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Liebe ist stärker als der Tod

Liebe ist stärker als der Tod

Titel: Liebe ist stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Pierre. In vier Tagen wird sie draußen sein, wenn ich Professor Mauron meine Taschen zeige.
    »Nun zur Verwaltung.« Mauron starrte Bouillon an und schüttelte den Kopf. Der häßlichste Hund von Paris schielte wieder, diesesmal liebevoll, als verstünde er jedes Wort. »Ich kümmere mich sonst nicht darum, aber hier ist etwas zu klären. Sämtliche Klinikkosten sind heute mittag im voraus über zwei verschiedene Anwälte bezahlt worden. Anonym.«
    »Das … das ist unmöglich …«, sagte Pierre fassungslos.
    »Sie können uns darüber nichts sagen? Haben Sie bei einem Ihrer Anwälte für solche Fälle einen Dauerauftrag?«
    »Ich bestimmt nicht, Herr Professor.«
    »Um so rätselhafter, Monsieur. Die Anwälte geben keine Auskunft.« Professor Mauron beugte sich über seinen Schreibtisch und zog ein Kuvert zu sich. »Vor einer Stunde traf eine dritte Bezahlung ein. Diesesmal mit Adresse. Ein Scheck von einem Fürst W.A. Globotkin.«
    »Wladimir Andrejewitsch …«, sagte Pierre gerührt.
    »Den kennen Sie, Monsieur?«
    »Er ist mein Freund.« Pierre streichelte Bouillons Kopf und merkte nicht, wie seine Hand dabei zitterte. »Sie haben für Ev gesammelt … es gibt doch noch Freunde auf der Welt …«
    »Gesammelt?« fragte Mauron gedehnt.
    »Fürst Globotkin, das heißt Wladi, ist Taxifahrer.«
    »Ach so.« Professor Mauron nickte. Wer kennt in Paris nicht die Exilrussen?! »Und die anderen anonymen Herren? Wessen Scheck sollen wir nun annehmen? Das war eigentlich die Frage, die ich Ihnen stellen wollte, Monsieur.«
    »Einen der anonymen, Herr Professor.« Pierre erhob sich und drückte Bouillon an seine Brust. »Wissen Sie, was Glück ist, Herr Professor?«
    »Glück ist vielschichtig, Monsieur, und durchaus individuell.«
    »Wenn man weiterleben möchte … ist das Glück, Herr Professor?«
    Mauron sah Pierre de Sangries etwas verblüfft und dann nachdenklich an. »Eine solche Frage sollte ein Greis am Ende seiner Tage stellen, Monsieur. Sie haben noch alle Vorrechte der Jugend für sich.« Er stand hinter seinem Schreibtisch auf und kam um ihn herum. Bouillon knurrte nicht, ein sichtbares Zeichen, daß er Mauron zu den Wesen rechnete, denen man vertrauen und nicht die Zähne zeigen konnte. »Gestatten Sie eine höchst private Frage, Monsieur?«
    »Natürlich, Herr Professor.«
    »Sie haben kein Geld? Und Mademoiselle Bader auch nicht?«
    »Wir haben bis zum nächsten Ersten genau 320 Francs. Ich bin Maler, Herr Professor.«
    »O je.«
    »Sie sagen es.«
    »Und Sie haben keine Ahnung, wer Ihre anonymen Gönner sind?«
    »Nicht die geringste.« Pierre lächelte schief und etwas traurig. »Ich habe nie Gönner gehabt. Bis auf Madame Coco.«
    »Vielleicht sie?«
    »Ausgeschlossen!« Pierre lachte verschämt. »Sie kennen petite mère nicht, Herr Professor. Auf dem Gemüsemarkt feilscht sie um drei Sou. Wenn die Marktfrauen sie von weitem sehen, bekreuzigen sie sich und beten, daß Madame an ihrem Stand vorübergeht. Sie könnte niemals die Rechnung bezahlen.«
    »Dann wird es immer ein Rätsel bleiben.« Professor Mauron verzichtete darauf, Pierre die Hand entgegenzustrecken. Bouillon schielte zwar, aber abwartend und schätzend.
    »Was malen Sie, Monsieur.«
    Pierre blieb an der Tür stehen. »Die Sonne. Die Sonne über dem Land. Die Glut, die Leben heißt.«
    »Wie van Gogh.«
    »Aber ich werde mir – wie er – nie selbst ein Ohr abschneiden und braten.«
    »Danach sehen Sie auch nicht aus, Monsieur.« Professor Maurons Lächeln hatte etwas Väterliches. Es war kein Mitleid, und das tat gut. »Wollen wir den anonymen Spendern nicht einen Streich spielen? Ich lasse alle Schecks zurückgehen, und Sie malen bei mir alle Kosten ab?«
    »Sie wissen nicht, worauf Sie sich da einlassen, Herr Professor.«
    Pierre de Sangries drückte Bouillon so fest an seine Brust, daß er protestierend schnaufte. »Ich bin vielleicht der unbegabteste Maler von Paris … wie Bouillon der häßlichste Hund von Paris ist.«
    »Und trotzdem hat er ein paar Menschen gefunden, die ihn lieben. Warum sollen Sie nicht ein paar Menschen entdecken, die Ihre Bilder mögen? Bringen Sie morgen eines Ihrer Werke mit. Was malen Sie zur Zeit?«
    »Ev …«, sagte Pierre leise. »Nur Ev, Herr Professor. Die Sonne und Ev –«
    »Das ist doch ein wundervolles Motiv.« Professor Mauron nickte Pierre zu. »Wenn Sie so malen, wie Sie lieben können, wird einmal die ganze Welt von Ihnen sprechen.«
    Wie betäubt verließ Pierre das Zimmer. Draußen, auf

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