Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe ist stärker als der Tod

Liebe ist stärker als der Tod

Titel: Liebe ist stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Pierre?«
    »Du bleibst, Pierre!« befahl Madame.
    »Petite mère –«
    »Sag dieses Wort nicht mehr zu mir! Wenn du weggehst, werde ich ein Drachen sein!«
    »Was ändert sich da?« sagte Wladi ruhig.
    »Zum Teufel, ich wünschte, Fürst, Sie würden meinen Kuchen wieder auskotzen!« schrie Madame. Sie lief zur Tür und baute sich in ihr auf. Es war wirklich ein Problem, sie zu überwinden, ohne sie anzufassen, wegzuheben oder gar mit Gewalt herumzuschleifen.
    »Sie haben Ev überfallen, um ihr das goldene Kreuz vom Hals zu reißen«, sagte Pierre langsam. »Sie hat es verteidigt, das Kreuz, und sie hat dabei ihr Kind verloren, Madame. Ihr Leib ist voller Hämatome, und der Arzt hat gesagt, sie habe Glück gehabt, daß keine inneren Verletzungen erfolgt sind. Sie haben Ev in den Bauch getreten, Madame … getreten, nicht geschlagen – Bitte, machen Sie die Tür frei …«
    Madame Coco starrte Wladimir Andrejewitsch an. Ihr Unterkiefer hing herab, ihre noch immer schönen Augen irrten in ihren Höhlen, als erlitte sie selbst diese Qualen.
    »Getreten?« sagte sie dumpf. »Getreten?«
    »Ja –«
    Sie trat zur Seite und gab die Tür frei. »Gott mit dir, mein Junge«, sagte sie mit einer völlig fremden, zutiefst mütterlichen, schwankenden Stimme. »Es ist falsch, was ihr macht, das wißt ihr selbst … aber die ganze Welt ist falsch geworden. Die Vernunft kennt sich da nicht mehr aus –«
    Sie nickten, gingen an Madame vorbei in den Flur, und Pierre drehte sich plötzlich um, kam zurück und küßte Madame auf den wie immer grell geschminkten, gegen das Alter protestierenden Mund.
    Dann liefen sie hinaus zu Globotkins Taxi.
    *
    Aus dem Polizeibericht des 14. Arrondissement, 01 Uhr 17. Berichterstatter Polizei-Leutnant René Branne:
    »Um 0.22 Uhr wurde das Revier von einem anonymen Anrufer verständigt, daß in dem Jugendheim ›Jeunesse 2000‹ großer Lärm herrsche und es anscheinend zu einer Schlägerei gekommen sei. Zwei Funkwagen rückten daraufhin aus und trafen um 0.35 Uhr vor dem Jugendheim ein. Vor dem Heim und in dem Heim herrschte Ruhe, die Straße war leer von Passanten. Keine äußeren Anzeichen einer Gewalttätigkeit. Was auffiel, war eine um diese Zeit und in dieser Gegend verhältnismäßig große Ansammlung von Taxis, die sich aber sehr schnell auflöste. Es wurde später festgestellt, daß im Bistro ›À la Créoîe‹ auf dem Boulevard du Montparnasse 122 eine größere Gesellschaft aufgebrochen war, was diese Taxiansammlung erklärt.
    Beim Betreten des Jugendheimes ›Jeunesse 2000‹ fanden die Beamten vor:
    a) eine völlig demolierte Inneneinrichtung,
    b) zwölf Jugendliche, ohne Ausnahme besinnungslos geschlagen. Mehrere davon so verletzt, daß ihre Einweisung in das Hospital N. D. de bon secours notwendig war. Drei der Jugendlichen – Namen im Anhang – waren besonders schwer verletzt.
    c) An die weiß gekalkte und mit Rockstar-Fotos beklebte Kellerwand hatte jemand mit einem roten Fettstift geschrieben:
Die Nemesis, die Nemesis kommt schneller als ein dünner Schiß. (Der Sinn der Worte wird von Experten noch überprüft.)
    d) Auf der Brust eines jeden der Besinnungslosen lag ein kleines buntes Heiligenbild, wie es von den Kirchen und Priestern an Kinder verteilt wird. Das Bild zeigte die Heilige Barbara, die Schutzpatronin der Artillerie. (Diese merkwürdige Dekorierung der Zusammengeschlagenen wird gegenwärtig untersucht.)
    e) Keiner der Verletzten war, nachdem sie aus ihrer Besinnungslosigkeit erwacht waren, bereit, etwas zu Protokoll zu geben.
    Die Verhöre werden um 07 Uhr im Hospital und auf dem Revier, auf das die weniger Verletzten verbracht wurden, fortgesetzt.
Zusatzbemerkung Nr. 1: Die Spurensicherung ergab keine Hinweise auf die Täter.
Zusatzbemerkung Nr. 2: Sämtliche Verletzten verzichten auf eine Anzeige.
    Zusammenfassung: Es handelt sich um eine äußerst mysteriöse Sache, die mit völligem Stillschweigen zugedeckt werden soll. Das Revier wird die Angelegenheit bevorzugt untersuchen.
    René Branne, Leutnant«
    Gegen 2 Uhr morgens kehrten Wladimir Andrejewitsch und Pierre in die Rue Princesse zurück. Madame war noch auf, saß wie ein massiges Standbild in der hell erleuchteten Küche, hatte einen riesigen Topf Kaffee gekocht und zwei Flaschen Kognak bereitgestellt.
    Mit drei Taxis kamen sie an … einige russische Chauffeure, Pierres Freunde und Bouillon, der häßlichste Hund von Paris. Er war plötzlich im 14. Arrondissement aufgetaucht, und Pierre behauptete,

Weitere Kostenlose Bücher