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Liebe ist stärker als der Tod

Liebe ist stärker als der Tod

Titel: Liebe ist stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wir es waren. Schlaf weiter!«
    Callac begriff nichts, und schlafen konnte er auch nicht mehr. Er saß im Bett und grübelte darüber nach, ob Cosima Lebrun einen Psychiater brauchte.
    »Die Sache spitzt sich zu«, sagte Wladimir Andrejewitsch, setzte sich auf Evs Bett, gab Bouillon einen Kuß auf die Stirn und suchte in der Jackentasche nach Zigaretten. »Hast du von fünf bis acht ein Alibi, Pierre?«
    »Ich war bei Ev im Hospital.«
    »Dann bist du fein heraus.« Fürst Globotkin steckte sich die Zigarette an. »Zwischen fünf und acht heute abend ist Jules Chabras im Vorgarten von Château Aurore erschossen worden.«
    *
    Die Morgenzeitungen brachten es in großer Aufmachung. Schließlich war die Familie Chabras eine der hundert Familien, die Frankreich insgeheim beherrschen.
    Die Polizei hatte keinen Verdacht, Fernand Chabras äußerte politische Motive von linksradikaler Seite, Mama Myrna Chabras lag mit einem Schock im Bett, und drei Ärzte kümmerten sich um sie.
    Der Tatbestand war denkbar einfach: Jules hatte seine Bluthunde im Garten ausgeführt, vor dem Gittertor hatte ein Auto gehalten, es war nur ein Schuß gefallen, aber der saß genau zwischen den Augen. Ein Schuß mit einem Gewehr, denn mit keiner Handfeuerwaffe konnte man auf diese Entfernung so präzise treffen.
    Der Butler James konnte berichten – er verlor auch hier nicht seine unterkühlte britische Distanz –, daß der Tatwagen ein großer Citroën gewesen war. Wieviel Citroëns fahren in Paris herum!
    Für Madame Coco, die während eines opulenten Frühstücks vier Zeitungen las, war der Bericht über den Tod Jules Chabras' nicht so aufregend wie das Hereinstürmen des Fürsten Globotkin. Er warf ihr einen Umschlag auf den Tisch, Absender Hôpital Laennec, und griff nach Madames großer Kaffeetasse.
    »Das hat man heute in die Zentrale gebracht«, sagte er. »Unser Scheck für Ev. Und die Mitteilung: Alle Kosten bezahlt.«
    »Das ist nicht wahr!« Madame fegte die Zeitungen vom Tisch und riß das Kuvert an sich. Ihr dickes Gesicht, noch nicht endgültig mit allem Puder und Rouge belegt, das es erträglich machten, verbreiterte sich noch mehr. »Sie haben das akzeptiert, Fürst?«
    »Natürlich nicht. Ich habe die Verwaltung angerufen. Die Kosten sind für zehn Tage im voraus bezahlt von einer Bank. Die Crédit Lyonnais.«
    »Das ist Callac, ein hinterhältiger Schuft!« sagte Madame Coco bitter. »Er hat ein Konto bei der Crédit Lyonnais, ich weiß es. Mit üblen Tricks ist es ihm doch noch gelungen, uns alle auszustechen. Pierre wird uns genaueres sagen, wenn er von Callac zurückkommt. Oh, ich werde Callac zerschmettern! Da hilft auch nicht, daß er vielleicht heute ein Bild von Pierre kaufen wird.«
    Wladimir Andrejewitsch zog es vor, das Haus schnell wieder zu verlassen, bevor Madames heilige Rache den Morgenrock zersprengte.
    Ganz anders begann der Tag bei Marius Callac.
    Übernächtig saß er in seinem kleinen Büro, als Pierre mit dem in ein Tuch eingeschlagenen Bild die Gemäldegalerie betrat und in das verborgene Fernsehauge blickte.
    »Guten Morgen, Monsieur«, sagte er und wußte, daß Bild und Ton nun vor Callac auf dem kleinen Fernsehschirm erschienen. »Soll ich das Bild gleich auf die Staffelei stellen?«
    Das war eine Eigenart von Callac, diese Betrachtungsstaffelei. Bot man ihm ein Bild an, wurde es mitten in der Galerie auf dieses Holzgestell gestellt, und Callac begann, von ehrfürchtigem Schweigen umgeben, das Bild von allen Seiten zu betrachten, neigte den Kopf, reckte das Kinn, ging in die Hocke, stellte sich auf die Zehenspitzen, bezwinkerte es aus spitzen Winkeln, kniff die Augen zu Schlitzen zusammen und machte aus den Händen eine Röhre, durch die er das Gemälde geradezu anvisierte. Solcherart begutachtete Maler brachen meistens in Schweiß aus und behaupteten später, unter Callacs Blicken habe sich die Leinwand frierend zusammengezogen und ganze Farbteile seien abgesprungen.
    Allerdings waren dieser Meinung nur diejenigen Maler, die Callac dann nach der eingehenden Betrachtung abgelehnt hatte.
    »Nein! Kommen Sie nach hinten, Pierre!« hörte er Callacs Stimme. »Stellen Sie das Bild an die Wand. Es hat Zeit.«
    Im Büro roch es nach starkem Kaffee und Kognak. Callac hatte sich nicht die Mühe gemacht, seine Mundhöhle mit dem Eukalyptusspray einzusprühen, er war sichtlich verwirrt.
    »Ist Madame Lebrun krank?« fragte er. »Ich mache mir große Sorgen um sie. Sie hat nachts Halluzinationen von

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