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Liebe ist stärker als der Tod

Liebe ist stärker als der Tod

Titel: Liebe ist stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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200 Francs? 300 Francs? Noch mehr …? Und die Arztkosten gesondert? Jede Visite, jeder Händedruck von Prof. Mauron … ein großer Schein. Gleich wird ein freundlicher Herr von der Verwaltung kommen und einen Vorschuß kassieren. Wieviel Geld habe ich bei mir? 320 Francs. Das ist ein Tag. Haha!
    »Du siehst blendend aus –«, sagte er fröhlich. »Ev … du bist eine Bettschönheit!« Er bemerkte ihren Blick und verfiel in eine dumme, krampfhafte Witzigkeit. »Bouillon hat einen neuen Trick. Er schielt, wenn er beleidigt ist! Ein schielender Hund, Ponpon sagt, Bouillon könne mit ihm im Varieté auftreten.«
    »Wo hast du das blaue Auge her, Pierre?« fragte sie, ohne über Bouillons angebliches Schielen zu lachen.
    »Mir ist das Triptychon von der Staffelei gefallen und mit einer Ecke direkt ins Auge.«
    »Lüg nicht, Pierre!« Sie richtete sich etwas in den Kissen auf. »Du hast dich geschlagen!«
    »Monsieur Callac läßt dich herzlich grüßen«, sagte er. Das war ausgesprochen dämlich, denn Callacs rote Rosen standen neben ihr auf dem Tisch. »Der erste Tag bei ihm war auszuhalten.«
    »Mit wem hast du dich geprügelt, Pierre?«
    »Stell dir vor: Bouillon hat ein Bild verkauft. Ich erzähle Monsieur Callac von Bouillon, und er sagt zu mir –«
    »Du hast dich meinetwegen schlagen lassen –«
    »Das hat er auch gesagt.«
    »Pierre!«
    »Ev –«
    Sie sahen sich an, und es war vorbei mit allen Lügen und allem Verstecken. Was in ihren Blicken lag, hatte nur Platz in ihren reinen Herzen.
    »Ja –«, sagte Pierre. »Heute früh. Wir haben sie gefunden. Wladis Kollegen haben sie ausgeräumt. Ich bin nur deshalb dazwischen geraten, weil Bouillon abgestochen werden sollte. Er hat wie ein Held gekämpft. Er muß das Herz eines Löwen haben.«
    »Versteck dich nicht hinter dem kleinen Bouillon.« Sie spielte nervös mit den Astern und zerrupfte einige Blüten. »Sie hätten dich zusammenschlagen können! Sie hätten dich für alle Zeit entstellen können, mit ihren Schlagringen, Messern oder was sie sonst noch haben! Hast du nicht an mich gedacht?«
    »Nur an dich, Ev!«
    »Rache! Ganz primitive Rache war das, Pierre! Und wenn sie dich zum Krüppel geschlagen hätten?«
    Er atmete tief auf und hielt ihre Hände fest, die die Blumen zerpflückten. »Hast du Angst um mich, Ev?« fragte er. »Hast du wirklich Angst um mich?«
    »Natürlich habe ich Angst um dich, du Idiot!« sagte sie. Es klang böser, als es gemeint war. Und es war die merkwürdigste und zugleich die ehrlichste Liebeserklärung, die ein Mensch geben konnte. »Du bist kein Mensch der Gewalt.«
    »Das bin ich wahrhaftig nicht.«
    »Und darum mag ich dich, Pierre –«
    Es war die zweite Liebeserklärung. Womit habe ich soviel Glück verdient, dachte er. Soviel Glück … und soviel Flucht vor diesem Glück?! Was ich von mir verlange, wird bald für einen Menschen nicht mehr erträglich sein. Es übersteigt jegliche Kraft, die in uns eingebettet ist.
    Es klopfte. Die Stationsschwester steckte den Kopf ins Zimmer. Ihr Kopf war unnatürlich gerötet und sie schien sehr erregt zu sein.
    »Monsieur –«, sagte sie mit einer Stimme, in der ein Gewitterhimmel voll Groll lag. »Können Sie für einen Augenblick hinauskommen?«
    »Aber ja.« Pierre sprang auf. »Was ist denn los, Schwester?«
    »Die Station ist blockiert. Keiner kann heraus, keiner herein. Es ist ein Rätsel, wie er ins Haus gelangt und bis in die zweite Etage gekommen ist. Der Assistenzarzt Doktor Andrès ist bereits verletzt –«
    »Um Gottes willen!«
    Pierre rannte hinaus. Als er die Tür zuwarf, hörte er noch, wie Ev lachte. Sie lachte glockenhell und ungehemmt und füllte mit diesem Lachen ihr Zimmer aus.
    Am Eingang der Station P II stand breitbeinig, fletschend und keinen Millimeter vor Fäusten und erhobenen Besenstielen wankend, der häßlichste Hund von Paris.
    *
    Doktor Andrès, ein langer, dürrer Arzt, im Krankenhaus bekannt als der eleganteste Mann, der nur Maßanzüge von Cardin trug, und den man nie außer Fassung gesehen hatte, lehnte an der Wand nahe der zweiteiligen geöffneten Glastür und rührte sich nicht. Sein linkes Hosenbein zeigte einen häßlichen Riß; er hatte das Bein hochgezogen und umklammerte mit beiden Händen das Schienbein.
    »Eine Tetanus«, schrie er die Schwestern an, die sich ebenfalls nicht von der Stelle rührten. »Zum Teufel, ziehen Sie eine Tetanus auf! So ein Scheißhund!«
    Die Station P II stand erstarrt. Man hatte nie für möglich

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