Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge
die einfachste Methode war, einen Hinweis fallenzulassen, wohin man später noch gehen wollte. »Ohne aufdringlich zu sein, ließen wir einfach durchblicken, wo wir zu finden sein werden.« Ah, so etwas wie ein Facebook-Status-Update. »Und als ich die ersten Male mit deinem Großvater ausging, glaubte ich wirklich, dass er auch noch andere Mädchen traf. Also verabredete ich mich mit meinen Freundinnen. Schließlich wollte ich nicht zu Hause herumsitzen.« Erst Jahre später fand sie heraus, dass Grandpa sich mit seinen Kumpels immer nur in ihrer Nähe aufgehalten hatte. »Das war noch etwas, was ich von deinem Großvater gelernt habe: Wenn ich etwas wissen wollte, habe ich durch Drängen nichts erreicht. Gib einem Mann Zeit, sich zu öffnen. Dann findest du eine ganze Menge heraus.«
Gib einem Mann Zeit, sich zu öffnen. Ich lasse mir ihre Worte durch den Kopf gehen. Sie erinnern mich daran, dass selbst Monate nach einer Trennung, wenn die Wunden längst verheilt sind, etwas in deinem Herzen immer noch hofft, dass er sich meldet. Die übliche, wenn auch unwahrscheinliche Hoffnung, dass der Konflikt beigelegt werden und man wieder zueinanderfinden könnte. Gute Freunde haben mir eingebläut, dass ich Gold wert bin, und obwohl ich das mittlerweile wirklich begreife, fühle ich mich manchmal immer noch seltsam leer.
Und ich weiß, dass ein Teil von mir ihn zurücknehmen würde. Wenn er wieder anrufen würde, müsste ich mir immer noch überlegen, wie ich mich am Telefon verhalte: fröhlich oder lässig? Soll ich ihm berichten, was alles passiert ist, oder soll ich ihm weiter böse sein? Ich bin nicht bereit, erneut auf ihn zu zählen, aber ich mag ihn immer noch … und ich habe Angst, dass ich möglicherweise lange allein bleibe, wenn ich nicht lerne, Kompromisse einzugehen.
Obwohl es vielleicht besser ist, alleine zu sein, als die falsche Person an der Seite zu haben.
9
Erkenne eine offene Tür
Ende März öffnet sich auf einmal die Tür zu einer geheimen Welt, die so voller Sonne ist, dass das letzte Wintergrau vertrieben wird – sowohl auf dem Barometer als auch im Gemüt. Ich verspüre neue Energie und halte mich strikt an meine Silvester-Vorsätze – »Lebe im Jetzt, Mann!«, wie es in Wayne’s World heißt. Ich habe sogar das Gefühl, zum nächsten Schritt bereit zu sein.
Ich beginne, mir eine Wohnung in Brooklyn zu suchen, und dann auf einmal schickt Isabella, die Mutter meiner italienischen Familie, eine E-Mail, in der sie mich bittet zurückzukommen, weil die kleine Francesca mich so sehr vermisst. Ich vermisse sie auch alle, und es fällt mir schwer, das freundliche (und finanziell interessante) Angebot abzulehnen … Ich muss immer noch in der Nähe meines Heimatortes sein.
Eines Nachmittags Anfang April ruft Emma an, als ich gerade am Strand bin. »Ich habe Neuigkeiten. Bist du bereit?« Ich bitte sie, kurz zu warten, damit ich mich auf einen Felsen setzen kann; sie ist bestimmt schwanger. Mit ruhiger Stimme berichtet sie mir, dass sie im Herbst eine Tochter erwartet. Die Vorstellung, wie sie zärtlich über eine Babywange streichelt, veranlasst mich zu einem Freudenschrei. Emma erzählt, sie habe die Herztöne des Babys gehört und auf dem Ultraschall seine Finger und Zehen gesehen.
»Sie ist ein Teil von euch beiden, von dir und Sean«, sage ich. »Ich hätte geweint, wenn ich ihr Herz gehört hätte.«
»Nein, geweint habe ich nicht, aber im Ernst, Krissy … es war so cool.«
Fünfundzwanzig Jahre lang haben Emma und ich alles geteilt. Als sie vier Jahre zuvor geheiratet hat, haben Mom und ich die Brautparty ausgerichtet und den Empfang vorbereitet. Dann habe ich ihren Strauß gehalten, als sie mit dem Mann vor dem Altar stand, nach dem sie schon auf der Highschool verrückt war (heute ist er ein bekannter Koch, dem ich das Rezept für eine phantastische Salsa verdanke).
Egoistisch, wie ich bin, hatte ich gehofft, sie würde mit ihrer Schwangerschaft wenigstens so lange warten, bis ich verheiratet wäre. Dieses Baby ist die erste Erfahrung in ihrem Leben, die sie ohne mich machen wird, und die sechs Stunden Autofahrt, die uns trennen, könnte dazu führen, dass ihr kleines Mädchen und ich vielleicht nur gute Bekannte werden. Ich kann mich noch an die Sommerferien vor der achten Klasse erinnern, als wir uns geschworen haben, dass unsere Kinder uns Tante Emma und Tante Krissy nennen werden.
Zu Hause schicke ich eine Bewerbung an eine Werbeagentur außerhalb von Albany, ganz in der Nähe
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