfahre. Wir gehen gemeinsam hinein. Der riesige Saal ist völlig leer, nicht eine Menschenseele sitzt an den Tischen. In der Nähe des Buffets befindet sich ein Tisch mit einer Reservierungskarte, auf der GASBARRE steht. Eine Kellnerin im Frack späht um die Ecke. »Sie erwarten noch drei weitere Personen, nicht wahr?«
»Ja«, antworten wir unisono.
»Sie haben doch nicht geschlossen, oder?«, frage ich. »Ich habe angerufen.«
»Nein, wir haben geöffnet. Aber Brunch ist um zwei Uhr vorbei, und wenn die anderen drei wesentlich später kommen, müssen wir leider schließen.«
»Ich verstehe, aber mein Freund ist Chirurg, und seine Großeltern kommen von außerhalb …« Ich versuche ihr zu erklären, dass Chris immer zu spät kommt und man nichts daran ändern kann, aber die Kellnerin verschränkt die Arme.
Ich wusste, dass es ein Alptraum werden würde.
»Was kann ich Ihnen zu trinken bringen?« Die Mienen von Grandma und Nana hellen sich auf.
»Nana, was möchtest du haben?«
»Ich habe seit fünf Jahren keinen Chianti mehr getrunken«, sagt sie.
»Grandma?«
»Nur einen Heidelbeersaft bitte.«
»Und ich bitte einen Mimosa.«
Grandma wirft ein: »Ja, ich hätte lieber auch einen Mimosa.«
Durch das Fenster mit Blick auf den Golfplatz sehe ich, wie die Tür zu einem großen Pick-up Truck zugeschlagen wird. Drei Schatten nähern sich dem Saal, und dann biegt schließlich Chris um die Ecke. Unwillkürlich halte ich den Atem an. Er trägt einen hellgrauen Anzug und eine Brille mit schwarzem Rahmen. Ich bin so verwirrt, dass ich mich förmlich
Weitere Kostenlose Bücher